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Sturmsegel

Sturmsegel

Titel: Sturmsegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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hat, wird er essen.«
    Ingmar nickte und schwieg einen Moment lang.
    »Wann wird die Beerdigung sein?«, fragte sie schließlich.
    »Morgen früh«, antwortete er.
    Anneke glaubte nun zu wissen, warum er eigentlich hergekommen war. »Wenn dein Vater und du nichts dagegen habt, würde ich deiner Mutter gern Geleit geben.«
    Genau darauf hatte Ingmar offenbar gehofft. »Erlaubt es Magnus denn, dass du mich zu der Beerdigung begleitest?«
    Anneke zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es nicht. Aber ich werde ihn fragen.«
    Und diesmal werde ich direkt zu ihm gehen, fügte sie im Stillen hinzu.
    *
    Es war für Anneke keine Überraschung, dass der Trauerzug für Susanna Svensson recht lang war. Sämtliche Arbeiter, Gesellen und Meister vom Schiffsbauhof fanden sich ein, um Hendricks Gemahlin und dem Kind das letzte Geleit zu geben.
    Der Schiffsbauer trug ein schwarzes Wams und schwarze Hosen, der Tellerkragen darüber ließ ihn wie einen Gelehrten wirken. Sein Gesicht war bleich und seine Miene wirkte wie erstarrt. Seine Augen ähnelten Glasknöpfen, die von der Zeit und vielen Berührungen stumpf geworden waren.
    Unzählige Hände klopften mitfühlend auf Svenssons Schultern, doch er schien es nicht zu bemerken. Er war versunken in seine Gedanken und Erinnerungen, die der letzte Ort waren, an dem er seine Frau treffen konnte.
    Anneke hielt sich im Hintergrund. Immer wieder schaute sie zu Ingmar herüber, doch so groß ihr Wunsch auch war, ihn zu trösten, überließ sie zunächst Verwandten und Freunden der Familie das Feld.
    Sie blieb vor der Tür des Hauses stehen und betrachtete die Rose und den Efeu. Beide wuchsen noch immer gleich kräftig.
    Vielleicht ist ein kleiner Teil von Susannas Seele ja in die Rose gewandert, sinnierte sie, als sie die gleichmäßig geformten rosafarbenen Blüten betrachtete.
    Schließlich trat jemand vor sie und riss sie aus ihrer Betrachtung fort. Es war Ingmar. Auch er trug ein schwarzes Wams, schwarze Hosen, Strümpfe und Schuhe. Darin sah er aus wie ein Theologiestudent.
    Auch sein Gesicht war sehr blass, doch als sie ihn ansah, huschte ein schwaches Lächeln über seine Lippen und erreichte kurz seine traurigen Augen.
    »Schön, dass du da bist.«
    Anneke nickte. »Das ist doch selbstverständlich.«
    Es hatte sie einige Mühe gekostet, Magnus dazu zu bewegen, sie gehen zu lassen. Sie hatte dafür ihren freien Sonntagnachmittag opfern und versprechen müssen, nach dem Kirchgang sämtliche Arbeiten zu erledigen, die unter der Woche vernachlässigt worden waren.
    »Warum bist du nicht ins Haus gekommen?«, fragte Ingmar, nachdem er sie schweigend betrachtet hatte.
    Anneke zupfte verlegen an ihrem braunen Mägdekleid. Sie hätte auch das andere Gewand anziehen können, aber das war ihr zu prachtvoll für eine Beerdigung erschienen.
    »Ich wusste nicht, ob ich darf. Immerhin gehöre ich weder zur Familie noch zur Werft.«
    Mit einer Entschlossenheit, die sie nicht von ihm erwartet hätte, griff er plötzlich nach ihrer Hand.
    »Du gehörst zu mir.«
    Anneke wollte ihn schon wegen seiner Kühnheit rügen, doch dann trat der Pastor nach draußen, gefolgt von den Sargträgern.
    Ingmars Hand zog sich zurück, doch sein Blick schien sie weiterhin festzuhalten.
    Der Trauerzug setzte sich schweigend in Bewegung. Anneke hatte zunächst hinten bleiben wollen, aber Ingmar hatte das nicht zugelassen. Ihm schien es egal zu sein, was die Verwandten dachten und welche Spekulationen sie über das Mädchen an seiner Seite anstellten.
    Ihr war es alles andere als egal, aber in dieser schweren Stunde wollte sie Ingmar nicht enttäuschen.
    Überall am Wegrand blieben die Leute stehen und zogen ihre Hüte. Anneke dachte an den kleinen Zug für ihre Mutter zurück und mit einem Mal übermannte sie die Erinnerung so stark, dass Tränen über ihre Wangen kullerten.
    Beim Trauergottesdienst in der St. Jakobskirche saß Anneke neben Ingmar und Hendrick. Das war ihr unangenehm, denn die Blicke der anderen stachen auf sie ein wie tausend Nadeln.
    Während der Pastor predigte, hatte Anneke den Eindruck, dass seine Worte Hendrick Svensson nicht erreichten. Sein Blick ging noch immer ins Leere, fast so, als schaute er durch ein Fenster seiner Erinnerung auf bessere Zeiten.
    Auf dem Friedhof begann Ingmar herzzerreißend zu schluchzen. Der Pastor sprach ein paar Psalmen, doch Anneke hörte nicht hin. Ihr Blick ruhte auf dem jungen Schiffsbauer und sie wünschte sich in diesem Augenblick nichts sehnlicher, als ihn in

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