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Sturmwelten 01

Sturmwelten 01

Titel: Sturmwelten 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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sagtet, dass der Käpt’n sehr einnehmend sein kann – wie habt Ihr das gemeint?«, fragte Jaquento, dem die Formulierung nicht aus dem Kopf ging.
    »Er weiß, wie er Menschen für sich gewinnen kann. Aber was immer er dir auch sagt, du solltest daran denken, dass es einen Grund gibt, warum er Kapitän der Todsünde ist.«
    »Und der wäre?«
    »Keiner findet so gut Beute, und keiner ist so gnadenlos darin wie er, sie aufzubringen. Seine Klinge ist gefürchtet, und das nicht nur bei unseren Feinden.«
    Unsicher blickte Jaquento zu der kleinen Traube, die sich um den Kapitän und die Rumfässer gebildet hatte. Mit einem Stemmeisen hebelte Deguay die Deckel von den Fässern und tauchte den ersten Becher in den Rum. Dann riss er den Metallbecher über den Kopf und rief: »Auf uns!«
    Die Seeleute stürmten zu den Fässern und nahmen Jaquento die Sicht. Als er sich wieder Pertiz zuwenden wollte, war dieser verschwunden. Stattdessen kam Rahel mit zwei leeren Zinnbechern und einem undeutbaren Lächeln auf den Lippen auf ihn zu: »Komm! Lass uns mit der Mannschaft feiern.«
    »Was gibt es denn zu feiern?«, fragte der junge Mann, als er ihr zu den Fässern folgte.
    »Wir leben noch, wir haben Rum und Fleisch. Wie viele Gründe willst du mehr?«
    Diesmal war es an Jaquento, lachend den Kopf zu schütteln, während sie sich in das Getümmel stürzten.
     
    Die Nacht war sternklar, und ein beinahe voller Mond stand tief am Himmel und warf sein Licht auf die ausgelassene Gesellschaft am Strand.
    Anstatt wie Rahel dem Rum zuzusprechen, hatte Jaquento sich am Wein gütlich getan. Da fast alle Seeleute dem Rum den Vorzug gaben, war mehr als genug des trockenen Weißen vorhanden, der Jaquento an die herben Weine seiner Heimat erinnerte. Die kleine Echse hatte sich schließlich doch widerstandslos von der Schulter nehmen lassen und schlief nun friedlich in einem der Boote in einer kleinen Höhle aus Segeltuch.
    Überall im weichen Sand des Strandes lagen und saßen Seeleute, tranken, aßen, lachten, sangen, und einige tanzten sogar zu der Musik einer spontan zusammengestellten Truppe, die ganz passabel spielte. Je mehr Wein Jaquento trank, desto mehr Gefallen fand er an der Musik. Gemeinsam mit Rahel saß er zwischen den Feuern und unterhielt sich prächtig. Obwohl er ihre Geschichten vom einäugigen Kraken, der sogar gewaltige Schildkröten und ganze Kriegsschiffe verschlang, für reinstes Seemannsgarn hielt, musste er immer wieder über Rahels ausladende Gesten lachen.
    »… nein, nein – er hat wirklich das komplette Schiff gefressen. Mit der ganzen Ladung Branntwein! Ich habe einen Schildkrötenjäger im Norden gesprochen, der sagte, dass man noch zwei Tage später gewaltige Rülpser gehört hat. Jetzt hör schon auf zu lachen, das ist wahr!«
    Auch wenn sie über seine Lachanfälle empört zu sein schien, konnte Jaquento nicht an sich halten.
    »Es tut mir leid, Meséra, aber ich … ich habe Sand in den Stiefeln, und das juckt!«
    »Natürlich«, schnurrte sie. »Da müssen wir die Stiefel wohl ausziehen!«
    Mit vom Rum ungeschickten Fingern packte sie den Absatz seiner Stiefel und zerrte unbeholfen daran. Mit einem Aufschrei rutschte sie ab und fiel hintenüber in den Sand, während Jaquento so lachen musste, dass ihm die Tränen in die Augen stiegen.
    »Trinkt nur Wein, is’ aber besoffen wie tausend Mann«, dröhnte eine Stimme vom Feuer her, die Jaquento sofort beunruhigte. Vor den meterhohen Flammen waren die Seeleute nur Schemen, doch dann trat Quibon vor und lachte abfällig. »Landratte!«
    Obwohl er den Wein in den Knochen spürte, sprang Jaquento auf und fixierte den dunkelhäutigen Mann. Um sie verstummten die Gespräche und die Musik, und alle Augen waren auf die beiden gerichtet.
    »Lass ihn in Ruhe, Quibon«, zischte Rahel, die unsicher aufstand und die Hand an die Stirn presste.
    »Ja, Fora , versteck dich hinter ihr!«, spie Quibon verächtlich aus.
    »Ich verstecke mich vor niemanden, Mesér. Wenn Ihr jetzt so freundlich wäret, Eure Worte zu wiederholen. Obwohl ich hier tatsächlich ein Fremder bin, deucht mir, Ihr wolltet mich beleidigen«, erwiderte Jaquento mit kalter Höflichkeit und legte die Hand an den Griff des Degens.
    »Ihm deucht!«, brüllte Quibon und lachte wiehernd. »Deucht! Da deucht dir richtig, Landratte. Du säufst unseren Wein, ohne was dafür geleistet zu haben! Das ist unsere Ladung!«
    »Quibon«, flüsterte Rahel, doch unvermittelt trat Deguay in den Feuerschein und schüttelte

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