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Sturmwelten 01

Sturmwelten 01

Titel: Sturmwelten 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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klarmachen!«, befahl Harfell grimmig.
    »Aye, aye, Thay!«
    Als die Order gegeben wurde, verwandelte sich die behäbig dahingleitende Fregatte wieder in ein schneidiges Kriegsschiff. Während ein Teil der Besatzung in die Wanten stürmte, um die Segel weiter zu reffen, stieg der Rest hinab auf das Kanonendeck und machte die Bewaffnung klar. Selbst mit vollständiger Mannschaft war es unmöglich, im Gefecht Geschütze und Segel gleichzeitig zu bedienen, weshalb nur die nötigste Besegelung an den Rahen gelassen wurde.
    Aus dem Niedergang kam Frewelling gestürzt, der sich hastig einen Gürtel mit einem prachtvollen Degen umband.
    »Was ist geschehen, Thay?«
    Ruhig erklärte Roxane ihm die Lage, während sie ein Auge auf die Vorbereitungen für das Gefecht hielt. Sie sah die Verwunderung in Frewellings Zügen, gab aber in Hörweite des Kapitäns nur die notwendigen Fakten ohne eigene Einschätzung weiter. Sie sah ihn nicht einmal an und erkannte erschrocken, dass sie sich in Harfells Gegenwart dasselbe Verhalten wie der Erste Offizier angewöhnt hatte.
    »Thay«, wandte sich Frewelling an den Kapitän, als sie ihren Bericht beendet hatte. »Wie lauten Ihre Befehle?«
    »Wir gehen längsseits, in Pistolenschussweite, und verlangen, an Bord zu kommen. Wenn sie sich weigern, setzen wir ihnen einen Schuss vor den Bug. Wenn sie dann nicht beidrehen, nehmen wir sie uns ordentlich vor.«
    »Aye, aye, Thay!«
    Die Aufregung, die durch die Fregatte lief, schien auch in Roxanes Adern zu pulsieren. Während das Herz in ihrer Brust hämmerte, erfasste Eiseskälte ihren Geist. Instinktiv registrierte sie Wind und Strömung, schätzte den Kurs und die Abdrift ein und behielt das Sklavenschiff im Auge. Wir hätten ein wenig mehr Tuch lassen sollen, erkannte sie, wir werden etwas zu langsam wenden.
    Tatsächlich verlor die Mantikor zu sehr an Fahrt, als der Kapitän sie herumbrachte, um mit dem anderen Schiff längsseits zu gehen, doch schon reduzierte das Sklavenschiff seine Segel, sodass die Fregatte nicht weit abfiel.
    »Wir kommen an Bord!«, brüllte Harfell in sein Sprachrohr. Einige Augenblicke lang war es still, dann rief jemand zurück: »Natürlich, Kapitän!«
    »Machen Sie ein Boot klar und setzen Sie über, Leutnant Hedyn. Sechs Marinesoldaten sollten zu Ihrer Begleitung genügen. Überprüfen Sie das Schiff und die Ladung. Und möge ihnen die Einheit gnädig sein, wenn wir Sklaven an Bord finden!«
    »Aye, aye, Thay«, erwiderte Roxane laut und rief ihre Bootsmannschaft zusammen. Der Sergeant der Soldaten ließ sechs von ihnen antreten, die mit ihren Musketen und Bajonetten in das Boot kletterten. Ihre roten Uniformröcke und weißen Hosen leuchteten in der strahlend hellen Sonne.
    Vom Achterdeck aus warf Roxane hin und wieder unauffällige Seitenblicke auf den Kapitän, da sie seinen Zorn fürchtete. Doch Harfell hielt das andere Schiff fest im Blick, und all seine Gefühle schienen sich darauf zu konzentrieren. Endlich war das Boot besetzt, und nun kletterte auch Roxane das Fallreep hinab und ließ ablegen. Die Mannschaft legte sich in die Riemen, und schon bald ragte die Bordwand des Sklavenschiffs vor ihnen auf. Mit zwei Tauen, die man ihnen hinabwarf, wurde das Boot befestigt, dann stieg Roxane als Erste empor. Über der Reling konnte sie neugierige Gesichter entdecken, Männer wie Frauen, und zwar sehr viele. Sie kämpfte einen Moment mit ihrem Degen, der sich im Netz der Bordwand zu verfangen drohte, doch gelang es ihr, Haltung zu bewahren und schließlich mit Degen und Zweispitz auf dem Kopf an Bord zu klettern, auch wenn sie das deutliche Gefühl hatte, dabei nicht sehr elegant gewesen zu sein.
    »Wer ist hier der Kapitän?«, fragte sie barsch und sah sich um. Ungeachtet der Tatsache, dass sicherlich drei oder vier Dutzend Seeleute versammelt waren, die sie nicht unbedingt freundlich anblickten, wartete sie nicht auf ihre Soldaten, sondern trat zwei Schritte vor.
    »Wer ist hier der Kapitän?«, wiederholte sie. Die Disziplin an Bord musste ziemlich lax sein, wie ihr auffiel, denn die Seeleute wirkten heruntergekommen. Ihre Kleidung war schmutzig, sie waren unrasiert, verschwitzt und, wie Roxane nun bemerkte, teilweise mit kleinen Äxten und auch Entermessern bewaffnet. Einige der Mannschaftsmitglieder stammten sicher von den Inseln, andere aus Corbane und vielleicht sogar aus den Mauresken Städten.
    Nicht jeder schien ihre Worte zu verstehen, aber das war nicht ungewöhnlich, da auf vielen Schiffen Menschen

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