Sturms Jagd
nachdachte, was er später alles mit ihr anstellen würde, bekam er sofort einen Ständer.
Kapitel 44
Die junge Frau war plötzlich umringt von Menschen, von schnatternden, neugierigen, aufgeregten Menschen.
»Ich heiße Lukas«, vernahm sie eine Stimme direkt neben sich. Sie gehörte dem Mann, der sie vorhin wachgerüttelt hatte und mit dessen Hilfe sie aus dem Container geklettert war.
»Jesus, sie ist total verdreckt«, stellte jemand fest.
»Ist sie verletzt?«, fragte ein anderer.
Ein Dritter gab Antwort: »Schwer zu sagen. Scheint nicht so. Jedenfalls ist kein Blut zu sehen, aber sie kann sich kaum auf den Beinen halten, so schlapp, wie sie ist.«
Das stimmte, Lukas und ein anderer Mann – Jupp? – hatten sie in die Mitte genommen und stützten sie. Ohne deren Hilfe hätte sie keinen einzigen Schritt tun können, denn ihre Beine fühlten sich an wie Gelatine.
»Bist du verletzt?«, erkundigte sich Lukas bei ihr. Die gleiche Frage hatte er bestimmt schon ein halbes Dutzend Mal gestellt. »Wie heißt du? Wie, zur Hölle, bist du in den Container gekommen?«
Auch das hatte er bereits mehrfach von ihr wissen wollen, doch sie erinnerte sich nicht, ob sie ihm geantwortet hatte. Vermutlich nicht. Ihr Mund war trocken, ihr war speiübel, sie wollte schlafen.
»Vielleicht sollten wir einen Krankenwagen rufen. Womöglich hat sie innere Verletzungen.«
»Besser die Polizei. Ist doch nicht normal, dass eine Frau im Müll liegt.«
»Stimmt, wir sollten die Polizei verständigen. Hat jemand ein Handy dabei?«
»Ja, ich.«
Vor ihren Augen lag ein milchiger Schleier, der es ihr unmöglich machte, die Umwelt im Detail zu erkennen. Teilnahmslos ließ sie sich von Lukas und Jupp über eine asphaltierte Fläche führen, auf ein Gebäude zu. Die schwatzende Schar folgte wie ein Rattenschwanz.
»Wie heißt du?«, machte Lukas einen erneuten Versuch.
»Mona«, sagte sie mit leiser, krächzender Stimme. Dies war das erste Wort, das sie sprach, seit man sie gefunden hatte. Das zweite folgte eine Sekunde später: »Vincent.«
»Was?« Lukas lachte unbeholfen. »Du kannst nicht Vincent heißen, das ist ein Männername.«
Jemand mischte sich aus dem Hintergrund ein. »Sie heißt Mona. Hat sie doch gesagt. Ich habe es genau gehört.«
»Aber wer ist Vincent?«
»Wahrscheinlich der Drecksack, der sie in den Container geworfen hat. Vielleicht ihr Ex. Mieses Schwein!«
Zustimmendes Gemurmel.
»Oder sie heißt Vincent mit Nachnamen«, überlegte ein anderer laut. »Mona Vincent.«
»Vielleicht hat sie ja ein Portemonnaie dabei. Mit einem Ausweis darin.«
»Willst du sie etwa durchsuchen? Das halte ich für keine gute Idee. Wenn du sie angrapscht, kanst du dir eine Menge Ärger einhandeln. Das überlassen wir besser der Polizei. Wo bleibt die überhaupt?«
»Typisch Freund und Helfer. Wenn man die Typen braucht, sind sie nie da.«
Sie erreichten ein offen stehendes Rolltor und betraten eine Halle. Der Boden und die Wände waren gefliest, und die Luft stank nach Metzgerei. Die junge Frau mit dem mutmaßlichen Namen Mona zitterte wie Espenlaub, als sie den Geruch wahrnahm.
»Wir haben es gleich geschafft«, redete ihr jemand gut zu. »Da rüber, in den Aufenthaltsraum. Dort kann sie sich ausruhen.«
Sie wurde auf einen Stuhl gesetzt, während helfende Hände eine Jacke um ihre Schultern legten. Sie zitterte immer noch. Jemand drückte ihr eine Coladose in die Hand, die sie hastig an die Lippen setzte und in einem Zug leerte.
»Trinken ist gut«, meinte jemand.
»Mich würde viel mehr interessieren, warum sie nicht spricht. Mensch, Mädchen, sag doch was! Wer hat dir das angetan?«
Keine Reaktion.
Dann erschien ein Gesicht in der Tür, und ein grantiger Mann löste die Versammlung auf, indem er die Teilnehmer anwies, sich gefälligst wieder an die Arbeit zu machen. Der Frau gehe es einigermaßen gut, das könne man sehen, der Rest sei Sache der Polizei. Die Neugierigen trollten sich murrend. Zurück blieben nur die beiden Fahrer der Containerfirma, Lukas und Jupp, sowie die vermeintliche Mona.
»Wir sollten besser ebenfalls zusehen, dass wir verschwinden«, wandte sich Jupp an seinen Kollegen.
Dieser protestierte. »Kommt überhaupt nicht in Frage. Wir können sie doch nicht allein lassen.«
»Wieso nicht? Bist du Arzt? Kannst du ihr helfen? Sie ist hier gut aufgehoben. Du hast doch gehört, dass die Polizei auf dem Weg ist. Die werden sich um sie kümmern und alles Nötige veranlassen.«
»Aber was schadet es
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