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Sturms Jagd

Titel: Sturms Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Quandt
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und das wirkte so ansteckend, dass sie ebenfalls die Mundwinkel verzog. Schließlich sagte sie: »Tamara. Allerdings habe ich es lieber, wenn man mich Mara nennt. Und fragen Sie jetzt bloß nicht wieso.«
    »Mach ich nicht, Mara. Eigentlich frage ich mich etwas ganz anderes …«
    Sie zog die Braue hoch. »Was?«
    »Ob ich Sie nach Hause fahren darf.«
    »Wieso? Weil meine Autotür klemmt?«
    Er rieb sich das markante Kinn. Er roch aufregend gut. Er sprach tadellos Hochdeutsch. »Wie wäre es mit einer Tasse Espresso? Oder einem Rakija?«
    »Machen Sie mich gerade an?«
    »Auf gar keinen Fall. Ich möchte Ihnen nur etwas Gutes tun und mich für den Schlamassel entschuldigen, den ich fabriziert habe. Ist das eine Anmache?«
    Sie trat einen Schritt zurück und maß ihn abschätzend von oben bis unten. Er war ein toll aussehender Mann Anfang vierzig. »Tut mir leid, Herr Tom, aber ich lasse mich niemals von Männern einladen, die besser angezogen sind als ich. Am besten trinken Sie Ihren Espresso allein. Oder Ihren Rakija, was auch immer das sein mag.«
    Jeder andere hätte spätestens an diesem Punkt aufgegeben, doch Tom dachte gar nicht daran. Als Mara ihn hinterher danach gefragt hatte, warum er so hartnäckig geblieben war, erzählte er ihr etwas von Liebe auf den ersten Blick. Romantischer Spinner!
    »Gibt es da etwa einen Herrn Sturm, der auf Sie wartet? Oder ist es mein Auto, das Sie stört? Sie halten es für ein … äh, Potenzmittel, stimmt’s? Für eine Verlängerung meines …« Er grinste. »Eine Verlängerung meines Egos.«
    Damit hatte er sie zum Lachen gebracht, und das Eis, ihr Eis, war schließlich doch noch gebrochen. Sie hatte die Einladung angenommen. Zum Glück, denn damit war die kleine Flamme entfacht, aus der ein Feuersturm geworden war. Sie hatten sich in ein gemütliches Café am Rhein gesetzt, hatten ewig miteinander geschwatzt und gelacht; der ersten Tasse Kaffee war eine zweite gefolgt und dann eine dritte und vierte und ein Spaziergang hinterher, um den plötzlichen Koffeinschub in Energie umzusetzen. Dabei war fast der gesamte Nachmittag draufgegangen, um nahtlos in ein opulentes Abendessen überzugehen.
    Zum Abschluss des Tages hatte er sich geheimnisvoll gegeben. »Jetzt fahren wir zur Stadtgrenze. Steig ein, ich möchte dir etwas zeigen.«
    »Lieber nicht, wir sollten jetzt ins Bett gehen, du in deins, ich in meins. Es war ein wunderschöner Tag, und ja, du wirst wieder von mir hören. Von mir und meiner Versicherung. Und …« Dann hatte die Neugier gesiegt. »Was willst du mir denn zeigen?«
    Eine halbe Stunde später lag ihnen ein schier endloses, funkelndes Lichtermeer zu Füßen, denn er hatte sie an eine Stelle kutschiert, an der man einen prachtvollen Blick über die Stadt hatte, irgendwo weit draußen, an einem kleinen Weiher, umgeben von Wiesen, die nach Gras dufteten. Dazu kamen eine leichte Brise, die elektrisch knisterte, und ein Sternenhimmel wie aus dem Bilderbuch. Es war eine Kulisse für große Gefühle.
    »Jetzt zeige ich dir die Sterne«, versprach er.
    Sie legte den Kopf in den Nacken und strich sich gedankenverloren durchs Haar. »Ich sehe sie. Ich mag sie.«
    Im nächsten Moment stand er neben ihr mit einer Flasche Champagner aus der Kühlbox, zwei Gläsern und einem Teleskop, das er auf einem Dreibein aufbaute.
    »Hast du immer ein Fernrohr im Kofferraum? Und eisgekühlten Champagner?« Sie war verwirrt.
    Er gab sich geheimnisvoll, doch schließlich gestand er: »Das Auto ist ein Firmenwagen, mit dem normalerweise gut situierte Geschäftsleute vom Flughafen abgeholt werden. Und damit ihnen während der Fahrt nicht langweilig wird, ist es mit einer kompletten Bar bestückt, in der man alles findet, was man sich nur vorstellen kann. Möchtest du lieber einen Whisky? Oder einen Martini?«
    Sie lächelte. »Und das Teleskop? Dient das auch dem Zeitvertreib reicher Geschäftsleute?«
    »Nein, das ist meins. Ich war schon immer ein Sterngucker. Komm, ich hol sie dir vom Himmel.«
    Und dann verbrachten sie fast zwei Stunden am Fernrohr, und Tom erklärte ihr das nächtliche Firmament, was sie ungemein faszinierte. Zuvor, beim Abendessen, hatte er ihr erzählt, dass er sein Geld als Ingenieur verdiente, der industrielle Fertigungsanlagen konstruierte und ausländischen Investoren vorstellte, doch irgendwann, in einem früheren Leben, musste er Astronom am Hofe des Sultans von Kairo gewesen sein, so viel wie er über die Gestirne wusste. Als Mara diese Vermutung

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