Sturmtosen - Peeler, N: Sturmtosen - Tempest's Legacy (Jane True) Book 3
märchenhafte Mischung aus Escher und Walt Disney gewesen, die zu einem wuchtigen, skurrilen und etwas schaurigen Gebilde verschmolz. Ich erwartete zwar nicht gerade eine solche Pracht, aber genauso wenig erwartete ich das, was ich sah, als wir schließlich in eine der Einfahrten zu unserer Rechten einbogen.
Die Zufahrt endete auf einem Carport, der zu einem kleinen, dunkelbraunen Haus im Ranchstil gehörte. Der kleine Garten dahinter war von einem Maschendrahtzaun umgeben und beherbergte einen ziemlich arthritisch aussehenden Golden Retriever, der hechelnd versuchte, seine Nase durch den Maschendraht zu stecken. In der Mitte des Vorgartens stand eine violette Glaskugel auf einem Sockel aus Zement, und ich glaube, ich sah sogar einen Gartenzwerg – eines dieser Plastikdinger, nicht so eine Zwergin wie die, die gerade auf meinen Vater aufpasste –, der mich von seinem Standort unter einer farnartigen Pflanze in dem kleinen Garten direkt unterhalb des Panoramafensters aus anlinste.
Wir stiegen aus dem Auto, und Anyan musste über meinen Gesichtsausdruck lachen. Julian schaute allerdings genauso perplex drein.
»Ist da noch … mehr?«, fragte ich. »Wie im Verbund?«
Als ich zum allerersten Mal vor dem Verbundsgebäude stand, hatte ich bloß eine riesige Bonzenvilla gesehen. Sie war nämlich mit einer so starken Aura belegt, dass ich nicht mal den Schimmer einer Ahnung hatte, was sich dahinter verbarg, bis Ryu meinen Blick klärte.
Anyan lachte leise, legte mir die Hand an die Taille und führte mich zur Eingangstür.
»Nein. Das ist alles. Willkommen in der Machtzentrale von Borealis, Illinois.«
A nyan«, rief eine große, schlanke Frau mit silbernem Haar, als sie die Tür öffnete. »Wie schön, dich zu sehen.«
Sie schloss den Barghest herzlich in die Arme und ließ ihn dann ins Haus.
»Julian?«, fragte sie meinen Mithalbling und lächelte ihn freundlich an, als er verdutzt nickte. »Willkommen in Borealis und in meinem bescheidenen Heim. Es ist wunderbar, dass ihr hier seid. Fühlt euch bitte wie zu Hause.«
»Und du musst Jane sein«, sagte sie, als Julian an ihr vorbei hineingegangen war. Zu meiner großen Überraschung beugte sie sich zu mir hinunter und umarmte auch mich. Sie hielt mich ganz fest und sagte: »Ich bin Paige. Ich freue mich so, dich kennenzulernen. Es tut mir leid, dass es unter diesen Umständen passieren muss.«
Ich sah blinzelnd über ihre Schulter zu Anyan hinüber, der uns lächelnd beobachtete. Paige und ich befanden uns in einem winzigen Eingangsbereich, der Teil eines kleinen kombinierten Wohn- und Esszimmers war. Anyan stand am anderen Ende des kleinen Raums in einem Durchgang, der zur Küche zu führen schien, neben ihm ein Mann, der wie auch die Frau Mitte fünfzig sein musste. Er war kleiner als Anyan und die Frau, aber sehr kräftig und gut aussehend. Er war Afroamerikaner und seine Haut von einem wunderbaren Schokoladenbraun, das durch sein grau meliertes Haar und den Kinnbart noch schöner wirkte. Aber da war noch etwas an ihm … Genau wie Paige nutzte er keine Superkräfte für sich, und doch war ich mir sicher, dass es sich bei ihm um Capitolas übernatürlichen Elternteil handeln musste, denn die großen, dunklen Augen des Mannes wirkten viel älter, als sein Aussehen erahnen ließ.
Die Frau ließ mich los und führte mich zu Anyan und dem Mann. »Das ist mein Mann, Carl. Unsere Tochter Capitola hast du ja bereits kennengelernt.«
Ich grinste, als sich mein Verdacht bestätigte. »Natürlich«, sagte ich und streckte Carl zur Begrüßung die Hand entgegen. »Capitola ist bezaubernd. Ich freue mich sehr, Sie kennenzulernen.«
Carl nahm meine Hand mit festem Griff und zog mich dann ebenfalls an sich.
»Es sind schlimme Umstände, das kann man nicht bestreiten. Aber es ist wirklich eine Freude, dass wir Jane True endlich kennenlernen«, sagte er grinsend. »Wir kennen da jemanden, der immerzu von dir redet …«
Er verstummte, und er und seine Frau stimmten ein herzliches Lachen an. Ich wurde rot und sah von einem zum anderen.
Wer hat denn bloß von mir gesprochen? , dachte ich irritiert. Anyan bestimmt nicht. Ich linste verstohlen zu dem Barghest hinüber. Aber er wirkte genauso ratlos wie ich.
Ich wollte gerade fragen, wovon sie sprachen, als ich ein puffendes Geräusch hörte und plötzlich ein wunderschöner Strauß Wildblumen vor mir schwebte.
Mit großen Augen griff ich danach und wäre vor Schreck beinahe aus der Haut gefahren, als von der anderen
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