Sturmwarnung
massive
Einflussnahme vorschlagen, mit der die Menschheit die Katastrophe abwenden
könnte. Dieses Projekt wird allerdings so gigantisch sein, dass es vielen
unmöglich erscheinen wird. Selbst wenn sich unsere Zivilisation dessen
vielleicht nicht immer bewusst ist, so ist sie doch in eine Ära
hineingewachsen, in der durch Technologie schier Unvorstellbares bewegt werden
kann. Wir sind nicht nur in der Lage, über die Grenzen der Kontinente hinweg
Projekte zu planen, sondern haben auch die Mittel, sie durchzuführen.
So wären wir heute
theoretisch in der Lage, von der Mündung des Amazonas in Südamerika bis nach
Marokko quer durch den Atlantik eine Wasserleitung zu bauen, die die Wüste mit
Frischwasser versorgen würde. Aber was geschieht, wenn dann weniger Süßwasser
ins Meer fließt und sein Salzgehalt ansteigt? Und wie wirkt sich eine blühende
Wüste in Nordafrika auf das weltweite Wetter aus?
Uns stehen keine ausgereiften
Umweltmodelle zur Verfügung, um solche Fragen definitiv zu beantworten, aber
gerade daran haben wir dringenden Bedarf. Ein gigantischer Aquädukt würde das
Leben in Nordafrika revolutionieren. Aber würde er auch das Gleichgewicht des
Weltklimas stören? Solange wir keine sicheren Berechnungsmethoden haben, dürfen
wir ihn nicht bauen.
Ein anderes
Beispiel: Wir könnten im Weltall Spiegel einsetzen, die das Sonnenlicht sammeln
und so die Dunkelheit spürbar reduzieren würden. Genau das wurde 1999 in
Russland versucht. Zum Glück ist es nicht gelungen.
Gleichwohl
wäre es kein übermäßig teures Unterfangen, zumal sich die strom- und
kostenintensive Straßenbeleuchtung erübrigen würde. Die Frage ist nur: Wäre so
etwas wirklich in unserem Interesse? Würden wir wirklich auf die Nacht
verzichten wollen? Was wäre mit den Sternen? Wenn wir sie gewissermaßen
ausschalten, würden zukünftige Generationen dann ganz vergessen, dass sie
überhaupt existieren?
Es besteht
also wenig ernsthaftes Interesse daran, den Amazonas nach Afrika zu bringen
oder die Nacht zum Tag zu machen. Uns geht es in diesem Zusammenhang nur darum
zu zeigen, zu welchen Leistungen wir Menschen in der Lage sind. Insofern
könnten wir durchaus die fortwährenden klimatischen Umwälzungen beenden, die
zwar vermutlich unsere Entstehung ermöglicht haben, jetzt aber eine tödliche
Bedrohung darstellen.
Dennoch darf
nicht geleugnet werden, dass die Einflussnahme auf unseren Planeten, die wir
hier erörtern, enorme Umweltschäden verursachen würde, und über die muss
zuallererst Klarheit bestehen. So, wie die natürlichen Abläufe und Zyklen auf
dieser Erde aufeinander abgestimmt sind, dient auch der gigantische
Kälte-Wärme-Austausch, wie er sich jetzt abspielt, der Verhütung einer
galoppierenden globalen Erwärmung.
Oberflächlich
gesehen ist unsere Lage, was die Umwelt betrifft, Besorgnis erregend, aber
nicht unmittelbar dramatisch. Es gilt, was in der Ausgabe des Life- Magazins
vom August 1999 festgestellt wurde: »[…] besteht bei den Klimatologen
Einigkeit, dass sich die globale Erwärmung fortsetzen wird, wenn nicht der
Ausstoß industrieller Abgase, insbesondere der von Kohlendioxid, die allesamt
das Aufsteigen von Wärme ins All verhindern, drastisch reduziert wird.«
An späterer
Stelle zitiert das Magazin Jerry Mahlman von der National Oceanic and
Atmospheric Administration, der »einen Spielraum von etwa 25 Jahren« sieht,
ehe wir anfangen sollten, Maßnahmen zur Einschränkung der Produktion von
Kohlendioxid zu ergreifen.
Ist die Lage
wirklich so stabil?
Der Zyklus,
der unser gegenwärtiges Klima bedingt, ist eine wissenschaftlich nachgewiesene
Realität. Was bei der letzten Umwälzung geschehen ist, lässt sich nicht nur
anhand geologischer Ablagerungen belegen, es ist auch in Form von Mythen und
Legenden im kollektiven Geschichtsbewusstsein der Menschheit verankert. Die
momentane Phase könnte sehr wohl eine Zeit sein, in der die Mühle des Hamlet
wieder verrückt spielt.
Wir stehen an
der Schwelle zu einer für unseren Planeten wie für uns selbst entscheidenden
Phase. Um das zu erkennen, brauchen wir nur ein bisschen über den eigenen
Tellerrand hinauszublicken. Sich auf eine spekulative Wissenschaft einzulassen
ist nicht nötig. Es geht viel mehr darum zu lernen, im Rahmen geologischer
Zeitmaßstäbe zu denken.
Aus einer
solchen langfristigen Perspektive gesehen hat es den Anschein, als befänden wir
uns in der Endphase eines lange anhaltenden Prozesses des Aussterbens, der der
schrecklichen
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