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Sturmwelten 01

Sturmwelten 01

Titel: Sturmwelten 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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beinahe die Größe seiner Handfläche hatte. Sie taumelten in einer Kaskade von Leibern, Formen und Farben um ihn herum, viel zu schnell und viel zu viele, als dass sein Auge Einzelheiten hätte erfassen können. Ein einzelner Falter mochte leise sein, doch diese Masse war gut zu hören, ein vielflügeliges Flattern, dessen Lautstärke ihn verblüffte.
    So schnell, wie sie gekommen war, zog die Schmetterlingswolke weiter, über die Hügelkuppe und wieder hinab, folgte ziellos dem Land und ließ sich schließlich aufs Meer hinauswehen. Jaquento sah ihr nach, bis sie nur noch ein weißer Schemen vor dem Blau des Ozeans war, und dann nicht einmal mehr das. Er konnte beim besten Willen nicht ahnen, wohin die Schmetterling flogen und warum. Vielleicht ließen sie sich einfach, wie er selbst, vom Wind an freundlichere Gestade wehen.
    »Welch ein Wunder«, flüsterte er erstaunt und blickte zu Sinosh. Aus dem Mäulchen der Echse ragten die Überreste zweier Flügel, und Sinosh kaute mit sichtlichem Genuss auf seiner Beute herum, wobei er die Kiefer weit aufriss, um ja nichts zu verlieren.
    Kopfschüttelnd brach Jaquento in Gelächter aus, doch da fiel sein Blick zurück auf die See, und er sah einen weiteren weißen Umriss, der sich langsam um eine kleine Landzunge schob. Es waren die Segel eines großen Schiffes.
    Unruhe erfasste den jungen Hiscadi, und als sich der Rumpf des Schiffes in sein Sichtfeld schob, wurden seine Befürchtungen bestätigt; es war ein Kriegsschiff mit einer bedrohlichen Reihe Geschützpforten. Eine Fregatte, deren Flagge stolz ihre Herkunft verkündete: Thaynric.
    Ich muss die anderen warnen, dachte Jaquento, dessen Gedanken rasten, während er den Hang hinabhastete. Die Piratenschiffe waren im Hafen leichte Beute für ein Kriegsschiff. Ihre einzige Hoffnung lag in der Flucht. Doch die Flut stand nicht zu ihren Gunsten, und die Fregatte war bereits nah an die Einfahrt des Hafens herangekommen. Sosehr Jaquento sich auch beeilte, er würde dieses Rennen wohl verlieren.

MAJAGUA

    Die Feldarbeit war gleichzeitig gut und schlecht. Gut, weil sie Majagua leicht von der Hand ging und sie ohnehin nicht mehr lange dauern würde; schlecht, weil sie unnötig war und bald niemand mehr von diesen Feldern leben musste. Außer die Blassnasen vielleicht , dachte Majagua mit grimmiger Befriedigung. Zumindest, wenn sie überleben. Eigentlich war es dem jungen Paranao egal, ob die Soldaten und Aufseher lebten oder starben, solange die Sklaven nur entkamen.
    Er war erfüllt von einer verheißungsvollen Freude, wenn er an die Schiffe mit ihren Kanonen dachte. Zumindest war die Arbeit auf den Äckern so einförmig, dass sein Geist wandern konnte. Majagua stellte sich vor, wie sich die Männer und Frauen der Compagnie hilflos in ihrem Fort versteckten, wenn er an der Spitze der Sklaven den Aufstand wagte, während die mächtigen Schiffe der Fremden ihnen halfen. Er dachte an seine Familie, an seine Geschwister, die er schon bald wiedersehen würde, und an sein Dorf. Guanquen, mit dem schlafenden Feuergeist in dem Berg und den großen Jicota , den behäbig wirkenden Landschildkröten, deren Fleisch so zart und wohlschmeckend wurde, wenn man es in Ziegenmilch einlegte.
    So wanderten seine Gedanken umher, freier als er selbst, während seine Hände wie von selbst ihre Arbeit erledigten.
    Die gebückte Haltung ließ seinen Rücken schmerzen, doch er achtete nicht darauf. Bald, bald ist es vorbei.
    Sogar Pläne für die Zukunft hatte er schon gemacht. Auf Guanquen gab es viele Blassnasen. Er würde ihnen verraten, dass die Compagnie Sklaven hielt, obwohl ihre Cacique es ihnen verboten hatte. Das würde die weiße Cacique sicher erzürnen, und sie würde bestimmt Schiffe schicken, um die Compagnie zu bestrafen. Und er würde Sinao nach Guanquen mitnehmen und sie seinen Eltern vorstellen. Als Halbherz würde sie es sicherlich nicht einfach haben, aber wenn der Sohn des Cacique sie zur Frau nahm, dann würden seine Leute sie akzeptieren. Vielleicht konnte sie sogar eines Tages die weise Frau des Dorfes werden, wenn sie gelernt hatte, ihr Mojo richtig zu benutzen.
    Mit diesen Tagträumereien verging die Feldarbeit schnell, und Majagua war beinahe überrascht, als die Aufseher sich daranmachten, sie ins Lager zurückzuführen.
    Für einen winzigen Moment erfüllte ihn Angst, als er durch das Tor trat, dann war er im Lager und schritt unauffällig zu seiner Hütte. Die Steine, die er sich in das Hemd geschoben hatte, drückten

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