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Sturms Flug

Sturms Flug

Titel: Sturms Flug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Quandt
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Ladefläche geschleudert, wobei er sich brennende Abschürfungen zuzog. Der Schläger lachte.
    Am Steuer musste ein Wahnsinniger sitzen, denn er nahm die kurvige Strecke mit unangemessen hohem Tempo. Der Transporter machte einen Bocksprung nach dem anderen, schlingerte hin und her, während der Motor unter Dauerstress stand; der Wagen wurde gestoppt, brachial beschleunigt, genauso brachial gebremst, dann wurde abermals das Gaspedal bis zum Bodenblech durchgetreten. Omar wurde zum Spielball der Fliehkraft.
    »Stopp!«, brüllte der Schläger nach einer gefühlten Ewigkeit.
    Gummi radierte über Asphalt, als der Fahrer den Wagen zum Stehen zwang.
    »Hier endet die Reise, mein Freund. Jetzt kommt der lustige Teil.« Der Schläger lachte boshaft, öffnete die Tür, sprang hinaus und zerrte Omar hinter sich her.
    Er wurde eine Treppe hinaufgetrieben, deren Stufen offenbar aus metallenen Gitterrosten bestanden. Die Konstruktion war, wie es schien, außen an einem Gebäude angebracht, was in ihm sofort die Vorstellung an eine Feuerleiter weckte. Der Wind pfiff eisig, während ihm immer mulmiger zumute wurde, je höher er stieg.
    »Was wollt ihr von mir?«, rief er auf Somali.
    Die Antwort war ein Fausthieb in die Nieren, dann brüllte ihm der Schläger direkt ins Ohr: »Weiter, du kleine Pissnelke! Oder ich stülpe dir das Innerste nach außen!«
    »Herr Strasser!«, empörte sich der Kerl mit der Karohose. »Ich bitte Sie, der Mann ist wehrlos!«
    »Na und? Macht es deshalb weniger Spaß, ihn zu piesacken? Ich finde nicht!«
    Endlich erreichten sie das Ende der Treppe, und Omar spürte Kies unter den Füßen. Er witterte, dass er sich auf dem Dach eines Hauses befand, auf einem Flachdach, in schwindelerregender Höhe, denn der Wind blies hier noch heftiger.
    »Weiter!«
    Die beiden Männer nahmen ihn in die Mitte, indem sie sich rechts und links bei ihm unterhakten. Nun ging es langsamer vorwärts, fast bedächtig. Seine Angst nahm zu.
    »Halt!«
    Er wurde jäh zum Stehen gebracht, genau an der Dachkante. Die Tiefe war förmlich spürbar. Er atmete schwer, spannte jeden Muskel an, verkrampfte sich.
    »Was wollt ihr von mir?«, rief er erneut auf Somali. Hastig setzte er auf Deutsch hinzu: »Schließer, ich will raus!«
    Die beiden Männer schoben ihn nach vorn, und im nächsten Moment ließen sie ihn los.
    Das Blut gefror ihm in den Adern. Er hatte keinen festen Boden mehr unter den Füßen. Stattdessen musste er auf einer wackeligen schmalen Holzplanke stehen, die über die Dachkante hinausragte.
    Er schrie gellend auf, verlor das Gleichgewicht und …
    Kräftige Finger krallten sich von hinten in seinen Hosenbund und hielten ihn fest.
    Papier raschelte. Schließlich sagte der Karomann in gebrochenem, kaum verständlichem Somali: »Unter deinen Füßen geht es zwölf Stockwerke in die Tiefe. Wenn du fällst, wirst du sterben, und wir werden deine Überreste an die Schweine verfüttern.«
    Omar stieß einen Laut des Entsetzens aus. Er begriff, dass ihm soeben eine vorgefertigte Botschaft verlesen worden war. Was er nicht begriff, war, warum man ihn auf einmal umbringen wollte, anstatt ihn zu seinem Bruder zu bringen.
    Die Planke unter seinen Füßen schwankte und knarrte bedenklich. Er bemühte sich, das Gleichgewicht zu halten, doch um ihn herum schien sich alles zu drehen, und wäre nicht die Hand an seinem Hosenbund gewesen, wäre er längst in die Tiefe gestürzt.
    Plötzlich war das Klingeln eines Mobiltelefons zu hören.
    Der Schläger sagte etwas, dann langte er mit dem Arm über Omars Schulter und hielt ihm das Gerät vor das Gesicht.
    Gedämpft durch den Jutesack, hörte er eine Stimme. Es war die von Asad, seinem geliebten Bruder.

Kapitel 44
    Noch fünf Minuten bis zur Stürmung von Flug SWX 714
    Asad wütete. Er schleuderte das Mobiltelefon von sich, sodass es über den Boden schlitterte und unter einem Sitz liegen blieb.
    Mara wich vor ihm zurück, als ihr klar wurde, dass er sich niemals ergeben würde, auch dann nicht, wenn er damit die Exekution seines Bruders besiegelte. Ihr gesamter Plan hatte auf der Annahme basiert, dass Asad seinen Bruder abgöttisch liebte und bereit war, alles für ihn zu tun. Weshalb hätte er sich sonst in ein anderes Land begeben sollen, auf einen anderen Kontinent, um eine Passagiermaschine zu entführen und ein Wahnsinnsspiel zu spielen? Folglich war sie davon ausgegangen, dass er klein beigeben würde, um Omar zu retten, schließlich hatte er sich sogar drei Finger für ihn

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