Sturmtief
zahlreicher
Straftaten gegen das Leben in ganz Europa gesucht. Die Kieler Kollegen und das
Landeskriminalamt verdächtigen ihn des Mordes an den beiden Journalisten in der
vergangenen Woche. Seine wahre Identität ist noch unbekannt, er reiste aber
unter dem falschen italienischen Namen Andrea Filipi.«
Lohmeyer stand auf. »Wir lösen die Versammlung auf.
Jeder weiß, was er zu tun hat. Ich werde Kontakt mit Kiel aufnehmen.«
* * *
Lüder hatte die Verhörprotokolle ausgedruckt und auf
seinem Schreibtisch ausgebreitet. Er hatte sich Stellen mit verschiedenfarbigen
Markern notiert, Notizen an den Rand geschrieben, Fragezeichen in den Text
hineingemalt und an diverse Stellen kleine gelbe Post-it-Zettel geklebt. Man
hätte mit dem, was er bisher herausgefunden hatte, zufrieden sein können. Es
fehlten ihm aber immer noch wichtige Bausteine. Was hatte sich 1986 im GKSS -Forschungszentrum abgespielt, und
warum versuchte die Politik etwas zu verbergen? Wer war der Auftraggeber des
Profikillers, der die beiden Journalisten ermordet hatte? Hing es mit den
Geheimnissen des Jahres 1986 zusammen?
Lüder lehnte sich zurück, verschränkte die Hände
hinter dem Nacken und reckte sich. Außerdem gab es noch eine ganze Reihe von
Nebenkriegsschauplätzen. Wer war der – angeblich – bestochene Beamte? War es
Zufall, dass der damalige Wehrführer kurz nach dem Brand des Archivs, in dem
die Protokolle über den Einsatz beim GKSS -Forschungszentrum
vernichtet wurden, ein neues Haus gebaut hatte? Nein! Lüder war nicht
zufrieden. In Europa war ein Auftragsmörder unterwegs. Wie sicher war er
selbst? Welchem Risiko setzte er sich aus, wenn die Gegenseite vermutete, dass
Lüder auf den Spuren der Journalisten ermittelte und Gefahr bestand, dass er
dieselben Geheimnisse lüften könnte?
Lüders Telefon meldete sich. Auf dem Display sah er,
dass Vollmers ihn zu erreichen versuchte.
»Mich hat mein Kollege aus Lübeck angerufen«, sagte
der Hauptkommissar. »Es gibt einen weiteren Toten. Ein Mordopfer, bei dem es
erneut eine klassische Hinrichtung war. Wie in unseren beiden ersten Fällen.«
»Wo?«, fragte Lüder.
»In Oldenburg. Und auch in diesem Fall spielt eine
Buchhandlung eine Hauptrolle. Der Tote wurde vor dem Eingang des Geschäfts
gefunden. Erschossen. Ein einziger aufgesetzter Schuss mitten in die Stirn.«
»Wer ist das Opfer?«
»Das wissen wir noch nicht. Die Lübecker haben keine
Identität feststellen können. Lediglich einen Schlüssel, der zu einem Hotel
passen könnte.«
»Welches?«
»Wenn das so einfach wäre, bräuchte man uns nicht.
Heutzutage verzichten die Herbergen aus Sicherheitsgründen auf die Anbringung
eines Logos. Bei Verlust könnte sich sonst der Finder unbemerkt ins Hotel
einschleichen.«
»Gibt es keine weiteren Spuren oder Hinweise?« Lüders
Stimme war die Ungeduld anzumerken.
»Doch. Es gibt eine daktyloskopische Spur.«
»Und?«
»Leider gibt es nur die Spur, aber keine richtige
Identität.« Lüder hörte, wie bei seinem Gesprächspartner im Hintergrund ein
Piepton erschallte. »Aha«, sagte Vollmers. Dann war es einen Augenblick still.
»Eben ist ein Bild des Toten eingetroffen«, erklärte der Hauptkommissar. »Ich
leite es an Sie weiter.«
Kurz darauf piepte Lüders Rechner. Er öffnete die Mail
und die Anlage.
»Donnerwetter«, entfuhr es ihm, als er das Bild des
neuen Mordopfers sah. Der Mann war ihm bekannt. Es war der lang gesuchte
Auftragsmörder.
Lüder lehnte sich in seinem Schreibtischsessel zurück.
Das war eine Überraschung. Irgendjemand hatte die Methode des Berufsmörders
kopiert und den Mann mit seinen eigenen Waffen geschlagen – ihn hingerichtet
und anschließend die Leiche öffentlich präsentiert. Da Robert Havenstein in der
Eckernförder Buchhandlung ermordet wurde, sah es aus, als wollte der Mörder mit
der Platzierung der Leiche ebenfalls vor einer Buchhandlung ein Zeichen setzen.
Lüder setzte sich mit der Lübecker
Bezirkskriminalinspektion in Verbindung. Es dauerte eine Weile, bis er
Hauptkommissar Lohmeyer am Apparat hatte.
»Lüders, LKA .
Ich bitte Sie, mir alle Informationen zu dem Mord in Oldenburg zukommen zu
lassen.«
»Warum das denn?« Der Leiter des Lübecker K1 war
hörbar genervt. »Was hat das LKA damit zu tun?«
»Es bestehen offensichtlich Verbindungen zu zwei
weiteren Morden, die sich in jüngster Zeit ereignet haben.« Lüder führte kurz
die bisherigen Erkenntnisse auf.
»Glauben Sie, dass ein Serienmörder unterwegs
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