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Sturms Jagd

Titel: Sturms Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Quandt
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ratterten. Schließlich gelangte er in den Publikumsbereich, in dem strapazierfähige Auslegeware das Linoleum ersetzte.
    Er ließ den Rüssel des Staubsaugers fallen und schaute sich um. Der Schalterraum war riesig, fast so groß wie eine Turnhalle. Im vorderen Drittel, zum Haupteingang hin, reichte die Decke bis zum vierten Stockwerk hinauf und schloss mit einer Galerie ab, die irgendwelchen wichtigen Herrschaften vorbehalten war, deren Büros dort oben untergebracht waren. Im hinteren Teil befanden sich die Schalter, an denen das Alltagsgeschäft abgewickelt wurde.
    In Gedanken ging Petrow noch einmal durch, was er zu tun hatte. Zunächst musste der Alarm ausgelöst werden, dann würde er auf die Bullen warten, und wenn die wieder abgerückt waren, konnte er sich die Putzkolonne vornehmen und den Stellvertretenden Bankdirektor, der bis dahin längst eingetroffen sein musste. Diese Erkenntnis basierte auf wochenlangem Ausbaldowern. Der Typ kannte die Kombination für die Panzertür in den Katakomben, genau wie der erste Direktor, doch der war unzuverlässig und kam anscheinend erst, wenn ihm gerade danach war.
    Gleich zwanzig vor sieben. Ab jetzt musste alles wie ein Räderwerk funktionieren.
    Petrow brach erneut der Schweiß aus. Er ließ den Blick schweifen. Von den Putzschlampen war erwartungsgemäß nur eine zu sehen, weiter hinten, wo sie mit einem Müllbeutel herumlief und Papierkörbe leerte. Er wartete, bis sie verschwand, um den Müllbeutel zu entsorgen, dann setzte er zu einem Spurt an. Mit einem gewaltigen Satz sprang er über den erstbesten Tresen und warf sich dahinter zu Boden. Sofort gingen seine Hände auf Wanderschaft. Von Hektik ergriffen, tastete er suchend an der Unterseite des Tisches herum – und fand schließlich den Knopf, mit dem der Bankangestellte, der während der Geschäftszeiten an diesem Platz bediente, einen Alarm auslösen konnte, sollte die Bank einmal überfallen werden.
    Petrow drückte den Knopf, wartete einige Sekunden, drückte ihn erneut, um ganz sicherzugehen.
    Nichts geschah, doch das war ein Trugschluss. In Wahrheit läuteten irgendwo, höchstwahrscheinlich in der Zentrale eines Sicherheitsdienstes, die Alarmglocken und verkündeten, dass die Karlsbank überfallen wurde. Lediglich hier drinnen blieb alles ruhig. Das Prinzip nannte sich stiller Alarm und sollte Bankräuber in Sicherheit wiegen.
    Petrow rappelte sich sofort wieder auf und rannte zu der Stelle zurück, an der er den Staubsauger stehen gelassen hatte. Er ergriff das Gerät, um nur Sekunden später erneut den Schalterraum zu betreten, diesmal jedoch fröhlich pfeifend und scheinbar gut gelaunt. Am anderen Ende tauchte gerade die Schlampe mit einem neuen Müllbeutel auf. Perfekt!
    Als Ingo eine Minute später mit seinem Putzwagen erschien, hatte Petrow den Eindruck, dass der Sukin Sin reichlich verheult aussah.
    Der Russe grinste und winkte zu ihm hinüber. »Warte, mein Freund«, wisperte er, »nicht mehr lange, dann hast du Grund zum Heulen. Du bist der Erste, den ich fertigmache.«

Kapitel 34
    Bernd arbeitete bei einer privaten Sicherheitsfirma, und seine Aufgabe bestand darin, acht Stunden täglich eine Wand im Auge zu behalten. Toller Job.
    »Die sehen ja aus wie Pampelmusen«, murmelte er vor sich hin, während er beim Blättern in der Illustrierten an einem doppelseitigen Foto hängen blieb.
    Er gähnte. An diesem Morgen verrichtete er Frühdienst, was er hasste, da er von Natur aus Langschläfer war. Die kleine Miefbude, in der er die ganze Schicht mutterseelenallein verbrachte, war heiß und stickig und verfügte nur über ein winziges Oberlicht, das man kippen konnte, um Frischluft hereinzulassen.
    Abermals gähnend, fläzte er sich in einem halbwegs bequemen Stuhl, die Füße auf den Tisch gelegt, mit Blick auf besagte Wand. Diese war gespickt mit über 500 Lämpchen, von denen jeweils zwei dicht nebeneinander angeordnet waren, immer ein rotes neben einem grünen. Unter jedem Lampenpaar befand sich ein Display. Im Moment war nur grünes Licht zu sehen, die roten Lämpchen waren allesamt erloschen. Gut so.
    Gedankenverloren strich er mit dem Zeigefinger über die Pampelmusen, die zu Vanessa auf Seite 32/33 gehörten. Gerade als er überlegte, das Girl des Tages auf die Toilette mitzunehmen, damit sie ihm als Inspiration beim Onanieren diente, veranlasste ihn ein grauenhafter Pfeifton, den Kopf zu heben. Aha, eins der roten Lämpchen blinkte. Er schwang die Füße vom Tisch und eilte zur Wand

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