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Sturms Jagd

Titel: Sturms Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Quandt
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Methode greifen lassen, allerdings mit einem verdammt mulmigen Gefühl im Bauch. Es ist fast dunkel, hatte sie sich eingeredet, und wenn du nicht den Fehler machst, die Innenbeleuchtung einzuschalten, kann dich von draußen niemand sehen … Mittlerweile war sie sich dessen nicht mehr sicher und fühlte sich zunehmend unbehaglicher, je länger die Fahrt dauerte.
    In Gedanken befand sie sich bereits im City-Parkhaus, auf dem obersten Deck, in der Nische zwischen dem Stützpfeiler und dem Treppenhaus. Dort würde sie sich wieder ankleiden. Sie kannte die Stelle gut, denn sie hatte dort wochenlang im Dienstwagen gesessen und ein geparktes Auto observiert, in dessen Kofferraum Kokain gebunkert gewesen war. Aus irgendeinem Grund war der Käufer, der festgenommen werden sollte, nie gekommen, doch seitdem wusste Mara, dass sich nach Geschäftsschluss keine Menschenseele mehr dort oben herumtrieb. Nur die unteren zwei Decks wurden dann noch benutzt.
    Vom Parkhaus bis zum Restaurant, in dem sie mit Tom verabredet war, musste sie lediglich ein paar hundert Meter zu Fuß gehen, folglich war es der ideale Ort für einen Garderobenwechsel.
    Alles bestens, abgesehen von der unvermeidlichen Verspätung. Sie kam andauernd zu spät, wenn sie mit Tom verabredet war, obwohl Unpünktlichkeit normalerweise nicht zu ihren Untugenden zählte. Ein Wunder, dass er sie deswegen noch nicht in die Wüste geschickt hatte. Wie verständnisvoll konnte ein Mann eigentlich sein?
    Sie schaltete das Radio ein und öffnete das Fenster. Letzteres war anstrengend, da der Mechanismus hakte. Klar, die ganze Tür klemmte, und das Einsteigen war nur auf der Beifahrerseite möglich.
    Schuld am ramponierten Zustand der Tür war ein Unfall, bei dem ihr jemand in die Seite gefahren war und ihre alte Ente fast von der Straße gerammt hätte. Bemerkenswert, dass es bei einer demolierten Tür geblieben war. Trotzdem, letztlich hatte sich der Unfall als Glücksfall erwiesen, denn dadurch war sie Tom begegnet. Er war der Fahrer der Luxuslimousine gewesen, die ihr den Rammstoß versetzt hatte.
    »Ist Ihnen bekannt, dass es eine Verkehrsregel gibt, die sich rechts vor links nennt?« Mit diesen Worten hatte sie ihn damals durch das hochgeklappte Fenster angeschnauzt, nachdem er ausgestiegen und zu ihr herübergekommen war. Das lag vier Monate zurück.
    »Tut mir sehr leid, ich habe Sie glatt übersehen.« Tom hatte gelächelt, ein gut aussehendes, glatt rasiertes Lächeln, das ihr ehrlich erschienen war. Er hatte ein flottes Jackett getragen und ein Hemd mit offenem Kragen. »Schreien Sie mich ruhig an, ich habe es verdient. Ist definitiv meine Schuld. Sind Sie verletzt?«
    Sie hatte sich keine Mühe gegeben, ihren Ärger zu verbergen. »Mein Auto ist verletzt. Schwer verletzt sogar. Die Tür geht nicht mehr auf.«
    Eigentlich war es um die Ente nicht schade, da sich ihr Wert bereits mit einer einzigen Tankfüllung nahezu verdoppelte. Mara benutzte den Wagen lediglich zum Einkaufen sowie bei Schnee und Eis.
    Toms Gefährt hingegen war ein Nobelschlitten, eine Monsterlimousine aus dem Hause Daimler, die so aussah, als wäre sie eigens zu dem Zweck gebaut worden, Filmstars vor dem Ritz abzusetzen. Dazu brauchte es natürlich satte 400 PS, Chromfelgen und Ultrabreitreifen. Der Unfall hatte dem Ungetüm nichts anhaben können, lediglich der Stoßfänger – oder die Ramme – war leicht in Mitleidenschaft gezogen worden, doch das offenbarte sich erst beim zweiten Hinsehen. Was für ein Auto! Was für eine Schwanzverlängerung! Genau wie der Humvee ihres Bruders, hatte Mara gedacht. Ob sie mit ihrem Motorrad auf andere ebenso protzig wirkte? So einschüchternd? So überkandidelt?
    Wie dem auch sei, der Typ, Tom, war ihr auf Anhieb unsympathisch gewesen, nicht wegen seines Auftretens oder Aussehens, sondern wegen seiner Angeberkarre, mit der er wehrlose Enten von der Straße schob …
    Sie kehrte schlagartig zurück in die Gegenwart, als der Verkehr vor ihr stockte. »Was ist denn da vorn los? Wieso geht es denn nicht weiter, verflixt?«
    Mit nackten Füßen bediente sie die Pedale, momentan die Bremse. Im Fußraum der Beifahrerseite stand ein Paar hochhackiger Schuhe, Sandaletten, silbern, Riemchen, 330 Euro, ebenfalls vor zweieinhalb Stunden gekauft. Die Absätze waren fast elf Zentimeter hoch, und Mara hoffte inständig, sich nicht die Hacken zu brechen, wenn sie nachher versuchte, darauf zu laufen. Übung hatte sie jedenfalls nicht mit solchem Schuhwerk.
    Vor sich sah sie

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