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Sturmwarnung

Sturmwarnung

Titel: Sturmwarnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Art Bell , Whitley Strieber
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war,
wackelten Gebäude in ihren Grundmauern und starben Bäume im Sommer bei
Überschwemmungen ab. Im letzten August hatte es zum vierten Mal hintereinander
eine Hitzewelle mit über 30 Grad Celsius gegeben. Immer mehr Menschen litten an
akuten Atemwegserkrankungen. Schimmel, Pollen und riesige Mückenschwärme
durchsetzten die Luft. Der Herbst hatte sich erst Ende Oktober eingestellt. Und
der Winter war bisher verhältnismäßig mild ausgefallen. Unter minus 20 Grad war
das Thermometer noch nicht gesunken, und Blizzards hatte es kaum gegeben.
    Auyuittuq
bedeutet »das Land, das nie taut«, doch jetzt traf das nicht mehr zu – weder
für den gleichnamigen Nationalpark noch für die gesamte Baffin Island, ja, die
Arktis schlechthin. Wie Wissenschaftler schon 1998 vorausgesagt hatten, war im
Vorjahr im Gebiet um den Nordpol das ewige Eis blauem Wasser gewichen.
    Unvermittelt
wütete über Baffin Island ein Sturm, der so plötzlich aufgekommen war, dass die
Bewohner der drittgrößten Insel der Welt überhaupt keine Vorbereitungen treffen
konnten. Von einer Minute auf die andere verdunkelte er den klaren
Winterhimmel, und in der Baffin Bay schlugen die Wellen derart hoch, dass das
Meer sich in eine brodelnde Hölle aus Gischt verwandelte, in der Wasser und
Luft eins waren. Von Nanasivik bis Iqualuit tobten Windböen mit einer
Geschwindigkeit von 320 Stundenkilometern über den Weiten der Insel. Riesige
Schneemengen peitschten auf das Land herab, erstickten Tiere auf der Stelle,
begruben Leute unter sich, die dieses Land und sein Klima so gut kannten wie
ihre Westentasche, und rissen die Gebäude nieder, die dem Wind noch
widerstanden hatten.
    Die Temperaturen
waren so tief gesunken, dass ungeschützte Hautpartien auf der Stelle abstarben.
Wer zu schnell einatmete, riskierte den Tod durch Vereisung der Lunge. Karibus
und Grizzlybären erfroren zuerst, bald auch Menschen. Große Lebewesen, die sich
nicht in Spalten oder Ritzen verkriechen konnten, waren am verletzlichsten.
    In den
weiter südlich gelegenen Wetterstationen verfolgten die Meteorologen, wie der
Sturm weiter wuchs, die ganze Insel verwüstete und sich dann wie ein
entfesseltes Monster über den Polarkreis hinaus nach Süden wälzte. Der
kanadische Wetterdienst gab Katastrophenalarm, aber der erreichte weite Gebiete
schon nicht mehr, weil dort jegliche Verbindung nach außen zerstört war.
    Menschen,
deren Vorfahren seit 10000 Jahren in diesem kargen Land gelebt hatten, starben
in Massen. Sie erfroren stehend, obwohl sie in warme Kleider gehüllt waren. Sie
erfroren in Last- und Geländewagen, die in südliche Richtung krochen, bis der
Schnee sie endgültig stoppte. Einige wenige starben sogar in Flugzeugen, die
wie Schmetterlinge zu flattern begannen, als der Sturm sie einholte.
    Sie alle
starben letztlich in einem Moment, als die Natur eine Grenze überschritt, hinter der sich nichts
als primitive Lebensformen wie Geflechte halten konnten.
    Der Tag
war zur Nacht geworden, zu einer heulenden, brüllenden, brodelnden Nacht.
    Und dann
organisierten sich die Serien von Superzellen, die den Sturm bedingt hatten,
aufs Neue. Den Meteorologen, die auf ihre flackernden Monitore starrten, kamen
sie vor wie Lebewesen, die zu etwas noch Größerem und Entsetzlicherem
verschmolzen.
    Den
kanadischen Behörden war klar, dass der Sturm weiter nach Süden zog. Er würde
ihr Land schnell erreichen, vielleicht schon in wenigen Tagen. Von Vancouver
bis Calgary, von Winnipeg bis Toronto wurden die Einsatzkräfte mobilisiert. Der
Befehl lautete: Notunterkünfte bereitstellen, Lebensmittelvorräte anlegen, der
Bevölkerung Anweisungen erteilen.
    Aber im Grunde konnte man
nur eines tun, etwas, das so drastisch war, dass es das Fassungsvermögen der meisten
überstieg: Überleben konnte nur, wer floh. Man musste in den Süden ziehen, und
zwar sofort. Ansonsten war man tot. Das war die grausame Mathematik des Klimas
und der Naturgesetze.

 
    13
    Kritischer Zyklus
     
     
     
    Niemand denkt gern an Umweltprobleme. Teilweise liegt
das wohl daran, dass wir uns selbst die Schuld am Zustand der Welt geben. Aber
ist das wirklich nötig? Unserer Meinung nach nicht – zumindest nicht
ausschließlich. Im Grunde hat nichts von dem, was die Menschheit getan hat, so
schädlich oder nützlich es für die Umwelt auch sein mag, etwas an dem
fundamentalen Zyklus der Zerstörung geändert, der diesen Planeten beherrscht.
    Wenn wir
später diesen Zyklus ausführlich behandeln, werden wir eine

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