Sturmtosen - Peeler, N: Sturmtosen - Tempest's Legacy (Jane True) Book 3
der Grund, warum Jarl hinter den Leuten her ist, die dir nahestehen. Okay, Jarl hasst dich, aber er ist nicht dorthin gekommen, wo er ist, weil er sich nicht unter Kontrolle hat.«
Ich blinzelte bei Julians Worten. Ich war an den Gedanken gewöhnt, dass Jarl hinter mir her war, aber selbst ich musste zugeben, dass Julians Gedanken durchaus Sinn ergaben.
»Jarl denkt, wenn er an dich herankommt und dich aufscheuchen kann, dann wirst du leichte Beute für ihn sein. Du bist stark, und was du mit Ryu und Anyan gemacht hast, beweist deine Stärke. Aber dein größter Vorteil ist, dass die Leute dich immer unterschätzen. Sogar solche, die es eigentlich besser wissen müssten, wie Ryu, auch er kann sich von dem Gedanken nicht freimachen, dass du klein und verletzlich bist. Es ist, als würde dich irgendeine Robbenbaby-Aura umgeben, die jeden dazu bringt, dich beschützen zu wollen. Das könnten wir zu unserem Vorteil nutzen.«
Ich kicherte, denn ich wusste, dass er recht hatte. Und der Gedanke, etwas auszunutzen, das mich schon immer genervt hatte – die Vorstellung der Leute, ich sei schwach –, begeisterte mich.
»Also, was wollen wir tun?«, fragte ich.
»Wir ziehen auf eigene Faust los: Team Halbling.«
»Aber was machen wir konkret? Außer uns gleich ein paar schicke Mannschaftstrikots zu bestellen?«
»Wir tun, was die andern nicht tun werden. Wir benutzen dich als Köder. Aber wir haben einen Plan und schicken dich nicht einfach raus in die Nacht mit nichts als ein paar Müsliriegeln.«
»Müsliriegel sind sehr nahrhaft. Und lecker.«
Julian lachte. »Du bist vermutlich die Einzige, die für ihren Rachefeldzug ein paar Snacks einpackt.«
»Nicht frech werden. Also, an was hast du gedacht?«
»Ich dachte, wir könnten uns vielleicht einen Weg überlegen, wie wir deine Spur verfolgen können. Mit moderner Technik, das sollte kein großes Problem sein. Dann warten wir, bis wir sicher sein können, dass die Harpyien zuschauen, und wiederholen deine Flucht von heute Nacht. Bloß clever und mit einer richtigen Strategie statt völlig planlos.«
»Du bist heute wohl auf Ärger aus, was, Jules?«
»Logisch, Miststück, ich bin auf Krawall gebürstet.«
Wir lachten beide, nicht nur aus der Laune heraus, sondern aus Vorfreude. Ich hatte ein gutes Gefühl dabei, einen Plan zu haben und mit Julian zusammenzuarbeiten.
»Ich glaube, das könnte klappen«, sagte ich nach einer Weile.
»Ja«, stimmte Julian mir zu und sah mich mit seinen meeresgrünen Augen an. »Ich glaube auch.«
In diesem Moment erinnerte ich mich an mein Gespräch mit Iris. Es fühlte sich an, als sei es schon Jahre her, aber in Wahrheit lag es bloß ein paar Wochen zurück, als sie zu mir sagte: »Deine Pläne sind wie immer Schrott, Jane.« Und sie hatte recht. Meine Pläne waren Schrott. Aber diese Tatsache konnten wir zu unserem Vorteil nutzen, indem wir die Leute in dem Glauben ließen, ich sei eine kleine Idiotin und diese Außenwirkung mit Julians kühlem, strategischem Kopf kombinierten. Mit anderen Worten, das »Team Halbling« konnte all die Vorurteile, die es nun mal gegenüber Halblingen gab, zu seinem Vorteil nutzen, indem wir es gegen diejenigen verwendeten, die am meisten von diesem Vorurteil überzeugt waren.
Das Einzige, was ich noch lieber mochte als die Vorsehung, war Schokoladenkuchen. Oh, und Käse. Und Austern. Oh, und … äh, egal, … was ich sagen will, ist, dass mir die Idee eines »Team Halbling« richtig gut gefiel.
W ährend der darauffolgenden Woche hielten Julian und ich uns bedeckt. Ich tat ein, zwei Tage noch so, als schmollte ich und begab mich dann zurück an Bord der Ermittlungen. Unterdessen tat Julian, was er immer tat: Er bestellte allerlei technische Spielereien, recherchierte am Computer und blinzelte eulenhaft durch seine Brillengläser.
Aber in Wahrheit plante er, was wir heimlich Team Halblings Operation Premier Coup nannten. Wir fühlten uns unheimlich international, als wir unserer Mission diesen Namen gaben, als würden wir Chimay-Bier trinken.
Die Berichte, die uns aus dem Grenzgebiet und dem Territorium erreichten, blieben unterdessen düster. Es tauchten immer wieder Labors auf, ausgebrannt, voller Leichen. Ryu fuhr jedes Mal gewissenhaft hin, um Spuren zu sichern, stieß aber nie auf verwertbare Hinweise.
Die einzige gute Nachricht, die wir in dieser Zeit bekamen, war, dass die übernatürlichen Kräfte von Ula Kappa und den anderen geretteten Frauen sich langsam regenerierten. Ula
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