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Sturmwelten 01

Sturmwelten 01

Titel: Sturmwelten 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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ändern sich.«
    »Ja, die Zeiten schon«, erwiderte sie geheimnisvoll. Dann blickte sie Pertiz an. Das Lächeln verschwand, und sie zog einen kleinen Beutel hervor. Geschickt öffnete sie ihn und ließ eine Handvoll dunkelroter Edelsteine über den Tisch rollen. Überrascht blickte Jaquento Pertiz an, der einen davon in die Hand nahm. Auf dem rauen, fleckigen Holz des Tisches wirkten die funkelnden Steine fehl am Platze. Sie waren meisterhaft geschnitten und hätten am Halse einer Königin einen würdigen Platz gefunden. Sie hier zwischen Weinflecken und Brotkrumen zu sehen, nahm Jaquento den Atem.
    »Um die Aufrichtigkeit meines Angebotes zu demonstrieren«, erklärte die Frau leise.
    »Glutsteine. Wenn es um solche Schätze geht, sollten wir das vielleicht nicht hier besprechen«, entgegnete Pertiz ernst.
    »Dieser Ort ist … angemessen«, versicherte sie. Plötzlich wurde Jaquento bewusst, dass die Geräusche von außerhalb des Raumes abnahmen, an Intensität verloren. Die Fußtritte über ihnen, das Rauschen des Meeres, alles wurde leiser, bis Jaquento nichts mehr hörte bis auf seinen eigenen Herzschlag. Und dann nicht einmal mehr diesen. Sinosh zischte, als wäre er unzufrieden, doch seine Farbe änderte sich nicht. In der unnatürlichen Stille waren die geflüsterten Worte der Frau wie Hammerschläge: »Meint Ihr nicht, Capitane?«
    »Doch«, antwortete Pertiz, und Jaquento spürte die Anspannung in dessen Stimme. Auf seinen Armen stellten sich die Haare auf, und ein kühler Schauer lief durch seinen Leib.
    »Ich bin auf der Suche nach einem Schiff. Dieses Schiff muss aufgebracht werden. Man muss sich der Besatzung entledigen. Mich kümmert nicht, wie das geschieht. Und dieses Schiff muss mir und meinen Leuten übergeben werden. Komplett, mit sämtlicher Ladung. Keines der Güter an Bord darf angerührt oder verändert werden.«
    »Das ist ein sehr ungewöhnlicher Wunsch«, erwiderte Pertiz. »Ich darf annehmen, dass die Ladung für Euch überaus kostbar sein muss?«
    »Dafür, dass Ihr keine Annahmen trefft, liegen diese Steine dort«, erklärte die Frau und wies auf die Juwelen, die das geringe Licht der Öllampen fingen und funkelnd wiedergaben.
    »Nun gut. Aber ein bestimmtes Schiff auf den Ozeanen zu finden, ist keine leichte Aufgabe. Die See ist groß, und ein einzelnes Schiff …«
    »Ich kann Euch Hinweise geben, wo Ihr suchen müsst. Habt Ihr Erfolg, wird dies Eure Belohnung sein. Mehr als genug, um den Verlust der Beute auszugleichen, nicht?«
    »Auf jeden Fall. Mit so einem Vermögen könnte man ein halbes Dutzend Schiffe ausstatten und bemannen. Ihr versteht sicherlich, dass mich Eure Großzügigkeit stutzig macht.«
    »Natürlich, Capitane. Wünscht Ihr Bedenkzeit?«
    »Eigentlich müsste ich das Angebot mit Kapitän Deguay besprechen. Es ist höchst ungewöhnlich.«
    »Wann trefft Ihr den Capitane?«
    »Bald«, gab Pertiz ausweichend zur Antwort.
    »Dann wäre es vielleicht wünschenswert, wenn Ihr mich zu diesem Treffen mitnehmt, Capitane Pertiz«, erläuterte sie ruhig und strich die Glutsteine zusammen. Langsam füllte sie diese wieder in den Lederbeutel, während Pertiz ihr nachdenklich zusah.
    »Ihr seid sehr mutig, mit diesem Schatz allein zu reisen«, erklärte Jaquento. Und allein mit zwei Halsabschneidern eines Piratenschiffs zu verhandeln.
    »Non, nicht wirklich. Aber ich bin auch nicht dumm. Mir droht keine Gefahr.«
    Sie lächelte, wie über einen Scherz, den nur sie verstand. Innerlich war Jaquento drauf und dran, ihr recht zu geben, denn sie wirkte nicht, als ob sie sich bedroht fühlte. Vielleicht war es ihre kühle Selbstsicherheit oder ihre Magie, doch ihre Worte klangen einfach überzeugend.
    »Abgemacht«, sagte Pertiz schließlich. »Wir nehmen Euch an Bord und arrangieren ein Treffen mit Käpt’n Deguay.«
    »Sehr gut. Wann läuft Euer Schiff aus? Und wie heißt es?«
    »Es ist die Wy …«
    » Windreiter «, fiel Jaquento ihm ins Wort. »Die Windreiter .«
    Verwundert blickte Pertiz ihn an, nickte dann aber: »Die Windreiter . Und wir laufen übermorgen mit der ersten Flut aus.«
    »Sehr gut. Der Gouverneur gibt morgen Abend einen Empfang, bei dem sicherlich viele Offiziere, Adelige und hohe Beamte anwesend sein werden. Übermorgen dürfte die Wachsamkeit generell sehr gering sein. Ich werde morgen an Bord kommen. Capitane. Jaquento.«
    Als sie sich erhob, standen auch Jaquento und Pertiz auf und verneigten sich. Mit einem Mal kehrten die Geräusche der Welt zurück, und

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