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Sturmtief

Titel: Sturmtief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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nicht. Sie sind sofort weg
vom Fenster, wenn Sie nicht sauber recherchiert haben. Ihr Bericht muss niet-
und nagelfest sein.«
    »Das glaube ich Ihnen. Damit haben Sie mir aber nicht
gesagt, woran Havenstein gearbeitet hat.«
    Beck schien hellhörig geworden zu sein. »Glauben Sie, dass
ein Zusammenhang zwischen Roberts Arbeit und seinem Tod besteht? Was wissen
Sie?«
    »Es wäre hilfreich, wenn Sie mir meine Frage
beantworten würden.«
    Beck stöhnte hörbar auf. »Wenn ich es wüsste, würde
ich es Ihnen wahrscheinlich nicht sagen. Aber ich muss gestehen, ich habe keine
Ahnung. Wie ich schon erklärte, ist das Ganze ein Haifischbecken. Da verrät
niemand, welche heiße Story er an der Angel hat. Es könnte ihm sonst jemand die
Idee wegnehmen.«
    Becks Bekenntnis hörte sich ehrlich an. Schade, dachte
Lüder. Das wäre zumindest ein guter Ansatz gewesen.
    Er versuchte, die gleiche Frage beim
Nachrichtenmagazin in Hamburg beantwortet zu bekommen. Mit anderen Worten, aber
im Tenor gleich gab man Lüder die gleiche Auskunft, die er von Frederik Beck
gehört hatte. Immerhin schien man dort zu wissen, dass Havenstein einer
hochbrisanten innenpolitischen Sache auf der Spur war.
    Lüder suchte Sven Kayssen von der Pressestelle auf.
    »Was können Sie mir über Robert Havenstein sagen?«
    Der Pressesprecher des Landeskriminalamts war – wie
immer – gut informiert. »Bei uns laufen die Telefone heiß. Zeitungen und
Nachrichtenagenturen, zahlreiche Radio- und mehrere Fernsehsender haben
nachgefragt, wollen Interviewtermine und bohren nach Details.«
    »Wie lautet die offizielle Verlautbarung?«
    Kayssen grinste. »Ich sage die Wahrheit. Noch gibt es
keine konkreten Spuren. Die Polizei ermittelt in alle Richtungen und verfolgt
eine Vielzahl von Hinweisen.«
    »Geben sich die Medien damit zufrieden?«
    »Nein«, gestand der Pressesprecher. »Die Kollegen sind
so gewitzt, dass sie diese Aussagen kennen. Natürlich vermutet jeder, wir
würden uns hinter solchen Floskeln verbergen. Die Erfahrenen interpretieren
unsere Aussage dahingehend, dass wir schlichtweg ›keine Ahnung‹ haben.«
    »Was kannst du mir über Robert Havenstein erzählen?«
Lüder hatte das »Du« gebraucht. Zwischen ihm und dem Pressesprecher war es ein
ständiger Wechsel zwischen dem »Sie« und der persönlichen Anrede.
    »Tja.« Kayssen kratzte sich das Kinn. »Havenstein
gehört zu den Großen und Bekannten seiner Zunft. Er hat lange Jahre gute und
aufregende Reportagen und Hintergrundberichte von den Brennpunkten dieser Welt
geliefert, sei es aus dem Irak, Afghanistan oder sonst wo. Er hatte nie Scheu
davor, sich in gefährliche Situationen zu begeben. Offenbar verfügte er auch
über gute Kontakte. Ich erinnere mich, dass es ein Ermittlungsverfahren gegen
ihn gab, weil er ein viel beachtetes Interview mit einem prominenten
Talibanführer zustande gebracht hatte. Man warf Havenstein vor, konspirativ mit
einer terroristischen Vereinigung zusammengearbeitet zu haben.«
    »Wie ist der Fall ausgegangen?«
    Kayssen lachte auf. »Wie wohl! Das ist eingestellt
worden. Alles andere hätte mich auch überrascht. Es gab immer wieder Versuche,
freie Berichterstattung zu behindern. Sei es Franz Josef Strauß bei der
Spiegelaffäre bis zu anderen Versuchen, Journalisten zu maßregeln. Havenstein
hat sich davon nie beeindrucken lassen.«
    »Also war er ein aufrechter Streiter für die
Gerechtigkeit?«
    »Hmh.« Kayssen wiegte den Kopf. »Ich würde ihn eher
als jemanden bezeichnen, der gut in seinem Beruf war, das auch wusste und darin
aufgegangen ist.«
    »Woran könnte Havenstein gearbeitet haben? Ich habe
noch eine vertrauliche Information, die aber weder für die Presse noch für
andere Stellen im Hause bestimmt ist.«
    Sven Kayssen nickte. »Ist schon klar.«
    Lüder wusste, dass er sich auf die Diskretion des
Pressesprechers verlassen konnte. Lüder berichtete von den beiden Buchtiteln,
die Havenstein in Eckernförde bestellt hatte.
    Kayssen sah Lüder eine Weile versonnen an, als würde
er die Titel auf sich wirken lassen. »Das überrascht mich nicht«, sagte er nach
einer Weile gedehnt. »Havenstein hat sich in jüngster Zeit zunehmend
innenpolitischen Themen zugewandt. Die wilde Zeit, in der er rund um den Globus
gehetzt ist, schien vorbei gewesen zu sein.«
    »Was gibt es über Havenstein persönlich zu sagen?«
    Kayssen zuckte die Schultern. »Ich habe dir alles
erzählt.«
    »Ich kenne dich schon eine ganze Weile. Du hast mehr
Informationen.« Lüder

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