Sturmtosen - Peeler, N: Sturmtosen - Tempest's Legacy (Jane True) Book 3
Da wusstest du schon, dass meine Mutter tot ist.«
Er streckte die Hand nach mir aus. »Jane …«
»Du Mistkerl!«, fauchte ich und zuckte vor seiner Berührung zurück. »Sag mir, dass du es mir erzählen wolltest und nur zu feige warst. Sag mir, dass du diese Dinge nicht nur einfach so gesagt hast, obwohl du die Wahrheit bereits kanntest.«
»Jane, Anyan und ich hatten miteinander gesprochen. Wir dachten, es sei das Beste …«
»Du Arschloch!«, schnaubte ich, jetzt, wo ich die Wahrheit hinter seinem Verhalten erkannt hatte und mir klar geworden war, wie perfekt sie alles eingefädelt hatten und was für eine dumme Pute ich doch war.
»Also hast du Anyan vorgeschickt«, sagte ich mit kalter Stimme. »Du hast ihn vorgeschickt, damit er mir die schrecklichen Neuigkeiten beibringt, und dann kamst du herangeschwebt, um den großen Tröster zu spielen? Und ich bin verdammt noch mal darauf reingefallen!«
»Jane, so ist es auch wieder nicht. Er wollte es dir sagen. Und ich fand nicht, dass du es von uns beiden hören musst, aber ich wusste, dass du mich brauchen würdest, nachdem du davon erfahren hast.«
»Ach Schwachsinn, Ryu.« Wut kochte in mir hoch, aber sie galt hauptsächlich mir selbst. Ich sah das ganze Szenario jetzt in brutaler Klarheit vor mir. Ryu hätte gar nicht anders handeln können. Alles, was er getan hatte, war durch und durch Ryu.
»Ich weiß, dass du mich nicht verletzen wolltest«, sagte ich schließlich. Sein Gesicht hellte sich auf, aber meine nächsten Worte und mein erzürnter Ton fegten sein Lächeln sofort wieder weg. »Ich weiß, dass du den Scheiß, den du da verzapfst, vermutlich selbst glaubst. Aber wenn du ganz tief in dich hineinschaust, muss auch dir klar werden, dass du den Tod meiner Mutter und meine Trauer nur wie ein weiteres Ass in deinem Ärmel behandelt hast. Du kannst einfach nicht anders, als andere zu manipulieren, Ryu.«
Er kniff die Augen zusammen, in seinem Gesicht standen Betroffenheit, Schmerz und Empörung. Und da wurde mir alles klar: all das Zeug, das er mir immer aufzudrängen versuchte, sogar, wenn ich ihm sagte, dass ich es nicht wollte; seine kleinen Eifersuchtsszenen, manche im Spaß, andere nicht; sein ewiges Gestichel, dass ich nach Bosten ziehen sollte …
Er hat keinen blassen Schimmer, wer ich bin, was ich will und was gut für mich ist.
»Jane«, drang Ryus Stimme durch meine ernüchternde Erkenntnis hindurch. »Das ist jetzt aber nicht fair …«
»Ich weiß, dass du das nicht kapierst, Ryu«, sagte ich plötzlich schrecklich müde, aber auch völlig klar, überzeugt und selbstsicher. Meine Stimme war sanft, aber bestimmt, ich blickte ihn mit meinen schwarzen Augen an und spürte die Kluft, die schon immer zwischen uns bestanden hatte, diese Kluft, die nur durch den Sex und unsere gegenseitige Anziehung überbrückt worden war und die jetzt zu tief vor uns klaffte, als dass wir sie weiter ignorieren konnten. »Und mir ist klar, dass du nie gemein oder verletzend sein wolltest. Aber du scheinst einfach nicht zu begreifen, dass ich nicht bloß irgendein Ding bin, das man für sich gewinnt oder verliert. Ich bin keine Schachfigur oder eine Trophäe, und unsere Beziehung ist kein Spiel. Das ist kein Spiel, hörst du «, wiederholte ich noch einmal eindringlich, als ich sah, dass Wut in seinem Gesicht aufblitzte. »Jedenfalls spiele ich nicht mehr mit.«
Ich stand aus dem Bett auf. »Ich gehe jetzt. Du kannst mich nach Hause bringen oder nicht.«
»Jane«, sagte er mit gepresster Stimme, »lass es mich doch erklären.«
»Spar’s dir, Ryu«, sagte ich, als ich zur Tür ging.
Nach Hause zu schwimmen, erschien mir sowieso die bessere Idee.
G leich nach der Arbeit am nächsten Tag stand ich vor Anyans Blockhütte. Es dämmerte bereits, und das Haus wirkte heimelig und einladend. Doch mir schnürte sich der Hals zu, in der Nacht zuvor hatte ich kein Auge zugetan, weshalb ich körperlich ziemlich erschöpft war. Durch das viele Schwimmen gestern glühte ich allerdings gleichzeitig wie ein überhitzter Reaktor. Nach allem, was in Boston geschehen war, hatte ich jetzt nicht nur mehr Kontrolle über meine Superkräfte, sondern auch einen besseren Zugang zu meinem Element. Doch trotz dieses Energieüberschusses fühlte sich mein Körper vor Erschöpfung hart und schwer an, besonders mental. Und zu allem Überfluss lastete auch noch das Problem auf mir, was ich meinem Vater sagen sollte.
Ungeachtet der vielen Jahre, die vergangen waren, wartete er
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