Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sturms Jagd

Titel: Sturms Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Quandt
Vom Netzwerk:
gestellt haben diese Verbrecher, aber mitgenommen haben sie nur einen Overall, hat man dafür Töne? Meine Leute tragen bei der Arbeit alle die gleichen Overalls, müssen Sie wissen. Der gestohlene war ein Einzelstück, ein Musterexemplar mit neuem Firmenlogo, deshalb weiß ich so genau, dass er fehlt. Na, wenigstens haben die Typen nicht den PC mitgenommen. War ihnen wahrscheinlich zu billig, ist nämlich ein Aldi-Rechner, den ich vor einem Jahr gekauft …«
    »Herr Garbrecht!« Diesmal war es Mara, die ihren Gesprächspartner unterbrach, und das in einer Lautstärke, die sogar Lohmann im anderen Auto aufschreckte. Dann, leiser und mit einer Temperatur knapp über dem Gefrierpunkt: »Herr Garbrecht, haben Sie Lauras Stundenabrechnung gefunden?«
    »Äh … ja, wie versprochen.« Das Rascheln von Papier klang aus dem Apparat. »Hier ist sie. Aha … In den letzten Monaten hat sie nur noch freitags für mich gearbeitet. Stimmt, ich erinnere mich, das passte ihr am besten, von wegen Uni und so. Da ist sie morgens mit der Putzkolonne zur Karlsbank gefahren, sodass sie mittags ihre Vorlesungen …«
    »Sie hat in der Karlsbank geputzt?«
    »Ja, richtig. Wie ich schon sagte, das war seit Monaten die einzige Stelle …«
    Mara trennte die Verbindung. Das Stichwort Karlsbank löste in ihrem Gehirn eine Kettenreaktion aus, und je besser es ihr gelang, Ordnung in die plötzliche Flut von Ideen zu bringen, die mit einem Mal auf sie einströmte, desto deutlicher sah sie ein ganz bestimmtes Bild vor sich.
    In Windeseile kletterte sie aus dem Auto – dabei brach der Absatz ihrer linken 330-Euro-Sandalette ab – und schwang sich neben Lohmann auf den Beifahrersitz des Cabrio. Ohne ein Wort der Erklärung begann sie, ihre Gedanken zu artikulieren.
    »Es fängt an mit der Entführung einer harmlosen Kunststudentin, die niemandem etwas getan hat und bei der es nichts, aber auch gar nichts zu holen gibt. Mutmaßlicher Drahtzieher: Victor Smertin, Russe, seines Zeichens Oberschweinepriester und Kokshändler vom Dienst. So weit, so schlecht. Gleichzeitig steckt uns ein verdeckter Ermittler, dass man in der Szene von einem Jahrhundertcoup munkelt, von einem ganz dicken Fisch, der schon bald an Land gezogen werden soll. Worum es geht, weiß unser Undercover-Mann nicht, aber angeblich wird das Ding von Russen durchgezogen. Und dann ist da noch ein Polizist, der ermordet aufgefunden wird, mit herausgeschnittener Zunge, was russische Lesart ist. In der Geschichte kommen ziemlich viele Russen vor, was?«
    Lohmann machte nicht den Fehler, auf die Frage zu antworten, sondern hörte gebannt zu. Seine einzige Reaktion war ein kaum wahrnehmbares Nicken.
    Bedächtig fuhr Mara fort. »Soeben ruft mich Herr Garbrecht an und teilt mit, dass unsere verschwundene Kunststudentin, die gelegentlich für ihn arbeitet, seit Monaten jeden Freitag in der Karlsbank putzt. Außerdem jammert er mir die Ohren voll, dass ihm gestern Nacht ein nagelneuer Overall mit Firmenlogo geklaut wurde.« Während sie sprach, streifte sie die ramponierte Sandalette ab und betrachtete den Schaden, ohne ihn bewusst wahrzunehmen. »Was sagt uns das alles? Dass unsere Kunststudentin nur deshalb aus dem Verkehr gezogen wurde, damit ein anderer ihren Platz einnehmen kann? Damit er unbehelligt in die Bank gelangt? Steigt dieser Unbekannte vielleicht nachts in Büros ein und stiehlt Overalls? Ist er womöglich ein Russe?«
    Lohmann schloss die Augen und massierte schweigend seine Nasenwurzel. Nach einer Weile fragte er: »Wollen Sie damit andeuten, dass Victor Smertin einen Banküberfall plant? Einen Überfall auf die Karlsbank?«

Kapitel 36
    Petrow war nervös, und seine innere Anspannung wuchs mit jeder Sekunde. Ingo, diese misstrauische Ratte, schaute andauernd zu ihm herüber. Gownjuk! Hatte er Lunte gerochen? Nein, das war unmöglich. Na warte, der würde seinen Putzlappen zu fressen kriegen! Petrow zwang sich zur Ruhe. Bloß nicht durchdrehen!
    Er rechnete. Gegen zehn nach sieben hatte er den Alarm ausgelöst, der automatisch der angeschlossenen Sicherheitszentrale gemeldet worden war. Dort würde jemand unverzüglich die Bullen verständigt haben, und dann dauerte es zwischen fünf und maximal zwanzig Minuten, bis sie nachschauen kamen, ob alles mit rechten Dingen zuging. Eine exaktere Vorhersage ihres Eintreffens war leider nicht möglich, denn das hing davon ab, wie sie in Form waren.
    Wieder jonglierte er mit den Minuten und kam zu dem Ergebnis, dass sie spätestens um

Weitere Kostenlose Bücher