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Sturmwelten 01

Sturmwelten 01

Titel: Sturmwelten 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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entsetzt den Kopf: »Nein. Nein. Nein.«
    »Sei ruhig. Benimm dich ganz normal. Uns fällt schon was ein.«
    »Uns? Was meinst du mit uns ?«, fragte Brizula aufgeregt. »Was hast du getan, Sin? Hast du Essen gestohlen?«
    »Nein, das habe ich nicht. Wie kommst du darauf?«
    »Für den Jungen. Du hast für den Jungen gestohlen, und jetzt wird Tangye uns alle umbringen.«
    »Ich habe nichts gestohlen«, entgegnete Sinao fest. »Und Tangye wird uns schon nicht alle umbringen. Wer sollte dann in den Minen und auf den Feldern arbeiten? Er wird irgendjemanden zum Dieb erklären und den dann umbringen. Also sei ruhig, benimm dich normal und lass mich nachdenken!«
    Noch während sie sprach, sah sie, wie ihre Worte Wirkung zeigten. Die ältere Frau kniff die Augen zusammen und funkelte sie wütend an. Offenbar war sie beleidigt, denn sie wandte sich mit einem Schnauben ab und begab sich an die Arbeit.
    Auch wenn sie die Schärfe ihres Tonfalls bereute, war Sinao froh, ein wenig Zeit gewonnen zu haben. Vorsichtig guckte sie sich um, während sie die ersten Brote verteilte. Das Tor war wieder geschlossen, und von Tangye und seinen Untergebenen war nichts zu sehen oder zu hören.
    »Übernimm hier«, bat sie Bebe und drängte sich durch die Gruppe der Sklaven, die für ihr Essen anstanden. Es dauerte nicht lange, bis sie Majagua gefunden hatte, der in einer Hütte inmitten einer Gruppe von Männern saß, die alle mindestens doppelt so alt waren wie er. Sie berieten sich mit leisen, gedämpften Stimme. Schnell huschte sie hinein und hockte sich dazu.
    »Was soll das?«, herrschte sie einer an, ein jüngerer Mann mit breiter Brust und großen Händen, dessen Hautbilder verrieten, dass er bei den Seinen ein Krieger war. »Siehst du nicht, dass die Männer sich hier besprechen?«
    »Doch, das sehe ich«, erwiderte sie ruhig. »Deshalb bin ich hier.«
    »Geh zurück an deine Arbeit. Wir müssen über Tangyes Worte reden und darüber, was sie bedeuten. Dabei können wir keine Weiber gebrauchen.«
    Sinao schluckte. Zorn erfüllte sie so plötzlich und so heftig, dass sie glaubte, daran ersticken zu müssen. Küchensklaven gegen Lagersklaven, Feldsklaven gegen Minensklaven, Männer gegen Frauen, Alte gegen Junge. Und morgen erschießt Tangye fünf, und ihm ist es egal, ob Lager- oder Küchensklave, ob alt, jung, Mann oder Frau.
    »Ich kann euch helfen. Ich weiß mehr über die Soldaten als ihr. Ich kann sie beobachten.«
    »Was soll uns das nutzen? Morgen wird Tangye kommen. Wer auch immer gestohlen hat, wird es nicht zugeben. Aber das stört Tangye nicht. Also müssen wir etwas tun.«
    Diese letzten Worte waren nicht mehr an sie gerichtet. Der Krieger sah sich in der Runde um.
    »Und was soll das sein, was ihr tut?«
    Jetzt zuckte sein Blick zu ihr zurück.
    »Geh, Weib!«
    »Nein! Und wenn du jetzt nicht davon aufhörst, dann schreie ich, bis die Wachen kommen!«
    Seine Miene erstarrte, und einige der anderen atmeten scharf ein. Bevor er antworten konnte, sprang ihr Majagua zur Seite: »Sie hat recht; sie weiß mehr über die Soldaten als wir. Und sie ist unsere Verbindung zu den Sklaven im Fort. Es ist besser, wenn sie dabei ist und alles hört. Dann können wir uns besser absprechen.«
    Einen Herzschlag lang schwieg der Krieger, dann hob er die Hände und lachte: » Siani Wu’a !«
    Äußerlich ließ sich Sinao nichts anmerken, aber sie verspürte eine grimmige Befriedigung. Dir werde ich zeigen, wer eine unverheiratete, naive Frau ist. Einer von uns beiden hat nachgegeben, und ich war es nicht!
    Aber sie sah Majaguas warnenden Blick und schwieg. Der junge Mann blickte den Krieger an: »Was müssen wir tun?«
    »Wir suchen fünf aus. Oder nur vier. Alte, Kranke, Sterbende. Und geben sie Tangye.«
    Niemand sprach; keiner stimmte zu, aber es entrüstete sich auch niemand über den Vorschlag. So sind wir geworden. Morgen opfern wir Tangye, opfern unsere Schwachen unserem Gott!
    »Nein«, sagte Majagua laut und schüttelte den Kopf. »Nein.«
    »Was soll das? Hast du Tangye nicht gehört? Er wird fünf von uns töten, er wird wieder töten und wieder. Bis er hat, was er will. Wir geben ihm vier oder drei, und alle anderen leben weiter.«
    »Nein.«
    »Du bist verrückt, Guaili .«
    »Ich bin kein kleiner Junge mehr, Bara, wir sitzen hier im Kreis der Krieger. Und ich bin nicht verrückt. Wenn wir ihm fünf geben oder vier oder drei, die unschuldig sind, dann können wir ihm auch alle geben. Ich mache das nicht mit.«
    »Na und? Wen

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