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Sturmtief

Titel: Sturmtief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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in diesem Moment der erste Beamte, der an
der offenen Küchentür einen Blick in den leeren Raum geworfen hatte.
    »Frei«, meldete schon der nächste Polizist, der in das
Badezimmer geblickt hatte.
    Aus einem Raum fielen Licht und das Flackern eines
Fernsehschirms auf den Flur. Lüder vermutete das Wohnzimmer, aus dem jetzt
energische Befehle drangen.
    »Hände hoch. Keine Bewegung. Polizei!«, schrien zwei
Stimmen gleichzeitig.
    Zwei Beamte waren in das Schlafzimmer gelaufen und
warfen kurze Blicke hinter die Tür, unters Bett und in den Kleiderschrank.
»Frei«, meldete schließlich einer, und sein Kollege gab es an den
Kommandoführer weiter, der mit seiner Maschinenpistole im Anschlag im Flur
stand und von dort in drei Zimmer gleichzeitig sehen konnte.
    »Ganz ruhig«, klang eine Polizistenstimme jetzt aus
einem weiteren Zimmer. »Ganz ruhig. Polizei. Wir tun dir nichts.« Dann wurde
die Stimme lauter. »Hier ist nur ein Mädchen.«
    Es hatte nur einen kurzen Moment gedauert, und die
Beamten des SEK hatten die Wohnung
durchsucht und die Situation unter Kontrolle.
    In der Wohnung hielten sich vier Menschen auf, stellte
Lüder fest. Die am ganzen Leib zitternde Ehefrau und Mutter, ein etwa
zwölfjähriges Mädchen sowie ein Mann und ein Jugendlicher im Wohnzimmer. Das
Erstürmen war so schnell abgelaufen, dass keiner der Wohnungsinsassen die
Möglichkeit zu reagieren hatte. Als Lüder ins Wohnzimmer trat, war einer der
Beamten damit beschäftigt, den apathisch dastehenden Jugendlichen abzuklopfen.
    »Sauber«, sagte der Beamte, und ein Kollege griff den
jungen Mann am Oberarm und zog ihn widerstandslos aus dem Zimmer. Zwei weitere
Beamte hatten Mirkovic gepackt und ihn auf den Fußboden vor dem Couchtisch
gelegt. Während ein dritter Beamter seine Maschinenpistole in Anschlag hielt,
schob ein Beamter Mirkovics Füße auseinander. Sein Kollege kniete auf dem
Rücken des Mannes und fesselte dessen Hände.
    »Seien Sie ganz ruhig«, sagte er dabei. »Das ist das
Beste für Sie.«
    Dann wurde auch Mirkovic sachkundig abgetastet.
»Sauber« sagte der Beamte, und als der Kommandoführer nickte, griffen zwei
Polizisten Mirkovic am Oberarm und stellten ihn auf die Beine.
    »Sind Sie Branko Mirkovic?«, fragte der Einsatzführer.
    Der Mann nickte, und erst im zweiten Anlauf gelang es
ihm, ein kaum verständliches »Ja« zu hauchen. Der Angstschweiß stand ihm auf
der Stirn.
    »Mir ist schlecht«, murmelte er, und wenn ihn die
beiden Beamten nicht gestützt hätten, wäre er in sich zusammengesackt.
    »Setzen Sie ihn hin«, bat Lüder, und die beiden
Polizisten geleiteten Mirkovic zu einem der mit buntem Blümchenmuster bezogenen
Sessel. Schwer atmend ließ sich Mirkovic fallen. Instinktiv versuchte er, sich
mit der Hand den Schweiß abzuwischen, aber die auf dem Rücken gefesselten Hände
hinderten ihn daran.
    »Haben Sie Waffen im Haus?«, fragte der
Kommandoführer. Und als Mirkovic verständnislos den Kopf schüttelte, hakte er
nach: »Sprengstoff, Reizgas, Bombenmaterial?«
    Ein kurzes Aufflackern in Mirkovics Augen
signalisierte den Polizisten, dass der Mann jetzt erst verstand, warum die
Polizei bei ihm eingedrungen war.
    »Das war nur wegen der Klassenreise«, flüsterte er.
    Lüder und die SEK -Beamten
sahen ihn ratlos an. »Wegen meinem Sohn«, ergänzte Mirkovic und berichtete von
den dreihundert Euro. »Ich hab das nur versteckt, weil mein Sohn sonst nicht
hätte mitfahren können. Dafür, dass ich den kleinen Spaß angebracht habe, habe
ich die dreihundert Euro bekommen. Mein Sohn hat sie.«
    Einer der Beamten holte den Jugendlichen ins Zimmer,
der beschämt stehen blieb und die Augen starr auf den Teppich heftete.
    »Stimmt das?«, fragte Lüder.
    »Ja«, hauchte der junge Mann kaum wahrnehmbar. Er
wagte nicht aufzusehen, als sein Vater unaufgefordert die Geschichte von der
Klassenreise und dem für andere Dinge zweckentfremdeten Geld erzählte.
    Die Ehefrau war ebenfalls ins Zimmer gekommen. Niemand
wandte etwas dagegen ein, als sie sich auf ihren Mann stürzte, ihn umarmte und
fortwährend etwas in einer fremden Sprache von sich gab.
    Für Lüder hatte die Situation jede Gefährlichkeit
verloren. Selbst als einer der Beamten mit zwei Dosen Tränengas und einem fest
stehenden Messer erschien.
    »Das haben wir im Zimmer des Jungen gefunden«,
erklärte er.
    Und als Mirkovic seinen Sohn mit einem fast traurigen
Blick ansah, gestand der junge Mann kleinlaut: »Sonst kommt man hier nicht
durch.«
    Im Stillen

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