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Sturmwelten 01

Sturmwelten 01

Titel: Sturmwelten 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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nannte.«
    »Du hast gedient. Dein Blut für den fremden König vergossen! Und wie wird es uns gedankt? Der Prätendent wird als Geisel genommen, und ein neuer, géronaischer König, Verzeihung, Kronverweser, über unsere Heimat eingesetzt. Hiscadi kämpfen auf dem ganzen Kontinent und in allen Kolonien, doch ihre Worte werden von niemandem gehört.«
    Ängstlich blickte sich Imerol um und wedelte dabei mit der Hand: »Sei leise! Wenn jemand das hört! Dann knüpfen sie uns beide auf.«
    »Wer die Wahrheit sagt, muss sich fürchten. Stimmen aus Hiscadi sind wertlos, aber unser Gold nimmt man gerne«, entgegnete Franigo zornig, doch seine Stimme war nun deutlich leiser.
    »Danke für das Geld, Franigo. Auf echte Freunde kann man sich eben verlassen. Nicht wie die Bastarde hier. Die würden mich wie einen Hund vor Hunger krepieren lassen, wenn ich nicht zahle. Damit komme ich ein wenig länger über die Runden.«
    Verlegen nickte der hiscadische Poet. Es schmerzte ihn, seinen alten Weggefährten an diesem Ort zu sehen, doch seine eigenen Optionen waren begrenzt; weder konnte er Imerol freikaufen, noch ein geneigtes Ohr finden, dessen Besitzer genügend Einfluss besaß. Wenn das so weitergeht, werde ich dem Drängen meines Verlegers nachkommen und obszöne Büchlein schreiben müssen, um nicht selbst so zu enden. Ich bin dazu auserkoren, den Himmel selbst mit meinen Versen zum Weinen zu bringen, nicht dazu, ordinären Schmutz für den Pöbel zu verfassen!
    »Ich muss mich wieder auf den Weg machen, Imerol. Pass auf dich auf.«
    »Natürlich, natürlich. Wir sehen uns sicherlich bald wieder«, erwiderte der Söldner, und beide nickten in der Gewissheit, wie unwahrscheinlich das war. Mit einem letzten Tippen an die Krempe seines Huts verabschiedete sich Franigo und eilte durch die Gänge hinaus.
    So sehr war er in Gedanken versunken, dass er eine Abzweigung verpasst haben musste, denn unvermittelt fand er sich in einem feuchten, kühlen Gang wieder, den er auf dem Hinweg nicht bemerkt hatte. Ein Blick zurück zeigte zahlreiche Abbiegungen und Kreuzungen, und so beschloss er, einfach weiterzugehen, bis er einen Wärter traf, der ihn – vermutlich gegen glänzendes Silber – hinausführen konnte. Stattdessen jedoch endete der Gang vor einer scheinbar uralten Eichentür, die mit dunklem Eisen beschlagen war. Vorsichtig drückte der Poet gegen die Tür, die sich zu seinem Erstaunen beinahe lautlos öffnen ließ. Dahinter lag ein weitläufiger Raum, der von luftiger Helligkeit durchströmt wurde.
    Sonnenstrahlen fielen durch Fenster in der hohen Decke, und in ihnen tanzte Staub. Seile waren quer durch den Saal geführt worden, und an diesen Seilen waren Tücher aufgespannt, wie die Segel prächtiger Schiffe. Ein leises Murmeln lag in der Luft, ein dissonantes Flüstern aus vielen Kehlen, und die unwirkliche Atmosphäre weckte sogleich Franigos Neugier. Leise, beinahe schon schleichend, betrat er den Saal und schob sanft eines der schweren Tücher beiseite.
    Vor ihm stand ein Bett, eine simple Konstruktion, deren einzige Auffälligkeit die dicken Lederriemen waren, die quer über die Bettdecke verliefen. Auf solche Weise ans Bett gefesselt war eine bleiche Frau, deren helles rotes Haar wie eine Aura um ihren Kopf lag. Sie war jung, und Sommersprossen bedeckten ihre Wangen wie Blüten eine Frühlingswiese. Ihr Kopf flog unstet von links nach rechts, und sie murmelte unaufhörlich vor sich hin, mit geschlossenen Augen, während sich ihr Leib unter der Decke wand. Entsetzt starrte Franigo sie an. Plötzlich zuckte ihr Kopf herum, und sie öffnete die Augen, die so blau waren, dass sie nahezu zu funkeln schienen. Ihr Blick fing Franigo ein. Der Dichter wollte etwas sagen, doch sein Mund stand offen, ohne Worte zu formulieren.
    »Feuer vom Himmel. Gifthauch aus der Erde. Schreien wird die Hure.« So erschreckend ihre Worte auch klangen, ihre Stimme war so eintönig, als spreche sie über Alltäglichkeiten. Obwohl Franigo wegschauen wollte, konnte er es nicht.
    »Gold auf deinem Rock. Gold in deinen Taschen. Gold in deinem Herzen.«
    War dies nur das Gebrabbel einer Wahnsinnigen, oder sah sie auf den tiefsten Grund seiner Seele hinab? Franigo wusste es nicht, wie gelähmt stand er vor ihr. Schweiß trat ihr auf die Stirn, dann lachte sie, laut, verzweifelt, hohl.
    »Kind, was ist mit dir?«, ertönte die Stimme einer Frau, dann flatterten die Tücher, und die Sprecherin trat an das Bett. Verwundert sah Franigo eine ältere,

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