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Sturms Jagd

Titel: Sturms Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Quandt
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und Omas über den Haufen zu fahren, wenn diese brav über den Zebrastreifen trotteten. Ja, sie mischte sich in die Zuständigkeiten anderer Kommissariate ein. Ja, sie hatte ein Fahrtenbuch geklaut. Ja, sie war illegal in fremde Geschäftsräume eingedrungen und hatte den Lack eines parkenden Autos zerkratzt. Herrje, das war Sachbeschädigung, eine Straftat! Und ja, sie hatte einem Dutzend Leute drei Dutzend Lügen aufgetischt, um ihr Ziel zu erreichen. Ja. Ja. Ja. Kein Wunder, dass sein Onkel Angst vor ihr hatte.
    »Wieso bist du auf einmal so blass, Junge? Ist dir nicht wohl?«
    Die Stimme schien aus einer anderen Welt zu kommen. Lohmann starrte erst Onkel Waldemar an, danach den Mann, der aussah wie ein Sumoringer.
    Wie konnte man an die Einhaltung der Regeln appellieren, fragte er sich, wenn man selbst zu miesen Methoden griff, noch dazu um des eigenen Vorteils willen? Zugegeben, Frau Sturm trieb es bunt, aber sie übertrieb es nicht; sie ging zu weit, aber nur einen Schritt, und wenn sie die Regeln brach, dann diente das dazu, ein höheres Ziel zu erreichen. Das konnte man natürlich auch anders sehen und als selbstgerecht bezeichnen, doch dann machte man es sich verdammt einfach.
    »Bodo? Gute Güte, Junge. Willst du ins Haus gehen und dich hinlegen?«
    Lohmann spürte, wie er den Boden unter den Füßen verlor. Frau Sturm hatte ihn beeindruckt, in den Bann geschlagen mit ihrer Ausstrahlung und ihrer Schönheit, und er fragte sich ernsthaft, weshalb er andauernd an sie denken musste. Wieder glaubte er ihr Haar zu riechen, und dann sah er ihre nackten Füße vor sich und tastete nach dem Fahrtenbuch, das er in der Innentasche seines Sakkos aufbewahrte, nachdem es zuvor in ihrem Hosenbund versteckt gewesen war. Folglich hatte das Papier ihren fliederfarbenen Slip berührt! Und ihren runden Hintern!
    Lohmann taumelte, doch sogleich waren helfende Hände zur Stelle, um ihn zu stützen. Wenn sie vierzig war, rechnete er, betrug der Altersunterschied zwischen ihnen gerade mal zwölf läppische Jahre.
    »Schnell!«, rief jemand. »Wir brauchen ein Glas Wasser. Hier, Junge, trink das, dann wirst du dich gleich besser fühlen.«
    »Es ist unerklärlich«, murmelte Lohmann, »ich bin ihr heute zum ersten Mal in meinem Leben begegnet.«
    »Was redest du denn da, Bodo? Herrgott, er fantasiert. Wir sollten einen Arzt rufen!«
    Lohmanns Blick klärte sich, mit leicht zittrigen Händen nahm er ein Glas entgegen, das ihm jemand reichte. »Alles in Ordnung!«, versicherte er der Menschentraube, die sich mittlerweile um ihn scharte. »Alles in Ordnung. Es ist nur der Kreislauf.«
    Noch während er trank, erkannte er, was mit ihm los war, worin er sich verrannt hatte, welche Ursache sein kurzfristiger Blackout hatte. Die Einsicht sorgte beinahe für einen neuerlichen Kollaps, denn die Zauberformel war denkbar einfach: Er war verknallt.

Kapitel 25
    Mara war spät dran.
    Zudem brachte sie der prüfende Blick in den Innenspiegel fast zur Verzweiflung. Sie sah zum Abgewöhnen aus mit ihren Augenringen, der krankhaften Blässe einer Tennissocke und den tiefen Falten um die Mundwinkel. Schuld daran waren dauerhafter Stress und Schlafentzug, die ihr schwer zusetzten. Das ließ sich auch mit Make-up nicht mehr kaschieren. Und das ausgerechnet an diesem Abend, da sie auf dem Weg zum Rendezvous mit Tom war. Zu dem Rendezvous.
    »Mensch, grüner wird’s nicht mehr! Fahr doch, Schnarchnase!«
    Ungeduldig trommelte sie mit den Daumen auf das Lenkrad. Sie hasste Autofahren, doch manchmal ließ es sich nicht vermeiden. Mit dem Motorrad konnte man sich immer irgendwie durch den Verkehr wurschteln, mit dem Auto stand man die meiste Zeit in irgendeiner Schlange.
    Außerdem war es in der Kiste heiß wie in einem Backofen. Aus diesem Grund hatte sie etwas unvergleichlich Bescheuertes getan: sich ausgezogen, bevor sie überhaupt zehn Meter gefahren war. Und so saß sie in Unterwäsche am Steuer, da sie ihr Kleid um nichts in der Welt durchschwitzen wollte. Das hatte sie nämlich erst vor zweieinhalb Stunden gekauft, einen Traum aus paillettenbesetzter Seide, sündhaft teuer und perfekt, und damit es auch noch perfekt war, wenn der große Moment kam, hatte sie es in den Kofferraum gelegt, fein säuberlich ausgebreitet auf ihrer Picknickdecke.
    Ort des spontanen Striptease war der Garagenhof hinter dem Haus gewesen, wo sie kurz überlegt hatte, ob sie wieder hochlaufen und sich umziehen sollte. Ein Blick auf die Uhr hatte sie zu der unkonventionellen

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