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Sturmtief

Titel: Sturmtief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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Fahrdorf ein Restaurant kannte.
    Lüder untersuchte noch einmal das Hotelzimmer. Aber
auch beim zweiten Durchgang entdeckte er nichts Neues. Er blieb noch eine Weile
sitzen, bevor er sich auf den Fußweg zum nahe gelegenen »Alten Fährhaus«
machte, das von außen einen einladenden Eindruck machte. In der Diele, von der
die Gaststube abzweigte, begrüßte ihn eine große Pappmachéfigur. Der Gastraum
selbst war bäuerlich rustikal gestaltet und strahlte eine gewisse Behaglichkeit
aus.
    Lüder wählte einen Platz hinter einem Mauervorsprung
und bestellte ein Mineralwasser.
    Die Kellnerin fragte zweimal, ob er wirklich nichts
essen mochte.
    »Ich erwarte noch Besuch«, sagte Lüder und bemerkte
die Skepsis im Gesicht der Bedienung.
    Die wich einem Erstaunen, als der Ministerpräsident
mit drei Begleitern eintraf. Natürlich wurde er sofort erkannt.
    Der Mann setzte sich zu Lüder, nachdem er ihn zuvor
mit einem kräftigen Händedruck begrüßt hatte.
    »Ich hätte mir gewünscht, dass das Ostseebad
Eckernförde mit einer anderen Schlagzeile auf die deutschen Titelblätter
gelangt wäre«, eröffnete der Ministerpräsident das Gespräch. Er sprach in einem
leichten Plauderton, als würde er die Vorzüge des Erholungsortes anpreisen
wollen. »Wussten Sie, dass die berühmte Kieler Sprotte eigentlich aus
Eckernförde stammt? Sie hat nur die Kieler Zuordnung erhalten, weil sie dort
verschifft wurde.«
    Der Regierungschef sah sich um, ob jemand ihrem
Gespräch lauschen könnte. Aber die drei Beamten aus seiner Begleitung, von
denen Lüder zwei kannte, hatten sich diskret an einen Tisch außer Hörweite
zurückgezogen. Und die wenigen anderen Gäste saßen so weit entfernt, dass sie
nichts hören konnten. Lüder entging es nicht, dass eifrig über ihn und seinen
Gesprächspartner getuschelt wurde.
    »Man glaubt es nicht, dass die schmale Landzunge
zwischen Ostsee und Windebyer Noor, die heute die Innenstadt bildet, früher ein
großes Waldgebiet mit Buchen und Rotbuchen war«, zeigte sich der Regierungschef
gut informiert. »Nach den vielen Bucheckern, die sich dort fanden, soll die
Stadt an der Förde ihren Namen haben. Eckernförde. Deshalb finden Sie bis heute
auch häufig die Abbildungen von Eichhörnchen, die es dort früher massenhaft
gab.«
    Sie wurden durch die Bedienung unterbrochen, die ihnen
die Karten brachte.
    Der Ministerpräsident warf einen kurzen Blick auf die
Speisekarte. Lüder hatte den Eindruck, dass er den Inhalt gar nicht gelesen
hatte. »Ich kann Ihnen den gebratenen Aal mit Bratkartoffeln empfehlen, sagte
der Regierungschef.
    Als die Bedienung die Bestellung aufnahm, fuhr er sich
mit der Zunge über die Lippen. Lüder war sich nicht sicher, ob das die
Vorfreude auf das Essen war oder die freudige Erwartung des Pils, das sich
Lüders Gegenüber bestellt hatte.
    Immerhin fragte der Ministerpräsident nicht nach,
warum Lüder es bei einem Salat und einem Mineralwasser beließ.
    Lüder hatte keinen Appetit. Auch wenn er sich nicht
schuldig am Tod Dov Eisenbergs fühlte, saß die Erinnerung daran zu tief. Für
Lüder war es gleich, ob ein Unschuldiger oder ein Täter vor ihm stand. Jedes
Menschenleben galt es zu achten und zu schützen – auch das eines Mörders.
    Dann forderte der Regierungschef Lüder auf, von den
Ereignissen im Sophienhof zu berichten.
    »Was ziehen Sie daraus für Schlüsse?«, fragte er,
nachdem Lüder geendet hatte.
    »Ich weiß jetzt um die Hintergründe der Taten.«
    Lüder sah ein erschrecktes Aufblitzen in den Augen
seines Gegenübers.
    »Wie wollen Sie weiter vorgehen?«
    »Ich werde Erkundigungen einziehen, woran Peter Hertz,
der Wehrführer, genau gestorben ist, der 1986 den Einsatz geleitet hat.«
    Der Regierungschef räusperte sich. Dann senkte er die
Stimme zu einem vertraulichen Flüstern. »Das ist nicht erforderlich.« Es folgte
ein weiteres Hüsteln, bei dem sich der Mann die Hand vor den Mund hielt.
Anschließend fuhr er sich über den Bart, der seine Lippen umschloss.
    »Ich war damals noch nicht im Amt. Und auch keiner der
heutigen Entscheidungsträger. Es wäre daher einfach, zu verurteilen, wie die
Verantwortlichen damals verfahren sind. Es mag ihnen zugutegehalten werden,
dass sie vermutlich keine andere Möglichkeit hatten. Die GKSS ist ein herausragendes
Forschungszentrum mit vielfältigen Zielen. Sie wird massiv vom Bund und von den
Ländern finanziert.«
    »Deshalb wurden alle Untersuchungen unterdrückt, als
sich 1986 ein Zwischenfall ereignet hat. Der

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