Sturmtosen - Peeler, N: Sturmtosen - Tempest's Legacy (Jane True) Book 3
ich ihn bald wiedersehen werde. Er hat mir auch schon gemailt. Nicht einmal unsere Grenzen können E-Mails aufhalten«, sagte sie und zwinkerte mir zu.
»Gut«, erwiderte ich, überglücklich darüber, dass sie den Seitenwechsel ihres Sohnes gut verkraftete.
»Und jetzt wollen wir dich erst mal zum Schwimmen bringen. Du siehst aus, als würdest du gleich umkippen, und ich kenne da einen perfekten Ort …«
Camille brachte mich zu einem der zahlreichen Seen rund um Montreal, wo ich dann gute zwei Stunden schwamm. Gründlich aufgeladen fühlte ich mich wieder pudelwohl, als wir ins Hotel zurückkehrten. Nach einer kurzen Strategiebesprechung verteilten wir uns dann alle auf die verschiedenen Schlafzimmer. Wir hatten zwei Suiten gemietet, die jede über zwei Schlafzimmer verfügte und eine Ausziehcouch im Wohnzimmer. Nach ein wenig Hin und Her hatte jeder ein Bett gefunden. Caleb landete mit dem Kobold auf der Schlafcouch. Nachdem wir schon einmal einen Häftling verloren hatten, wollten wir kein Risiko mehr eingehen.
Aber auch diese Nacht verlief friedlich, und nach zwei Nächten Schlaf und einer Runde Schwimmen fühlte ich mich fast schon wieder wie ich selbst. Anyans Verhalten mir gegenüber nervte mich zwar noch immer, aber gut. Ich sagte mir immer wieder, es sei besser, jetzt herauszufinden, dass der Barghest ein Gefühlstrampel war, als später. Nicht dass das wirklich half. Denn jedes Mal, wenn ich daran dachte, wie er seine Arme um mich gelegt hatte, war es wie ein Schlag in die Magengrube.
Und mein Magen rumorte sowieso schon, weil die Konfrontation mit Jarl immer näher rückte. Erstaunlicherweise geriet ich wegen der ganzen Sache nur ein bisschen in Panik. Denn ein großer Teil von mir hatte das Gefühl, dass es einfach das Richtige war; es war unausweichlich. Wir hatten zu viele Leute gefangengenommen, die zu viel wussten; jetzt war der Zeitpunkt gekommen, dass Jarl seine wohlverdiente Strafe bekam.
Wir waren nur noch etwa viereinhalb Stunden vom Verbund entfernt, als wir in Quebec noch einmal anhielten, um zu Mittag zu essen und uns zu beraten. Wir waren noch auf keinen Widerstand gestoßen, aber das war sicher bloß noch eine Frage der Zeit. Uns war von Anfang an klar gewesen, dass ein Hinterhalt, wenn es ihn denn geben würde, erst ganz in der Nähe des Verbundes auf uns lauern würde. Jarl wusste bestimmt, was passiert war, da die Harpyien mit dem Heiler entkommen waren, und seine letzten Vertrauensleute waren mit ihm am Hof.
Zweifellos würden sie uns beobachten und abwarten, bis wir dort ankämen.
Also setzten wir uns wieder in unsere Autos. Wir hatten beschlossen, in einer Kolonne zu fahren, bis wir den Highway, der Richtung Verbund führte, verlassen hatten. Wenn wir erst einmal auf dem letzten Wegabschnitt, einer zweispurigen Straße, angekommen waren, die sich rasch zu einer einspurigen Schotterpiste verjüngte, würden wir leicht angreifbar sein. Also mussten wir uns auf alles gefasst machen.
Ich fuhr noch immer mit Anyan. Lieber wäre ich bei jemand anderem mitgefahren, aber ich wollte keine große Sache daraus machen, indem ich mit irgendjemandem Platz tauschte. Also schwiegen Anyan und ich uns auch weiterhin an, als wir vom Highway auf die zweispurige Straße abbogen. Von da an hatten wir noch etwa eine halbe Stunde, bis sie zur Schotterpiste wurde und wir jeden Augenblick mit einem Angriff rechnen mussten.
Erstaunlicherweise schlief der Kobold. Er hatte schon erschöpft gewirkt, seit wir Pennsylvania verlassen hatten, und offenbar hatte er seither keine Nacht richtig geschlafen. Und jetzt, da die Gefahr unmittelbar drohte, pennte er einfach ausgestreckt auf dem Rücksitz. Wie er jetzt schlafen kann, begreife ich nicht , dachte ich, denn ich war angespannt wie die Feder in einer Mausefalle. Was auch der Grund war, dass ich vor Schreck beinahe aus meinem Sitz gesprungen wäre, als Anyan plötzlich etwas zu mir sagte.
»Tja, jetzt scheint es bald vorbei zu sein, Jane.«
»Ja«, sagte ich, unsicher, worauf er hinauswollte.
»Und ich glaube, wir werden auch Erfolg haben. Ich glaube, es wird funktionieren … das schlafende Dornröschen da hinten und sein Vater dürften mehr als genug Beweise gegen Jarl in der Hand haben. Ganz abgesehen von all den anderen, die wir einkassiert haben, von denen manche noch so einiges wissen dürften …« Er verstummte wieder, und ich nickte.
»Ja, wir haben gute Arbeit geleistet. Danke für deine Hilfe.« Anyan sah stirnrunzelnd zu mir hinüber.
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