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Sturmtief

Titel: Sturmtief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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Oberflächenwasserabgabe freut. Das wird dafür gezahlt,
dass das AKW Wasser in die Elbe
ableiten darf. Abgesehen von den anderen Wohltaten, die der Staat kassiert.«
    Lüders Gedanken schweiften für einen kurzen Moment ab.
Menschen wurden schon für weniger Geld ermordet. Hier ging es um
Millionenbeträge, um die unterschiedlichsten Interessen, nicht zuletzt auch um
den Wahrheitsgehalt politischer Aussagen und das damit verbundene Überleben von
Politikern. Geld und Macht. Das waren oft die Triebfedern für dunkle
Machenschaften hinter den Kulissen. Er ließ seinen Blick durch von Sohls Büro
gleiten. Der Raum war nüchtern und zweckmäßig eingerichtet. Es fehlte jeder
Ansatz zum Pompösen. Lediglich ein Bild an der Wand strahlte eine gewisse
Extravaganz aus.
    »Darf ich?«, fragte Lüder und stand auf, um das
Kunstwerk aus der Nähe zu betrachten. Es passte nicht in das Büro eines
Kraftwerkmanagers. Lüder blieb vor dem Bild stehen, ging zur Seite, trat einen
Schritt zurück und besah sich die Darstellung einer nackten Frau von hinten.
Ihm war das eigentümliche, fast ein wenig geheimnisvoll wirkende Blau
aufgefallen, in dem der Künstler sein Werk gestaltet hatte. Nein! Lüder hatte
sich nicht getäuscht. Dieses Blau hatte er erst vor Kurzem bewundert – im Büro
des Ministerpräsidenten.
    »Das ist ein Stümer«, stellte Lüder fest und nahm
wieder Platz.
    Von Sohl zuckte gleichgültig mit den Schultern. »Mag
sein. Ich habe es von meinem Vorgänger übernommen. Was ist damit?«
    Lüder unterließ es, den Kraftwerksleiter aufzuklären.
Es war ein merkwürdiger Zufall, dass Lüder in beiden Büros Bilder desselben
Malers vorfand. Oder gab es doch engere Beziehungen zwischen der Kieler Politik
und dem Kraftwerk an der Elbe? Warum hatte der erste Bürger des Landes Lüder
diesen Auftrag erteilt, ohne Näheres zu erklären, sondern alles vage und
unbestimmt im Nebel gelassen? Geld und Macht!
    »Könnte Robert Havenstein über Informationen verfügt
haben, die eine Fortsetzung des Betriebs hätten gefährden können?«, fragte
Lüder.
    »Das habe ich schon erklärt. Es gibt keine vernünftige
Alternative zur Atomkraft. Nehmen Sie die erneuerbare Energie. Ökologisch ist
sie ganz bestimmt sinnvoll, aber ökonomisch eine Katastrophe. Denken Sie an die
politisch gewollte hohe Einspeisevergütung für Solarstrom und Windenergie. Wer
soll das bezahlen? Unter dem Deckmantel der Ideologie wird Profit gemacht.
Nicht umsonst warnen heute schon Verbraucherverbände davor, dass Strom für die
Haushalte unbezahlbar wird. Das hat Havenstein erkannt. Ich habe den
Journalisten auf Albert Völlering aus Niebüll aufmerksam gemacht. Diesen
Januskopf finden Sie auf jeder Protestkundgebung, sei es gegen den Atomstrom
oder gegen die CO 2 -Einlagerung
in Nordfriesland.«
    »Wir haben die Meinungsfreiheit. Gegen engagierte
Bürger ist doch nichts einzuwenden.«
    »Das würde ich akzeptieren. Aber Völlering verfolgt
handfeste eigene Interessen. Er vergisst bei seinen Auftritten vor
Bürgerinitiativen zu erwähnen, dass er mit russischem Kapital bestrebt ist, die
Szene der erneuerbaren Energie im großen Stil zu vereinnahmen. Bedenken Sie: Die Betreiber erhalten eine doppelt so hohe Vergütung für jede Kilowattstunde,
wie der Verbraucher heute zahlt. Und das auf zwanzig Jahre staatlich
garantiert.«
    Es war ein interessantes Gespräch gewesen, befand
Lüder, als ihn die Assistentin aus von Sohls Vorzimmer zurück zur Pförtnerloge
brachte. Sicher hatte von Sohl in manchen Punkten recht, auch wenn seine Sicht
naturgemäß nicht objektiv war. Aber das hatte Lüder vom Kraftwerksleiter auch nicht
erwartet.
    Auf dem Weg zum Parkplatz musste Lüder an die brutale
Hinrichtung Robert Havensteins denken. Von Sohl hatte einen Lobbyisten aus
Niebüll mit angeblichen Kontakten zu russischen Finanzkreisen erwähnt. Und
Havensteins Mörder hatte ein südländisches oder osteuropäisches Aussehen. Was
hatte der Ministerpräsident gesagt? Wir wollen bei uns keine russischen
Verhältnisse, wo unliebsame Journalisten ermordet werden.
    Vom Auto aus rief Lüder Vollmers an. Er hatte Glück
und traf den Hauptkommissar in dessen Büro in der »Blume« an.
    »Wir waren nicht untätig«, begann Vollmers. »Zunächst
zu Dov Eisenberg.« Der Hauptkommissar unterbrach seine Ausführungen und
kicherte vergnügt. »Für deutsche Ohren ist das ein gewöhnungsbedürftiger Name.«
    »Der Ehemann hält mich für den Liebhaber seiner Frau.
Deshalb ist er mich tätlich

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