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Sturmwelten 01

Sturmwelten 01

Titel: Sturmwelten 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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unterschiedlichster Nationalitäten dienten. Selbst auf der Mantikor gab es einige gepresste Hiscadi und sogar ein paar Géronaee. Aber irgendwer an Bord musste ihre Sprache sprechen oder sie zumindest verstehen. Gerade wollte sie ins Géronaische wechseln, da drängte sich ein junger Mann durch die Menschentrauben der Besatzung und verneigte sich schwungvoll.
    »Verzeiht, Meséra«, sagte er in der Zunge der Thayns mit einem kaum hörbaren Akzent. »Der Kapitän dieses Schiffes, Pertiz, sendet mich, da er Eure Sprache nicht beherrscht.«
    »Ein Kapitän auf einem Schiff unter der königlichen Flagge von Thaynric, der unsere Sprache nicht kann? Was für ein Unfug soll das sein?«
    Irritiert sah Roxane, dass der Mann ihren Zorn mit einem leichten Lächeln quittierte. Anders als seine Schiffskameraden, war er halbwegs angemessen gekleidet, mit heller Hose und einem dunklen Hemd, das nicht vor Schmutz starrte. Sein langes, schwarzes Haar hatte er im Nacken zu einem einfachen Zopf gebunden, und seine Wangen waren rasiert. Am auffälligsten jedoch waren seine dunklen Augen, in denen Roxane Spott zu lesen glaubte.
    »Verzeihung, aber Kapitän Pertiz wurde von den Eignern des Schiffes nur angeheuert. Es ist sicherlich keine finstere Absicht, Euch nicht zu verstehen, sondern schlichtes Unvermögen.«
    »Wie auch immer. Wie heißt du, Mann?«
    »Jaquento, Meséra.« Wieder lächelte er und entblößte dabei weiße, schöne Zähne. »Zu Euren Diensten.«
    »Wir werden dieses Schiff durchsuchen, Jaquento, um sicherzugehen, dass ihr keine Schmuggelware an Bord habt«, erklärte die junge Offizierin brüsk, dann klopfte sie gegen die Brüstung des Achterdecks. »Dies hier ist doch wohl kein Sklavenschiff?«
    »Es war wohl einmal eines, Meséra, doch die Eigner nutzen es natürlich nicht als solches. Seit der Handel mit Menschen verboten wurde, werden viele dieser Schiffe anderen Zwecken zugeführt.«
    Misstrauisch blickte Roxane den Mann an. Sein Lächeln war offen und wirkte ehrlich, doch zwischen der wenig vertrauenerweckenden Besatzung wirkten seine Manieren und seine gepflegte Ausdrucksweise fehl am Platze. Er trug einen schmucklosen Degen an der Seite, und seine Haut war von der brennenden Sonne gebräunt. Inmitten seiner Schiffskameraden wirkte er wie ein vornehmer Edelmann unter Barbaren.
    »Sergeant, überprüfen Sie die Laderäume und erstatten Sie mir Bericht«, befahl Roxane, ohne Jaquento aus den Augen zu lassen. Er spielt mit mir, aber ein Spiel, dessen Sinn ich nicht verstehe, schoss es ihr durch den Kopf. Sie deutete auf die Besatzung: »Sehr viele Leute für ein solches Schiff, nicht wahr?«
    »Wir bringen einige Reisende nach Lessan, Meséra. Wir haben sie unterwegs aufgenommen; ihr Schiff war während des furchtbaren Sturmes verloren gegangen. Und uns ist Wasser in unseren Laderaum gelaufen und hat unsere Fracht verdorben, sodass wir sie über Bord werfen mussten.«
    »Eine interessante Geschichte, Jaquento«, erwiderte Roxane. »Und sie klingt sogar, als ob sie im Bereich des Möglichen läge.«
    »Ihr misstraut uns, Meséra, und das ist verständlich. Aber lasst mich erneut versichern, dass wir keine finsteren Absichten hegen.«
    Roxane räusperte sich, um Zeit zu gewinnen. Dann fuhr sie höflicher mit ihren Fragen fort: »Was ist Ihre Position, wenn Sie nicht gerade für den Kapitän sprechen?«
    »Ich bin … seine rechte Hand.«
    »Der Erste Offizier?«
    »In der Art. Ihr habt Euch gar nicht vorgestellt, Meséra, wenn Ihr mir diese Feststellung erlaubt.«
    Tatsächlich hatte Roxane vergessen, Namen und Dienstgrad zu nennen, und seine Höflichkeit beschämte sie nun. So akkurat wie möglich salutierte sie und sagte: »Leutnant Roxane Hedyn, vom Schiff Ihrer Königlichen Majestät Mantikor .«
    »Sehr erfreut, Meséra, es ist mir wahrhaftig eine Ehre.«
    Sein Grinsen wurde breiter, und obwohl Roxane den Verdacht hatte, dass er sie womöglich schon wieder verspottete, musste sie lächeln. Der Wolf in einem Rudel Hunde, erinnerte sie sich an ein Sprichwort, das ihr Vater gern gebraucht hatte.
    In diesem Moment kehrten die Soldaten mit polternden Schritten an Deck zurück, und Roxane wandte sich ihnen zu.
    »Keine verdächtige Fracht, Thay. Tatsächlich gibt es so gut wie keine Fracht.«
    Mit hochgezogener Augenbraue blickte sie Jaquento an, der mit den Schultern zuckte.
    »Der Sturm, Meséra. Wie ich schon sagte. Habt Ihr das Unwetter unbeschadet überstanden?«
    »Besser als Ihr, will mir scheinen. Ein Schiff

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