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Sturmtief

Titel: Sturmtief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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dabei waren und die Lampe gehalten haben?«
    »Nicht unbedingt. Aber ich habe während meines Studiums aufgepasst, als es um die menschlichen Entwicklungsstufen ging. Das
kann man von Ihnen offenbar nicht behaupten. Außerdem munkelt man, dass
Juristen ohnehin nicht an der Universität, sondern beim Repetitor lernen.«
    »Dafür verklage ich Sie«, lachte Lüder. »Mich würde
aber noch etwas anderes interess…«
    »Habe ich mir gedacht«, unterbrach ihn Dr. Diether.
»Ihre neugierige rote Nase leuchtet sogar durch meinen Telefonhörer. Darum habe
ich auch eine Antwort für Sie. Die DNA hat eindeutig ergeben, dass Robert Havenstein der Vater des Kindes gewesen
wäre.«
    Lüder schluckte kurz. Da waren nicht nur zwei mutige Journalisten
ermordet, sondern auch eine Liebe ausgelöscht worden – und ein noch ungeborenes
Leben. Havenstein und Hannah Eisenberg waren nicht nur ein berufliches Team
gewesen. Wenn das auch Dov Eisenberg, dem eifersüchtigen Ehemann, bekannt
geworden war, dann könnte sich die These von den politisch motivierten Morden
als falsch erweisen. Lüder musste den Mann unbedingt ausfindig machen. Halb
geistesabwesend bedankte er sich bei Dr. Diether für die Informationen.
    Anschließend rief er in der Konsularabteilung der
Botschaft in Berlin an, stellte sich vor, berichtete von der Ermordung einer
israelischen Staatsangehörigen und fragte, ob man ihm bei der Suche nach
Angehörigen behilflich sein könne.
    Lüder war überrascht, als sich sein Gesprächspartner
sehr distanziert gab und mit einem auffällig geschäftsmäßigen Gehabe zusagte,
»man würde sich darum kümmern«.
    Das nächste Telefonat führte Lüder mit Hauptkommissar
Vollmers.
    »Wir sollten die Suche nach Dov Eisenberg einleiten«,
sagte Lüder. »Flughäfen, Autoverleiher, Hotels, Telefonprovider und
Kreditkartenherausgeber.«
    »Typisch Landeskriminalamt«, brummte Vollmers.
»Glauben Sie, auf den Dienststellen im Lande würden nur Blöde arbeiten? Auf die
Idee mit dem Handy und der Kreditkarte sind wir auch schon gekommen. Zum Provider
haben wir keinen Kontakt herstellen können. Und die Überwachung über die
deutschen Netzbetreiber erweist sich als schwierig, da sich Eisenbergs Handy
offenbar immer wieder in andere Netze einwählt. Die Kreditkarte … negativ! Der
israelische Herausgeber will keine Informationen veröffentlichen. Nicht an die
deutsche Polizei. Das war eine klare Ansage. Dafür haben wir eine erste,
erstaunlich schnelle Antwort aus Zypern vorliegen. Wie erwartet: Dort kennt man
keinen Andrea Filipi.«
    »Wir müssen Dov Eisenberg finden«, sagte Lüder und
ließ unerwähnt, dass er durch sein eigenes Versäumnis das Gespräch mit dem Mann
verpasst hatte.
    »Ich werde unsere Hundestaffel zum Schnuppern
rausschicken«, schloss Vollmers brummig das Gespräch.
    * * *
    Die Beamten der Lübecker Mordkommission waren zu ihrer
Dienststelle zurückgekehrt und saßen im Besprechungsraum. Sie stimmten die
bisherigen mageren Ermittlungsergebnisse ab. Noch war die Identität des Opfers
nicht gelüftet. Es wurde kein Mann, auf den die Beschreibung des Toten zutraf,
vermisst.
    »Der Schuss war aufgesetzt«, erklärte ein
Kriminaltechniker. »Noch liegt das Geschoss nicht vor. Es ist direkt über der
Stirn eingetreten und steckt noch im Kopf. Rund um die Einschussstelle sind
deutlich Schmauchspuren zu erkennen. Es war eine eindeutige Hinrichtung.«
    »Gibt es Anzeichen für einen Kampf?«, fragte Lohmeyer.
    Der Beamte schüttelte den Kopf. »Endgültiges bleibt
der Obduktion vorbehalten. Wir haben nichts feststellen können.«
    »Was hat die Daktyloskopie ergeben?« Der Hauptkommissar
sah in die Runde. Niemand fühlte sich für die Antwort zuständig. »Herr
Kessler?«, sprach er einen jüngeren Beamten an.
    Der hüstelte verlegen. »Da haben wir noch keine
Ergebnisse.«
    »Weshalb nicht?«
    »Es gab vorhin Probleme mit dem Server.«
    »Dann sehen Sie noch einmal nach«, wies Lohmeyer ihn
an und besprach mit den anderen Mitarbeitern die magere Ausbeute der
Zeugenbefragung.
    Nach wenigen Minuten erschien Kommissar Kessler wieder
und wedelte mit einem Blatt Papier. »Volltreffer«, sagte er und zog damit die
Aufmerksamkeit der ganzen Runde auf sich. Er wusste aber, was er der Hierarchie
schuldig war, und verkündete das Ergebnis nicht selbst, sondern überließ es
seinem Leiter.
    Hauptkommissar Lohmeyer las das Dokument zweimal. »Der
Tote ist identifiziert«, sagte er bedeutungsschwer. »Er wurde wegen

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