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Sturms Jagd

Titel: Sturms Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Quandt
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einen Reservekanister gefüllt, damit Mara ihre Ente wieder flottmachen konnte. Sie hatte Lohmann von der gestrigen Havarie erzählt, allerdings unter Aussparung sämtlicher Details, die mit Unterwäsche zu tun hatten.
    Das Verdeck des Wagens war offen, und der frische Fahrtwind tat ihnen gut, denn er wirkte sowohl gegen Maras Müdigkeit als auch gegen Lohmanns Übelkeit. Trotzdem waren beide reichlich angefressen, zum einen wegen des grässlichen Anblicks einer Leiche ohne Zunge, zum anderen, weil inzwischen feststand, dass Pjotr Petrow die ganze Nacht nicht nach Hause gekommen war, womit die einzige heiße Spur, die zu Laura hätte führen können, schlagartig kalt geworden war.
    »Das Herausschneiden der Zunge ist übrigens die Strafe für Verräter«, wiederholte Mara ihr Wissen, mit dem sie vorhin Eisenschädel Kunze darüber aufgeklärt hatte, aus welchem Personenkreis der oder die Mörder Werner Baumeisters stammen könnten. Lohmann hatte davon nichts mitbekommen, da er zu diesem Zeitpunkt zwischen den Brombeersträuchern zugange gewesen war.
    »Das heißt«, fuhr sie fort, »es war einmal die Strafe für Verräter, in der Roten Armee, früher, kurz nach dem Ersten Weltkrieg. Anschließend wurden die armen Schweine mit einem Genickschuss hingerichtet. Und jetzt kommt’s: Angeblich pflegt man diesen Brauch in russischen Unterweltkreisen noch heute. Erst Zunge raus, dann Tod dem Verräter.«
    »Woher wissen Sie nur all diese Dinge?«
    Das hier hab ich von meinem Bruder , dachte sie. Und wenn sich jemand im Ganovenmilieu auskennt, dann er. »Berufserfahrung«, sagte sie vage.
    Den Rest der Fahrt ließen sie sich den Wind um die Nasen wehen, jeder seinen eigenen Gedanken nachhängend, bis sie am Abstellort der Ente ankamen.
    »Soll ich warten?«, bot Lohmann an, als sie nach dem Reservekanister griff und ausstieg.
    »Danke, ist nicht nötig. Fahr nach Hause und leg dich hin. Ich werde das ebenfalls tun.«
    »Und wenn sie nicht anspringt?« Damit war die Ente gemeint.
    »Wird nicht passieren. Hat mich noch nie im Stich gelassen. Außer gestern, aber das habe ich selbst verschusselt.«
    Lohmann wartete trotzdem. Er stellte den Motor ab und schaute ihr dabei zu, wie sie den Inhalt des Kanisters in den Tank füllte, wobei sie sich bemühte, nicht das vornehme Kleid zu beschmutzen, in dem sie völlig verändert aussah. Danach stieg sie auf der Beifahrerseite ein – merkwürdig –, und Lohmann bekam viel nacktes Bein zu sehen. Ihre gebräunte Haut weckte augenblicklich erotische Fantasien in ihm, genau wie ihr kastanienfarbenes Haar, das sie hochgesteckt hatte zu einem provisorischen Knoten, aus dem der Fahrtwind ein paar einzelne Strähnen herausgezerrt hatte; die hingen ihr nun lose ins Gesicht.
    »Fahr heim!«, forderte sie ihn auf, nachdem sie die Seitenscheibe hochgeklappt hatte.
    Er rührte sich nicht.
    Sie machte ebenfalls keine Anstalten, den Motor anzulassen, sondern öffnete das Handschuhfach und griff nach ihrem Mobiltelefon. Kurz nach dem Einschalten wurde sie mit der Nachricht begrüßt, fünfzehn Nachrichten auf der Mailbox zu haben. Gerade als sie feststellen wollte, wer da so hartnäckig versucht hatte, sie zu erreichen, klingelte es. Die angezeigte Nummer war ihr unbekannt. Dennoch nahm sie das Gespräch an.
    »Ja, bitte?«
    »Frau Sturm, sind Sie das?«
    »Natürlich bin ich das. Ist schließlich meine Nummer. Und wer sind Sie, wenn ich fragen darf?«
    »Garbrecht, Gernot Garbrecht junior. Sie haben mich gestern Nachmittag in meinem Büro besucht, zusammen mit dem jungen Mann von der Staatsanwaltschaft, wissen Sie noch?«
    »Natürlich. Sie wollten für uns herausfinden, wann und wo Laura in letzter Zeit geputzt hat. Dazu mussten Sie erst die Stundenabrechnungen suchen, die Aufschluss …«
    Er unterbrach sie abrupt. »Richtig, sehr richtig. Aber deswegen rufe ich nicht an. Sie ahnen ja gar nicht, was hier letzte Nacht passiert ist.«
    »Nämlich?«
    »Stellen Sie sich vor, bei mir wurde eingebrochen. In mein Büro, ist das zu fassen? Die Täter haben alles durchwühlt, hier sieht es aus wie auf einem Schlachtfeld.«
    Dann hat sich nicht viel verändert. »Hören Sie, Herr Garbrecht, das tut mir wirklich leid, aber da bin ich der falsche Ansprechpartner. Wenn Sie einen Einbruch anzeigen möchten, wenden Sie sich bitte an die Vermittlung des Polizeipräsidiums. Oder wählen Sie von mir aus die Ein-eins-null und …«
    Wieder fiel er ihr ins Wort und schnatterte wie ein Ganter: »Alles auf den Kopf

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