Sturmtosen - Peeler, N: Sturmtosen - Tempest's Legacy (Jane True) Book 3
Schlimmste betraf das Essen: Die Körperteile in der Küche waren nicht nur makabre Dekoration. Nichts quälte die Insassen mehr als das Wissen, dass sie Eintopf aus früheren Zellengenossen aßen.
Ich war sehr erleichtert, dass mein Sandwich gestern mit Schinken belegt gewesen zu sein schien. Zumindest hoffte ich, dass es Schinken war.
Ich schob diesen Gedanken schnell beiseite und hörte Iris weiter mit einem Ohr zu, während ich schon anfing, die Informationen, die sie mir bereits gegeben hatte, zu sortieren.
Der Keller ist der Schlüssel , dachte ich. Es leuchtete ein, warum sie die Zellen hier unten eingerichtet hatten: Der Keller war schauderhaft, ziemlich weit ab vom Schuss; die niedrigen Decken machten das Einbauen von Zellen unkompliziert, und damit blieb der (viel hübschere) Teil des Hauses für die Aufseher und Ärzte. Aber der Keller war anscheinend auch ein Kaninchenbau voll unheimlicher, kleiner Räume, Treppenhäuser, die zu verschiedenen Stockwerken führten, eingebaut für diverse Generationen von Dienern, Personal und aus Brandschutzgründen, und viele von ihnen führten hinaus.
Wir befanden uns in einem Bereich ohne Ausgang nach draußen, aber anscheinend war es einer der wenigen, dem eine solche Verbindung zur Außenwelt fehlte. Iris war aufgefallen, dass viele der anderen Ausgänge zugemauert worden waren, aber das bedeutete nicht, dass sie auch für jemanden mit funktionierenden magischen Kräften verschlossen waren … jemanden wie mich.
Hoffentlich , rief ich mir, noch immer auf der Hut, in Erinnerung.
»Also, wann kommen die anderen?«, flüsterte Iris und riss mich damit abrupt aus meinen Gedanken.
»Bitte?«
»Du hast gesagt, wir kommen hier raus. Also wann kommen die anderen?«
Ich presste die Lippen zusammen und versuchte mir darüber klarzuwerden, was zu tun war. Ich wollte Iris sehnlichst verraten, dass alles nur eine schlaue List war, die vom Team Halbling ausgeheckt worden war – dass die Operation Premier Coup in vollem Gange war. Aber ich wusste auch, dass ich das nicht tun konnte … ich konnte nicht riskieren, irgendwelche lauschenden Ohren vor unseren Plänen und ihrem drohenden Niedergang zu warnen.
Also setzte ich, statt meiner gebrochenen Freundin Mut zu machen, ein betretenes Gesicht auf und hasste mich dafür.
»Na ja, ähm, ich weiß nicht genau, wann sie kommen. Ich bin sicher, sie kommen irgendwann … aber wir müssen so bald wie möglich hier ausbrechen.«
Iris sah mich an, und mein Herz zersprang beinahe beim Anblick ihres entsetzten Gesichts.
»Du meinst, die anderen sind nicht gleich da draußen? Und warten bloß auf dein Signal?«
»Ähm … nein. Eigentlich nicht. Ich bin mehr oder weniger … weggelaufen. Und dann geschnappt worden«, log ich.
Wieder liefen Iris dicke Tränen die Wangen hinunter. »Jane! Nein! Sie werden dich töten! Erst werden sie dich foltern, und dann werden sie dich töten! Wir kommen hier nie raus …«
In diesem Moment wollte ich nichts lieber, als ihr alles zu erzählen, sie zu beruhigen, dass das nicht passieren würde. Dass ich noch immer über meine Kräfte verfügte, dass ich einen Chip unter der Haut trug und dass wir hier drinnen vielleicht sogar einen Verbündeten hatten, der uns helfen würde. Aber ich traute unserem Umfeld nicht, und wenn ich ehrlich war, traute ich noch nicht einmal Iris … ich rief mir in Erinnerung, dass sie mich für eine Art Spitzel hielt, der nur eingesetzt wurde, um sie zu quälen.
Aber dasselbe gilt auch für sie.
Also speiste ich sie, anstatt sie mit der Wahrheit zu trösten, mit dem Unsinn ab, den unsere Geiselnehmer hören wollten, nur für den Fall, dass sie mithörten oder Iris nicht wirklich Iris war oder so gebrochen, dass sie als Spion für sie arbeitete. Ich sagte ihr, Anyan werde mich schon finden, dass Anyan uns holen kommen würde … Bei diesen Worten blickte sie ruckartig auf.
»Nicht Ryu?«
»Na ja, der auch. Ryu wird zusammen mit Anyan kommen.«
»Aber du hast gesagt, Anyan wird dich retten. Nicht Ryu. Was ist denn zwischen euch beiden vorgefallen?«
Ich zögerte, denn ich konnte es kaum glauben, dass sie trotz allem den neuesten Klatsch von mir wissen wollte, als säßen wir wirklich bloß plaudernd im Schweinestall .
Okay . Sie ist tatsächlich Iris.
»Ähm …«, antwortete ich. »Es ist … kompliziert?«
Da lächelte Iris, und mein Herz wäre beinahe zersprungen. Es war nur ein winziges, gebrochenes, zögerndes Verziehen der Mundwinkel, und es hielt sich
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