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Sturmwelten 01

Sturmwelten 01

Titel: Sturmwelten 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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prophetisch oder nicht, ich nehme das als gutes Zeichen!

JAQUENTO

    Als der Jagdtrupp mit zwei erlegten wilden Schweinen aus dem Dschungel wiederkehrte, war die tropische Nacht bereits hereingebrochen, mit einer Schnelligkeit, an die sich Jaquento noch immer nicht gewöhnt hatte. Der Jubel unter der Mannschaft angesichts der fetten Beute war groß, und rasch wurden am Strand drei Feuer entzündet. Im hellen Feuerschein zeichneten sich die Umrisse der Palmen so scharf wie Scherenschnitte gegen den Nachthimmel ab.
    Die Arbeit ging der Besatzung der Todsünde leicht von der Hand; die Aussicht auf einen vollen Magen und genügend Rum löste die Zungen und versetzte die Männer und Frauen in Hochstimmung.
    Auch Jaquento schloss sich der kleinen Prozession an. Obwohl Overo allen Schiffskameraden versichert hatte, dass Jaquentos neuer Begleiter harmlos war, hielten die meisten Abstand von der Echse, die nach wie vor auf seiner Schulter saß. Sie ihrerseits ließ sich von den vielen Menschen nicht einschüchtern, sondern machte es sich gemütlich und betrachtete das Geschehen um sich herum neugierig. Ihre Farbe hatte sich mittlerweile zu einem satten Grüngelb entwickelt, das in einem komplizierten Muster auf ihren Schuppen angeordnet war.
    Inzwischen hatte Jaquento sich sogar an den erdigen Geruch des Tieres gewöhnt und spürte die kleinen Krallen auf seiner Haut kaum noch. Dafür faszinierten ihn die Farbwechsel und die Nickhäute, die sich gelegentlich träge über ihre Augen legten, umso mehr. In Anbetracht seiner neuen Funktion als Echsenwächter hatte Rahel Jaquento nicht mit auf die Jagd genommen, sondern nur dunkle Andeutungen darüber gemacht, dass »dieses Vieh nicht mit in die Koje kommt«. Jetzt kümmerte sie sich um die Zubereitung der Braten und hatte für Jaquento nur ein kurzes Zwinkern übrig.
    Während die Sonne sich dem Horizont näherte, ruderten die Boote zurück und holten den Rest der Besatzung. Auch der Kapitän kam an Land, zur großen Freude aller mit drei Fässern Rum und mehreren Weinschläuchen beladen. Mit großer Geste sprang er in das seichte Wasser und riss den Hut vom Kopf: »Lasst uns beten, Freunde!«
    Überrascht blickte Jaquento sich um. Bislang war ihm außer Bihrâd kaum jemand an Bord religiös erschienen; und dass der Kapitän für den schweigsamen Mauresken beten wollte, erschien Jaquento unwahrscheinlich. Der Kapitän hielt den federgeschmückten Hut vor die Brust und schloss die Augen.
    »Beten wir für die armen Seelen«, fuhr Deguay mit geneigtem Haupt fort, »die an Bord des Schiffes Wache haben, während wir fressen und saufen!«
    Auch Jaquento fiel in den Jubel ein, der schnell das ganze Lager erfasste. Der Kapitän kam grinsend an Land und setzte seinen Hut wieder auf. Als er an Jaquento vorbeiging, deutete er auf die Echse, die zischend den Kopf erhob.
    »Ah! Das muss diese gefährliche Kreatur sein, von der mir berichtet wurde. Ich hörte, dass sie zwei Mann mit einem Schwanzschlag vertrieben hat.« Deguay lachte auf, musterte das Tier dann aber eindringlich. »Dieses Biest wird in der Zivilisation gut und gerne zwanzig Solar bringen. Ihr habt ein glückliches Händchen, Jaquento.«
    Die Echse starrte Deguay unverwandt an und folgte jeder seiner Bewegungen mit ihrem langen Hals.
    Vorsichtig krempelte der junge Mann seinen Ärmel hoch und zeigte dem Kapitän die Vielzahl von kleinen Kratzwunden, die inzwischen von dunkler Kruste überzogen waren: »Sieht sogar nach einem ganzen Arm voll Glück aus, Käpt’n.«
    Gut gelaunt schlug Deguay ihm auf die Schulter und ging zu den Feuern. Während Jaquento ihm hinterhersah, gesellte sich Pertiz zu ihm: »Er mag dich, Kamerad.«
    »Ist das so?«
    »Ja. Er kann sehr einnehmend sein, wenn er will. Freundlich, zuvorkommend, verständnisvoll.«
    Die Echse, deren Augen nicht vom Kapitän gewichen waren, schmiegte den Kopf vertrauensvoll an Jaquentos Hals und öffnete das Maul, als würde sie gähnen. Eine kleine, rosa Zunge war zu sehen; zu Jaquentos Enttäuschung war sie allerdings nicht gespalten. Dann schloss die Echse Mund und Augen und schien einfach einzuschlafen.
    »Das ist ein seltsames Viech«, stellte Pertiz trocken fest, und Jaquento blieb wenig übrig, außer zu nicken.
    »Wenn ich sie von meiner Schulter nehmen will, dann faucht und kratzt sie. Es ist, als ob sie sich mir … verbunden fühlt.«
    Jetzt musste Pertiz lachen. »Was für eine reizende Vorstellung.« Amüsiert schüttelte der Offizier den Kopf.
    »Als Ihr

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