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Sturmsegel

Sturmsegel

Titel: Sturmsegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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hätte sie zurückhalten können.
    Wenn sie schon nicht mit Tjorven wegging, konnte sie ihm immerhin diesen einen Gefallen tun. Vielleicht fand er ja sein Glück auf der Vasa.
    *
    Am Morgen des Stapellaufes war ganz Stockholm in Aufruhr. In der Schenke fanden sich bereits früh ein paar Leute ein, die sich mit Bier für das große Ereignis eindecken wollten.
    Auch Anneke war unruhig.
    Zum einen, weil sie sich fragte, ob Magnus die Schenke wie versprochen schließen und zum Hafen gehen würde. Zum anderen, weil sie die Sache mit Tjorven marterte.
    Es war seltsam. Eigentlich hätte zumindest Inga fragen müssen, wo er abgeblieben war. Doch das tat sie nicht. Schweigend nahm sie ihr Frühstück ein und kehrte dann in ihre Räume zurück.
    Dass Magnus und Gitta nicht nach ihm fragten, war für sie keine Überraschung. Wahrscheinlich waren sie froh, dass Tjorven nicht mehr da war. Aber seine Mutter hätte sich doch nach ihm erkundigen müssen!
    Oder wusste sie, wohin ihr Sohn gegangen war? War sie auch der Meinung, dass er in der Fremde ein besseres Leben finden würde?
    Bevor sie diesen Gedanken weiter nachgehen konnte, verkündete Magnus, dass er die Schenke nun schließen würde. Die Leute trollten sich und Magnus stürmte die Treppe hinauf.
    »Na, dann wollen wir uns das Schiffchen mal anschauen«, sagte Gitta und legte Anneke freundschaftlich die Hand über die Schulter, während sie sie mit zur Treppe zog. »Wird dein junger Schiffsbauer auch da sein?«
    Anneke nickte. Die Berührung der Magd war ihr unangenehm. Es fiel ihr schwer, einfach so zu tun, als sei nichts gewesen. Gitta konnte das vielleicht und dachte sich nichts dabei. Aber ihr krampfte sich der Magen zusammen, als hätte sie etwas Schlechtes gegessen.
    »Ja, er wird da sein«, antwortete sie knapp, ohne sie anzusehen. Der Arm auf ihrer Schulter kam ihr bleischwer vor und sie hoffte, Gitta würde schon bald von ihr ablassen.
    »Warum so niedergeschlagen? Versteht ihr euch nicht mehr?«, hakte die Magd nach.
    Anneke hätte ihr jetzt zu gern geantwortet, dass sie darüber verärgert war, dass sie Magnus nachts in ihr Zimmer einließ. Dass sie es schrecklich fand, dass niemand nach Tjorven fragte oder über ihn sprach. Und sie hätte ihr auch gern ins Gesicht geschleudert, dass die einzige Hexe hier wohl sie selbst war. Aber das wagte sie nicht.
    »Er ist wegen seiner Mutter sehr traurig«, antwortete sie ausweichend und machte sich dann von Gitta los, bevor ihr Zorn sie noch dazu brachte, etwas Dummes zu sagen. »Und ich bin es auch. Susanna Svensson war eine sehr freundliche Frau.«
    Gittas Miene verfinsterte sich ein wenig. Ob es nun daran lag, dass Anneke ihre Berührung abwies oder weil sie sich an die Nacht, in der Ingmar zur Schenke gekommen war, erinnerte, war nicht ersichtlich.
    Schließlich nickte sie und strebte dann ihrer Kammer zu. Erleichtert verschwand Anneke in ihrem Quartier.
    Dort entledigte sie sich rasch ihrer groben Kleider und zog das feine von Frieda Bollerstrue an. Dabei durchzuckte sie ein Gedanke.
    Würde Frieda bei dem Stapellauf anwesend sein? Immerhin war dies doch ein bedeutender Tag für Schweden und insbesondere Stockholm. Und als Vorstand eines bedeutenden Handelshauses durfte sich Frieda solch ein Ereignis eigentlich nicht entgehen lassen!
    Anneke wurde unwohl, wenn sie daran dachte, sie wiederzutreffen. Schläge würde es vor allen Leuten nicht setzen, aber sicher würde sie sie verspotten und beschimpfen. Oder schlimmstenfalls des Diebstahls bezichtigen.
    Aber willst du dir den Anblick der Vasa und das Zusammensein mit Ingmar wegen ihr entgehen lassen?
    Wahrscheinlich würde ihre Tante die Nase so hoch tragen, dass sie sie ohnehin nicht bemerkte.
    Als sie die Schenke verließen, hielt sie Ausschau nach Ingmar. Eigentlich war vereinbart, dass er sie abholte, doch sie wollte nicht warten, bis er kam. Vielleicht konnte sie ihn schon eher ausfindig machen und sich dann einen guten Platz am Hafen sichern.
    Sie schlängelte sich zwischen den anderen Schaulustigen hindurch und tatsächlich erblickte sie Ingmar und seinen Vater, als sie über die Brücke kamen.
    Hendrick Svensson trug noch immer schwarze Kleider und auch seine Miene wirkte weiterhin wie versteinert. Dass sein Schiff, sein Meisterstück, heute auslaufen würde, schien ihn nicht zu trösten.
    Ingmar, der neben ihm ging, wirkte ebenfalls sehr ernst, doch als er Anneke erblickte, ging ein Leuchten durch seine Augen.
    Man konnte ihm ansehen, dass es ihm schwerfiel,

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