Sturmtief
glaube ich nicht, dass
Sie auf Menschen zielen würden.«
»Ich bin froh, dass ich noch nie in einer solchen
Situation war«, gestand Lüder. »Ich möchte Sie um einen Gefallen bitten.«
Edith Beyer sah ihn an. »Gern.«
»Könnten Sie mir eine Verbindung zum Polizeipräfekten,
Präsidium oder wie auch immer das heißen mag, in Nikosia herstellen?«
»Nikosia? Das ist Zypern.«
»Richtig. Ich brauche eine Auskunft über jemanden.«
Geschäftsmäßig hatte Edith Beyer einen Schreibblock
herangezogen. »Wie heißt der?«
Lüder kratzte sich das Ohr. »Tja. Wenn ich das wüsste
… Das möchte ich gerade herausfinden.«
Immerhin zauberte das ein Lächeln auf das Gesicht der
Frau. »Sie sind mir schon ein komischer Typ. Möchte mit Zypern telefonieren und
einen Namen herausfinden. Einfach so.« Sie schnippte dabei mit den Fingern.
Lüder zog eine Flunsch und ging in die Hocke. »Da ich
noch sooo klein bin, brauche ich Ihre Hilfe.«
Jetzt lachte Edith Beyer herzhaft. »I’ll do my very
best«, sagte sie.
»Jawohl, James. Oder wie heißt die weibliche Form
davon?« Lüder füllte sich Kaffee in seinen Becher und kehrte in sein Büro
zurück.
Nach zwanzig Minuten stellte Edith Beyer einen
Gesprächspartner auf Lüders Apparat durch. »Wenn ich ihn richtig verstanden
habe«, sagte sie, »heißt er Konstantinopoulos.«
»Wenigstens kein Papa-sonst-was«, stellte Lüder fest
und übernahm das Gespräch.
Konstantinopoulos sprach leidlich ein guttural
klingendes Englisch, was die Kommunikation erschwerte. Dafür schien er sehr
beflissen zu sein, der »großen deutschen Polizei« helfen zu können. »Uns ist
nichts unmöglich«, versicherte er.
»Bei uns hat es ein Mordopfer gegeben«, erklärte
Lüder, »dessen Identität wir nicht kennen. Wir haben aber vage Hinweise, dass
es sich um einen zyprischen Staatsbürger handeln könnte. Leider gibt es keine
Anhaltspunkte, keine Papiere, nichts, was der Identifikation dienlich sein
könnte.«
Der Zyprer begann eine ganze Liste standardmäßiger
Fragen zu starten, so als würde er einen Vortrag vor Polizeischülern halten.
Lüder hörte es sich geduldig an und sagte: »Das haben
wir auch alles untersucht, Herr Kollege.« Über die Telefonleitung vernahm
Lüder, wie stolz der Zyprer auf diese Formulierung war.
»Senden Sie uns nur die Fingerabdrücke. Und ein Bild.
Dann ist es für uns überhaupt kein Problem, Ihnen zu sagen, ob der Mann einer
von uns war«, versicherte Konstantinopoulos und versprach, sich umgehend wieder
zu melden.
Lüder versuchte ein weiteres Mal, Dr. Bringschulte vom GKSS -Forschungszentrum zu
erreichen. Doch auch dieser Versuch war vergeblich.
Danach probierte es er beim Atomkraftwerk Krümmel.
»Ich bin Ihnen zu großem Dank verpflichtet«, begrüßte
ihn der Betriebsleiter Herwig von Sohl. »Dank Ihres raschen Fahndungserfolgs
lassen sich neuerliche Gerüchte um die Sicherheit von Kernkraftwerken,
insbesondere hier bei uns in Krümmel, in Grenzen halten.«
»Ich sehe mich nicht in der Position, zu solchen
Dingen Bewertungen abzugeben«, wich Lüder aus. »Meine Aufgabe ist die
Verfolgung von Straftaten.«
»Wir sind immer wieder Ziel solcher Attacken«, klagte
von Sohl. »Da ist es ein gutes Gefühl, dass wenigstens die Polizei auf unserer
Seite ist.«
»Ich bin auf der Seite von Recht und Gesetz«, sagte
Lüder und war sich bewusst, dass eine solche Aussage gut zu einem Sheriff in
einem Wildwestfilm gepasst hätte. »Können Sie mir sagen, ob Israel
Atomkraftwerke betreibt?«
Von Sohl schien über diese Frage überrascht zu sein.
»Warum wollen Sie das wissen?«, fragte er. Als Lüder nicht antwortete, erklärte
er: »Der Betrieb von Kernkraftwerken ist Israel nicht gestattet. Die Israelis
lassen die Überwachung ihrer Nuklearanlagen durch die IAEA nicht zu.«
»Sie meinen, durch die Internationale
Atomenergieorganisation.«
»Ja. Man erzählt sich aber, dass Israel den Bau eines
großen Meilers in der Negev-Wüste planen würde.«
»Wie weit ist das gediehen?«
»Da bin ich überfragt«, sagte von Sohl. »Warum
interessiert Sie das?«
»Ich möchte wissen, ob es Kooperationen zwischen der
deutschen Atomwirtschaft und Israel gibt.«
»Sie haben den falschen Gesprächspartner. Ich bin nur
der Leiter des hiesigen Kraftwerks. Politische Fragen gehören nicht zu meinen
Aufgaben.«
»Sie sind der Mann der Praxis?«, fragte Lüder.
»Ja.«
»Gut. Dann sagen Sie mir, ob Sie – ganz praktisch –
mit israelischen Partnern
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