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Sturms Jagd

Titel: Sturms Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Quandt
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»Vielleicht ist Smertin gar nicht auf Geld aus.«
    Er sah sie mitleidig an. »Was gibt es in Banken sonst zu holen, das einen Überfall wert wäre? Gold? Juwelen? Omas Sparstrumpf im privaten Schließfach? Überweisungsvordrucke?« Das Ergebnis seiner nächtlichen Internet-Recherche in den Archiven von Express und Stadtanzeiger kam ihm in den Sinn. Er lachte. »Koks im Wert von 400 Millionen Euro?«
    Sie erstarrte, denn ohne es zu beabsichtigen, hatte er mit seiner flapsigen Bemerkung ein weiteres Mosaiksteinchen ans Tageslicht befördert, das sich perfekt ins Gesamtbild fügte. Sie sprach mit Nachdruck, als sie erklärte: »Vor nicht allzu langer Zeit haben wir draußen am Eifeltor eine Kokain-Connection zerschlagen und 1,7 Tonnen Schnee beschlagnahmt …«
    »Ist mir bekannt«, fuhr er dazwischen. »Habe darüber gelesen, erst vor ein paar Stunden.«
    »Dann weißt du sicherlich auch, was mit dem Zeug passiert ist.«
    »Nicht genau, aber ich kann es mir denken. Da es als Beweismittel in einem Strafverfahren dient, wird es wohl asserviert worden sein. Zumindest für die Dauer des Prozesses.«
    »Genau, es wurde asserviert.« Sie sah ihn mit großen Augen an. »Denk mal drüber nach.«
    Endlich bewies Lohmann Intelligenz und die Fähigkeit zu analytischem Denken. Als ihm dämmerte, worauf sie hinauswollte, stammelte er: »Sie glauben doch nicht etwa …? Nein, das kann nicht sein. Obwohl … Die Asservatenkammer des Präsidiums ist eine einzige Baustelle. Alles, was darin lagerte, ist rausgeflogen. Ich selbst habe gestern miterlebt, was dort unten los ist – totales Chaos.«
    »Und du hast mir erzählt, wie hoch die Sicherheitsvorkehrungen waren. Wie hast du die Kollegen von der Bereitschaftspolizei bezeichnet? Als Schnittlauchbündel. Jetzt weißt du, warum die Kräuterpolizei mit Maschinenpistolen ausgerüstet war und nicht mit Schlagstöcken.«
    Obwohl er noch zweifelte, brachte er die Essenz der Überlegungen auf den Punkt. »Das Kokain wurde in den Tresor der Karlsbank verfrachtet?«
    »Volltreffer! Das ist sicherer, als es kreuz und quer durchs Land zu karren, auf der Suche nach einem freien Plätzchen. Irgendwo muss es schließlich bleiben. Man kann es nicht einfach in ein leeres Büro packen und die Tür zweimal absperren. Dagegen sprechen, neben dem schieren Volumen, schätzungsweise 400 Millionen Gründe.« Sie schnippte mit den Fingern. »Hinsichtlich der Asservatenkammer ergibt sich übrigens eine Verbindung zu Baumeister. Denkbar, dass er sein Wissen über die Umlagerung an Smertin verkauft hat. Das würde seine Rolle in dem ganzen Spiel erklären.«
    Lohmann schwankte zwischen Begeisterung und Skepsis. »Puh! Wenn das alles stimmt, wäre das ein echter Hammer.«
    »Was heißt hier wenn und wäre ? Du zweifelst doch nicht etwa daran?«
    Er machte ein Gesicht, als hätte er in eine saure Zitrone gebissen.
    Mara trieb ihn zur Eile. »Laura putzt für gewöhnlich freitagmorgens in der Karlsbank. Jetzt ist Freitagmorgen. In etwa einer Stunde macht die Hütte auf, das heißt, bis dahin ist längst alles gelaufen. Wenn da tatsächlich ein Ding gedreht wird, dann in diesem Moment. Auf geht’s! Worauf wartest du noch?«
    Er startete den Motor, machte jedoch keine Anstalten loszufahren. »Die Theorie hat einen gewaltigen Haken.«
    »Welchen?«
    »Sie basiert auf bloßen Vermutungen, auf Ahnungen, vielleicht sogar auf Hirngespinsten. Sie haben nicht einen einzigen handfesten Beweis.«
    Dieser Einwand war berechtigt, doch Mara ließ sich davon nicht umstimmen. Ihr Gefühl schrie sie förmlich an, dass sie mit ihrer Theorie richtig lag.
    »Wenn Sie sich irren«, ließ Lohmann nicht locker, »stehen Sie da wie der Trottel der Nation.«
    »Ich bin schlechte Presse gewöhnt. Gib Gas.«

Kapitel 38
    Der Stellvertretende Bankdirektor, ein wichtig aussehender Großkotz in grauen Nadelstreifen, eilte zum Haupteingang. Unter den Arm hatte er sich einen Regenschirm geklemmt. Mit einem Schlüssel sperrte er die Pforte auf, schlüpfte nach draußen und spannte den Schirm auf. Das mutete völlig blödsinnig an, da am Himmel nicht der Hauch einer Wolke zu sehen war. Trotzdem verharrte er geduldig unter dem aufgespannten Schirm und wartete.
    Petrow ließ Ingo stehen und trat ganz dicht an die Spiegelglasscheibe, um hinauszuschauen. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite sah er zwei Polizeibeamte in Uniform, lächerlicherweise einen kleinen dicken und einen langen schlanken, die sich dem Bankdirektor näherten. Dieser ging

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