Sturmwarnung
vermutlich extreme Orkane, die allerdings nicht vergleichbar
mit der Art von Supersturm waren, die offenbar über Nacht eine Wärmeperiode
zwischen zwei Eiszeiten beenden kann.
Dieses letzte Ereignis muss
jedenfalls eine derart zerstörerische Kraft entfaltet haben, dass aus einer
ursprünglich langsamen, kontinuierlichen Entwicklung – wie während des Rückzugs
im Perm – eine relativ abrupte Massenvernichtung wurde. Die tatsächliche Dauer
dieses Vorgangs ist umstritten, aber dem Anschein nach erfolgte er in einem
Zeitraum zwischen 10000 und 20000 Jahren. Seit ähnlich langer Zeit bahnt sich
der Höhepunkt des Aussterbens an, von dem wir heute betroffen sind.
Was für ein
Bild bietet die Welt nach einer solchen Verwüstung? Die Fossilien der Saurier
gewähren uns die aufschlussreichsten Anhaltspunkte, und die sind ernüchternd.
Nicht nur diese Riesen wurden restlos vernichtet, mit ihnen verschwanden auch
die meisten anderen Gattungen. Im Meer entstanden verheerende Verluste
gleichermaßen unter Pflanzen, Säugetieren, Reptilien und Fischen. Es war ein
Aussterben, das sich nach dem auslösenden Moment noch jahrtausendelang hinzog.
Selbst 1000 Jahre danach muss die Atmosphäre von Schutt, Asche und Rauch
verdunkelt gewesen sein, da Vulkane auf den Einschlag aus dem All hin jäh aktiv
geworden waren. Durch diese vulkanische Tätigkeit gelangte mehr Verschmutzung
in die Atmosphäre, als die Menschheit mit ihren Industrieanlagen je erzeugen
wird. Mehr noch, so viel Schwefeldioxid wurde frei, dass sich der Regen damit
zu Schwefelsäure verband und alles zersetzte, was er berührte.
Am Ende war
sämtliches Land mit gestrüppartigen Pflanzen bedeckt, und in den Ozeanen rührte
sich so gut wie kein Leben mehr. Auf dem Land waren Tierpopulationen äußerst
selten geworden. Die einzigen Ausnahmen bildeten Insekten und kleine
Säugetierarten mit kurzem Vermehrungszyklus, die anpassungsfähig waren und fast
alles fraßen, was sie schlucken konnten.
Die widrigen
Umweltbedingungen hielten Hunderttausende von Jahren an, und das Leben kehrte
nur sehr langsam zurück. Insgesamt dauerte es vermutlich fünf bis zehn
Millionen Jahre, ehe sich die Arten wieder in einer Vielfalt zeigten wie vor
der Katastrophe. Wären in einer solchen Periode Menschen auf der Welt gewesen,
hätten sie wohl genauso wenig davon gewusst, dass sie in einer Phase nach einem
Massenaussterben lebten, wie wir heute wahrhaben wollen, dass unsere gesamte
Geschichte sich in einer Phase abspielt, die auf ein Massenaussterben zuläuft.
Das
gegenwärtige Verschwinden von Arten hat unabhängig vom Menschen eingesetzt, und
das übermäßige Wachstum der menschlichen Population spiegelt eher ein
klimatisches Ungleichgewicht wider, das vorübergehend unsere Spezies gegenüber
anderen begünstigt, die weniger intelligent und anpassungsfähig sind. Die
Bevölkerungsexplosion ist Teil des sich weltweit beschleunigenden Aussterbens.
Wenn sich die gegenwärtige Beschleunigungsrate nicht ändert, ist damit zu
rechnen, dass am Ende dieser Periode etwa zwei Drittel aller Gattungen
verschwunden sein werden. Diese Katastrophe wird demnach nicht so verheerend
sein wie das Ende des Perm, aber schlimmer als die Umwälzungen des Jura.
Für die Erde
wird das bedeuten, dass wieder einmal nur eine kleine Anzahl anpassungsfähiger
Arten überleben wird – Unkraut, Ratten, Schaben, Mücken und dergleichen. Und
der Mensch? Vielleicht – aber unsere Größe ist dabei kein Vorteil. In Phasen
des Massenaussterbens sind die größeren Tiere in der Regel die anfälligsten. In
der gegenwärtigen Periode sind bereits viele große Tiergattungen verschwunden,
die noch vor 10000 Jahren über alle Kontinente verbreitet waren. Setzt sich das
Schema in seinem bisherigen Rhythmus fort, wird die nächste Sterbewelle die
Gruppe derjenigen großen Tiere erfassen, der auch die Menschheit angehört.
Bisher waren die in hohem Maße an ihre Umwelt angepassten Gattungen mit großen
Populationen und einseitiger Ernährung die am höchsten gefährdeten. Wir als Allesesser
hätten insofern einen Vorteil. Aber weil wir unsere Habitate zunehmend auf
große Städte konzentrieren, wo viele von uns die Fähigkeit verlieren, sich
selbst zu versorgen, sind wir in eine alte Falle getappt: Wir haben unsere
Flexibilität eingebüßt und sind wie so viele andere große Tierarten anfällig
geworden.
Die Struktur
des Aussterbens scheint einem groben Muster zu folgen, doch wir müssen uns vor
Augen halten, dass die
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