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Sturms Jagd

Titel: Sturms Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Quandt
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halb acht hätten eintreffen sollen, selbst wenn sie ihren langsamen Tag hatten. Demnach waren sie überfällig, und zwar schon seit fast drei Minuten. Dermo! Wenn sie nicht gleich auftauchten, geriet der ganze Zeitplan in Gefahr. Spätester Startzeitpunkt war 7 Uhr 45. Noch zwölf Minuten. Wo blieben die verdammten Milizionäre? Es war an der Zeit, sie an der Nase herumzuführen, sie zum Narren zu halten, zu konditionieren. Sie mussten kommen und mit eigenen Augen sehen, dass alles in Ordnung war, denn nur dann würden sie den zweiten Alarm, der binnen kürzester Zeit ausgelöst wurde, nicht mehr ernst nehmen.
    Und dieser zweite Alarm war so sicher wie das Amen in der Kirche, denn wenn die Glorreichen Sieben nachher losschlugen, würde es garantiert irgendeinem Bankfuzzi gelingen, den Alarmknopf unter seinem Tisch zu drücken, das war bei über zwanzig Angestellten unmöglich zu verhindern, denn dazu war der Schalterraum viel zu weitläufig. Aber genau darin lag die Genialität des Plans: Da der zweite Alarm ganz kurz nach dem ersten kommen würde, noch dazu erneut von einem Melder aus dem Schalterraum, würden die Bullen von einer technischen Störung ausgehen und sich diesmal viel Zeit lassen, bevor sie der lästigen Pflicht Genüge taten, nachzuschauen.
    7 Uhr 35. Noch zehn Minuten bis zum spätestmöglichen Startzeitpunkt.
    Andauernd trafen Bankangestellte ein, die das Gebäude durch den Hintereingang betraten. Die meisten begaben sich in den Personalraum mit der kleinen Küchenzeile, wo sie beim Brubbeln der Kaffeemaschine in Grüppchen zusammenhockten oder -standen und miteinander schwatzten, aber es gab auch eine ganze Reihe Streber, die sofort an ihre Arbeit gingen. Jedes Mal, wenn Petrow unter irgendeinem Vorwand den Schalterraum verließ, wimmelten hinten mehr Leute herum als zuvor. Manche verschwanden in ihre Büros, sodass er vollkommen den Überblick verlor.
    Immerhin hatte sich auch der Stellvertretende Bankdirektor hinter seinen Schreibtisch verzogen und machte keine Anstalten, von dort wieder hervorzukriechen. Das war gut, denn dann brauchte man ihn nachher nicht zu suchen. Er war die Schlüsselfigur, im wahrsten Sinne des Wortes, denn er musste den Tresor öffnen.
    Das Schloss des Tresors war, neben der Reaktionszeit der Miliz, die zweite unbekannte Größe, da es sich nur mit Verzögerung öffnete. Die Dauer dieser Verzögerung konnte nicht vorhergesagt werden, da sie von einem Computer per Zufallsgenerator errechnet wurde. Fest stand lediglich, dass sie mindestens eine Viertelstunde betrug und höchstens eine halbe.
    Immer noch keine Miliz in Sicht.
    Dermo! Dermo! Dermo! Der Plan setzte voraus, dass der Tresor ausgeräumt war, bevor die Bank öffnete. Das war jedoch nur garantiert, wenn es pünktlich losging. Andernfalls würden die ersten Kunden auftauchen, während die Operation noch lief, und es war höllisch auffällig, sie draußen herumlungern zu lassen, und verteufelt gefährlich, sie hereinzulassen.
    »Wo gehst du hin?« Das war Ingo, der kleine Stinker. Er kam zu Petrow herüber.
    »Ich muss mal aufs Klo.«
    »Da warst du doch gerade erst.«
    »Ich muss aber noch mal.«
    Ingo grunzte missmutig. »Was ist das denn? Da liegt ein Papierschnipsel auf dem Boden. Ich dachte, du hättest hier gesaugt? Hör mal, wenn du das nicht ordentlicher machst, kannst du beim nächsten Mal gleich zu Hause bleiben.«
    Petrow musste sich beherrschen, dem Kerl nicht gleich die Fresse zu polieren. Doch dann geschah endlich das, worauf er schon beinahe verzweifelt gewartet hatte: Die Bullen kamen.
    Noch acht Minuten bis zum Beginn der Operation Schneesturm.

Kapitel 37
    Mara sagte nichts, zog lediglich die linke Braue hoch.
    Lohmann schüttelte energisch den Kopf. »Nein, das glaube ich nicht, das ist unmöglich!« Sein Tonfall wechselte von fassungslos zu vernünftig. »Die Zeiten der großen Banküberfälle sind vorbei, die Sicherheitstechnik ist in den letzten Jahren viel besser geworden, und das hat sich herumgesprochen. Außerdem sind große Mengen Bargeld unbeliebt in Gangsterkreisen. Geldscheine haben Seriennummern, die Spuren hinterlassen. Hinzu kommt, dass man sich verdächtig macht, wenn man plötzlich mit astronomischen Summen um sich wirft. Selbst in Liechtenstein kann man nicht ohne Weiteres einen siebenstelligen Betrag einzahlen, ohne dass man Rechenschaft über die Herkunft ablegen muss.«
    Diese Einwände hatten Hand und Fuß, doch Mara ließ sich nicht beirren. Spontan kam ihr eine neue Idee.

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