Sturmwarnung
gebrochen. Elf Männer waren
ertrunken, aber die vierzehn Echolote, die sie hatten verlegen können,
funktionierten über die Jahre hinweg und lieferten regelmäßig nützliche Daten.
Und was sie diesmal meldeten, löste nun einen Sturm eigener Art aus.
Bei den
Koordinaten, wo sonst der Golfstrom durch den Atlantik floss, hätten eigentlich
leicht zu ortende Strudel sein müssen. Aber sie waren nicht da. Die Echolote,
die die Zeitdauer maßen, die verging, bis ein akustischer Impuls vom Meeresboden
zur Oberfläche und wieder nach unten stieg, zeigten eine niedrige und noch dazu
abnehmende Fließgeschwindigkeit an, und das in einem Gebiet, in dem die
Strömung hätte stark sein müssen.
Für die
Ozeanographen ergab sich daraus zwangsläufig die Schlussfolgerung: Mit dem
lebenswichtigen Nordatlantikstrom war etwas geschehen, etwas, das es in der
geschichtlichen Zeit noch nie gegeben hatte.
Vorkommnisse in der
südlichen Hemisphäre nährten den Verdacht, dass dieses Phänomen Teil einer
dramatischen Veränderung der transozeanischen Strömungen war. Die Stürme, die
zurzeit Australien und Neuseeland beutelten, konnten also nur eines bedeuten:
Der Wandel wirkte sich auf das Klima der ganzen Welt aus.
Im
Mittleren Pazifik braute sich unterdessen ein neuerlicher bösartiger Taifun
zusammen. Und wieder raste Unheil auf Japan zu, das sich von der Verwüstung
durch seinen Vorgänger Max noch nicht erholt hatte.
Spezialisten
aus allen Fachgebieten und Erdteilen wurden eilig zusammengetrommelt, um
gemeinsam via Internet und Telekonferenz über Lösungen zu beratschlagen.
Mittlerweile
bestritt niemand mehr, was da vor sich ging. Die Atlantikströmung, die warmes
salzhaltiges Oberflächenwasser in den Norden und kaltes, dichtes Wasser in den
Süden beförderte, war ausgefallen. Der Kreislauf, der sich durch sämtliche
Meere der Welt zog und dafür sorgte, dass die Wasser- und damit auch die
Lufttemperaturen so blieben, wie die Welt es gewohnt war, war unterbrochen.
Damit wurde dem Pazifik kein kaltes Tiefenwasser mehr zugeführt. Umso schneller
erwärmte sich dort das Oberflächenwasser, und das bedeutete Nahrung für die
Monstertaifune. Der Norden wiederum war von der Warmwasserzufuhr abgeschnitten…
und das war der Grund, warum auf einmal die Existenz von ganz Kanada an einem
seidenen Faden hing.
Man hatte gewusst, dass
die Nordatlantikströmung ihre Stabilität verlieren konnte. Eisbohrkerne hatten
bewiesen, dass das schon mehrmals geschehen war, zuletzt vor achttausend
Jahren. Danach war das Klima für zweihundert Jahre stark abgekühlt –
möglicherweise die Folge eines Supersturms, wobei die Eis- und Schneeschicht,
die er zurückgelassen hatte, das wärmende Sonnenlicht in die Atmosphäre
zurückgestrahlt hatte.
Aber
niemand hatte gedacht, dass das Gleiche so schnell wieder geschehen würde. Die
Unmengen von Energie, die nötig gewesen wären, um die Strömung zu kappen,
ließen diese Möglichkeit als ein Problem für eine ferne Zukunft erscheinen,
nicht für die Gegenwart. Hinter dieser Haltung steckte auch die Autorität von
anerkannten Wissenschaftlern. Mit dem Princeton
Ocean Model war berechnet worden, dass ein kritischer Teil der Strömung viel
zu stark war, um sich von leichten oder mittleren Schwankungen in den
Meerestemperaturen beeinflussen zu lassen, und es schon Veränderungen bedurfte,
die weitaus dramatischer waren, als die verschiedenen Modelle zur Erderwärmung
voraussagten.
Aber diese
Modelle waren nicht darauf angelegt, das Abschmelzen der Polkappen zu
berücksichtigen. Und sie bezogen auch nicht mit ein, was passieren würde, wenn
sich vom Nordpol oder von den sterbenden Grönlandgletschern reißende
Süßwasserfluten ins Meer ergossen.
Weltweit
arbeiteten die Wissenschaftler an besseren und exakteren Modellen zum Verhalten
der Strömungen, aber noch waren ihnen mangels Daten und Rechnerkapazität
Grenzen gesetzt.
Offensichtlich
hatte es eine dramatische Wende gegeben, eine, die alle bisherigen Ergebnisse
zu Altpapier machte. Organisationen wie die NOAA und die vielen befreundeten Institute außerhalb der USA waren
nicht flexibel genug, um schnell auf Unerwartetes zu reagieren. Das war ihre
Schwachstelle. So bestand stets die Gefahr, von den Ereignissen überholt zu
werden.
Immerhin versuchten sie in
dieser unglaublichen Situation ihr Möglichstes. Leider fehlte es ihnen an
Fantasie. Ein eilig einberufenes Komitee entschied, dass das Störungen seien,
die nach vier, fünf Jahren von selbst
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