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Sturms Jagd

Titel: Sturms Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Quandt
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Petrow, doch innerlich kochte er. Dieser Typ ging ihm auf die Nerven mit seiner Fragerei. Misstrauischer Bastard! Wenn die Bank erst unter Kontrolle war, schwor er sich, würde er dem Kerl das Maul stopfen. »Klar, Laura hat mir die Formulare besorgt. Gleich nachdem feststand, dass sie fürs Erste ausfallen würde.«
    »Woher kennst du Laura eigentlich?«, wollte Ingo übergangslos wissen.
    »Wie meinst du das, woher ich sie kenne?« Petrow begann zu schwitzen. Dieser Sukin Sin ließ einfach nicht locker. Er überlegte, ob er ihn nicht auf der Stelle fertigmachen sollte, doch der Typ sah nicht so aus, als ob man ihn ohne viel Krach ausschalten konnte. Verbrachte wahrscheinlich die Hälfte des Tages im Fitnessstudio. Poser. »Ich kenne sie schon eine halbe Ewigkeit. Von früher, aus der Schule.«
    Ingo starrte Petrow mit unverhohlener Ablehnung an. Und mit Skepsis. Er studierte Kunst, genau wie Laura, und er war ihr Freund, wenngleich ihre Beziehung niemals die platonische Ebene verlassen hatte, was Ingo sehr bedauerte; er war in Laura verliebt, doch sie hatte ihm unmissverständlich klargemacht, dass ihre Gefühle nicht über Freundschaft hinausreichten. Dennoch, sie gingen gemeinsam ins Kino, saßen einmal in der Woche zusammen und plauderten, spielten Monopoly oder schauten fern. Hin und wieder sprang er sogar als Babysitter für Vincent und Mona ein. Kurzum, wenn einer mit Lauras Gewohnheiten vertraut war, dann er, Ingo. Umso argwöhnischer machte ihn dieser Pjotr, der aus dem Nichts auftauchte und behauptete, ihr langjähriger Freund zu sein. Laura hatte niemals einen Pjotr Petrow erwähnt. Außerdem hatte Ingo während der letzten drei Tage ununterbrochen versucht, sie zu erreichen, doch sie war weder ans Telefon gegangen, noch hatte sie die Tür geöffnet, als er sie gestern Abend besuchen wollte. Sie wurde von einer Sommergrippe geplagt? Lächerlich! Wenn Laura in der Vergangenheit krank geworden war, hatte sie ihn immer als Ersten angerufen.
    Irgendetwas stimmte nicht mit diesem Petrow. Eine Sicherheitsüberprüfung dauerte für gewöhnlich acht Wochen, Minimum. Ingo selbst hatte sogar elf Wochen in der Warteschleife gehangen. Wieso sollte das Ganze bei Petrow innerhalb weniger Tage über die Bühne gegangen sein?
    Er beschloss, den Kerl auf die Probe zu stellen. »Ach, du bist also gemeinsam mit Laura zur Schule gegangen? War das vor der achten Klasse oder nachher?«
    »Keine Ahnung. Weiß ich doch jetzt nicht mehr.«
    »Du musst doch wissen, ob du in Aachen zur Schule gegangen bist oder in Köln.«
    Petrow schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. »Ach, das meinst du. Ja, klar, dann war es wohl vor der achten Klasse. Genau, ich kenne Laura aus Aachen. Hat mir damals echt leidgetan, als sie mit ihren Eltern weggezogen ist. Egal, jetzt haben wir den Kontakt ja wieder aufgefrischt.«
    Ingo musterte Petrow lange. Der Typ sah nicht nur aus wie ein Schläger, er war auch noch ein Lügner, denn Laura war noch nie in ihrem Leben in Aachen gewesen, geschweige denn, dass sie dort zur Schule gegangen wäre. Ingo wusste das mit ziemlicher Sicherheit, da sie oft darüber gesprochen hatte, dass sie gern einmal die alte Kaiserstadt mit ihrem schmucken Dom besuchen würde, insbesondere, wo sie doch höchstens eine Autostunde entfernt war. Pjotr log also, doch die Frage war, was er damit bezweckte?
    Die einzig logische Erklärung kam Ingo eine Sekunde später, und die Erkenntnis raubte ihm fast den Verstand. Plötzlich wurde ihm klar, warum Laura schon seit Tagen nicht mehr zu erreichen war.
    Weil sie ihm bewusst aus dem Weg ging. Nur deshalb hatte sie eine Sommergrippe vorgetäuscht und ließ sich von Petrow vertreten. Und das wiederum konnte nur eins bedeuten: Laura und Petrow hatten etwas miteinander, aber sie war zu feige, es zuzugeben! Sonnenklar, es passte alles zusammen.
    »Würdest du bitte den Teppich im Schalterraum saugen?«, stammelte Ingo mechanisch. Er bemühte sich, Haltung zu bewahren, scheiterte jedoch kläglich.
    Petrow nickte, ergriff den großen Industriestaubsauger und verschwand auf den Korridor. Diesem folgte er, vorbei an den zahlreichen Büros, vorbei am Aufenthaltsraum für die Belegschaft, an dem Lift, der einen in die oberen Stockwerke brachte oder nach unten in die Katakomben, wo sich der Tresorraum mit der unbezwingbaren Stahltür und dem Zeitschloss befand. Petrow hätte bei den Gedanken fast laut gelacht.
    Seine Turnschuhe quietschten auf dem Linoleum, die Rollen des Staubsaugers

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