Sturmtosen - Peeler, N: Sturmtosen - Tempest's Legacy (Jane True) Book 3
Kampf hat er sowieso nicht viel ausrichten können.
Als wir alle zur Abfahrt bereit waren, setzte sich Anyan ans Steuer, und ich nahm neben ihm auf dem Beifahrersitz Platz, der Kobold-Doktor saß auf dem Rücksitz. Endlich waren wir auf dem Weg, die Sache dort zu Ende zu bringen, wo alles angefangen hatte: am Hof der Alfar außerhalb von Quebec, wo wir Jarl und seinen Schergen entgegentreten würden.
Aber zuerst würden wir uns noch ein bisschen ausruhen.
Das Anwesen entpuppte sich als ein verlassenes Überbleibsel aus Pennsylvanias industrieller Vergangenheit, gleich am Rand von Allentown. Ich hatte nicht einmal daran gedacht, zu fragen, wo wir uns befanden, bevor ich ein Schild am Highway entdeckte. Sobald wir etwas halbwegs Anständiges sahen, nahmen wir uns Hotelzimmer – eines für mich und eines für Anyan und den Kobold. Als Erstes nahm ich eine lange, heiße Dusche und versuchte den Schmutz von diesem Horrorort loszuwerden. Ich legte mich voller Bedenken hin, denn ich fürchtete die Bilder, mit denen mich mein Hirn quälen würde, nach all dem Grauen, das ich während der letzten vierundzwanzig Stunden erleben hatte müssen. Aber zu meiner Überraschung war ich, sobald ich das Kissen berührte, auf der Stelle weg und schlief tief und traumlos bis zum nächsten Morgen.
Nach einem schnellen Frühstück und einer weiteren superheißen Dusche machten wir uns wieder auf den Weg. Die Fahrt nach Montreal war leicht surreal. Ich fühlte mich nicht so entspannt mit unserem Häftling im Nacken, und Anyan schien keine Lust zu haben, sich zu unterhalten. Also schwiegen wir die meiste Zeit, abgesehen von der Bitte um einen Boxenstopp oder einer kurzen Debatte darüber, in welchem Restaurant am Straßenrand wir zu Mittag essen sollten.
Ich redete mir ein, es läge bloß daran, dass Avery dabei war, dass Anyan und ich kaum miteinander sprachen, aber ich wusste, dass mehr dahintersteckte. Er sah mich kaum an, und ich konnte die Spannung zwischen uns spüren.
Warum ist er bloß so distanziert? , klagte meine Libido. Nach dem, was hinter dem Schuppen vorgefallen war, war sie überzeugt gewesen, dass wir jetzt schon längst rummachen würden. Doch stattdessen wechselten wir kaum ein Wort.
Er wollte eigentlich gar nicht so reagieren , sagte ich mir und wappnete mich gegen die Enttäuschung, die mich packte. Und jetzt weiß er nicht, wie er es wieder zurücknehmen soll. Er will mich nicht verletzen, fühlt aber nun mal nicht so, wie er sich verhalten hat. Es war für uns alle eine Stresssituation …
Also tat ich, was ich immer tue, wenn jemand nicht allzu begeistert von mir zu sein scheint: Ich stellte mich schlafend. Das war gar nicht so schwer, hauptsächlich, weil ich wohl wirklich einschlief. Nach all der Aufregung, der ich ausgesetzt war, fühlte ich mich noch immer ziemlich erschöpft. Ich musste dringend bald schwimmen gehen.
Als es Abend wurde, waren wir in Montreal, in einem noblen Hotel, und warteten auf Verstärkung. Anyan redete noch immer nicht mehr als nötig mit mir, was mich zunehmend nervte. Ich hatte kapiert, dass er sein Verhalten bereute, aber es war seine Entscheidung gewesen. Er musste sich mir gegenüber nicht wie ein Arsch benehmen, nur weil ihm sein eigenes Verhalten nicht gefiel.
»Möchtest du zu Abend essen?«, fragte er und wollte mir die Karte des Zimmerservice geben.
»Mir egal«, brummelte ich und weigerte mich, sie zu nehmen.
»Na ja, hast du Hunger oder nicht?«
»Ist mir total egal«, fauchte ich. Aber mein Magen verriet mein typisches passives Aggressionsverhalten, indem er knurrte wie eine Wildkatze.
»Du hast Hunger. Wir essen«, sagte der Barghest und ließ die Speisekarte auf meinen Schoß fallen.
»Wie du meinst«, antwortete ich bockig seinem Rücken und rieb mir meinen illoyalen Bauch.
Wir bestellten und aßen schweigend. Sogar der Kobold – eigentlich versunken in seine eigene Angst und Schuld – schien zu bemerken, dass irgendetwas zwischen Anyan und mir nicht stimmte, denn er sah immer wieder verstohlen von einem zum anderen.
Erst nachdem die anderen zu uns gestoßen waren, redeten wir wieder frei.
»Camille«, begrüßte ich Ryus Baobhan-Sith-Assistentin beklommen, weil sie auch Julians Mutter war.
»Jane«, sagte Camille und lächelte. »Wie geht es dir?«
»Mir geht es gut«, antwortete ich. »Aber wie geht es dir? Wegen Julian und allem?«
Sie lächelte. Traurig zwar, aber immerhin war es ein Lächeln. »Ich freue mich für meinen Sohn. Und ich weiß, dass
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