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Sturmwelten 01

Sturmwelten 01

Titel: Sturmwelten 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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Rahel wandte: »Teil die Mannschaft auf, und schau, wer von den Befreiten bei uns bleiben will. Verteil sie vernünftig auf beide Schiffe, und sorg dafür, dass wir bald klar zum Ablegen sind. Wir kümmern uns später darum, die Wyrdem für unsere Zwecke tauglich zu machen. Jetzt gilt es erst einmal, weniger befahrene Gewässer zu erreichen.«
    »Aye, Käpt’n«, erwiderte die dunkelhaarige Frau und rief Jaquento zu sich. »Wir haben Arbeit, Jaq.«
     
    Die Sonne versank schon am Horizont, als die beiden Schiffe sich scheinbar widerstrebend voneinander lösten und gemeinsam Kurs hinaus auf die offene See nahmen. Es hatte einer gewaltigen Anstrengung bedurft, um die Ladung und Vorräte der Schiffe geschickt zu verteilen; dabei hatte Jaquento erfahren, wie wichtig es war, dass die Stauräume richtig beladen wurden, damit die Schiffe nicht in Gefahr gerieten, bei ungünstigen Winden zu kentern, und dennoch gut vor dem Wind lagen.
    Inzwischen waren die géronaischen Sklavenhändler mit wenig mehr als ihrer Kleidung auf der Insel ausgesetzt worden, während viele Sklaven sich bereit machten, mit zwei der größeren Boote ihr Glück zu versuchen. Erschöpft lehnte sich Jaquento an die Reling und sah ihnen dabei zu, wie sie Nahrung und Wasserfässer verstauten.
    »Die Boote werden sehr voll sein«, erklärte Pertiz, der sich zu Jaquento gesellte. »Aber einige von ihnen kennen sich mit Kanus aus und wissen, wie man die Vorräte ordentlich lädt.«
    »Ich hätte nicht gedacht, dass so viele sich diesen Nussschalen anvertrauen. Das erscheint mir irrwitzig.«
    »Auf offener See wäre es das vielleicht, aber hier können sie von Insel zu Insel fahren. Richtung Süden werden sie kaum zwei oder drei Tage auf See verbringen müssen, bevor sie wieder ein Eiland finden. Die Riffketten vor den Inseln halten normalerweise die schlimmste See ab und bieten Schutz vor Unwettern. Sie haben erfahrene Kanuten, die kennen Wind und Wetter hier wie kaum ein anderer. Sie passieren die Handelsroute in der Dunkelheit, und schon morgen früh befinden sie sich im Gewirr der Inseln. Ihr Vorhaben wirkt nur auf eine Landratte irrwitzig; eigentlich ist es ganz vernünftig.«
    Irritiert sah Jaquento den Mann an, doch dessen Lächeln nahm der Spitze den Stich. Er deutete wieder zu den Booten: »Früher oder später finden sie vielleicht ihre Heimat oder einen Stamm, der sie aufnimmt. Ich kann sie gut verstehen; was sollten sie in Lessan oder sonst einer Kolonie?«
    »Vielleicht würden die Thayns ihnen helfen?«, erwiderte Jaquento, doch er ahnte bereits, wie die Antwort seines Gegenübers ausfallen würde.
    »Die Thayns würden sie eher als billige Arbeitskräfte benutzen. Niemand ist wirklich daran interessiert, den Paranao zu helfen. Wenn man von einigen Missionaren mal absieht, aber die haben ihre eigenen Gründe dafür. Nein, die See wird ihnen mehr Gnade erweisen als jede Blassnase.«
    »Blassnase?«
    »So nennen sie die Thayns. Oder auch alle Corbaner, je nachdem. Aber genug davon. Reden wir von dir.«
    »Von mir?«, fragte der junge Mann mit einem Hauch von Misstrauen in der Stimme. »Was gibt es da zu reden?«
    »Du hast heute die zivilisierte Welt hinter dir gelassen und dich der Sturmwelt mit Haut und Haaren verschrieben«, erklärte Pertiz ernst und sah Jaquento in die Augen.
    »Ich bezweifle, dass ein einzelner Degenstreich mich zum Ausgestoßenen macht«, konterte der Hiscadi, »es ist nicht der erste und wohl nicht der letzte, den ich geführt habe.« Doch in Pertiz’ Worten lag so viel Nachdruck, dass es ihn nachdenklich stimmte.
    »Glaub mir, Freund Jaq, dieser Schritt führt nur in eine Richtung, und keiner kehrt auf diesem Weg jemals um.«
    »Ist das eine Prophezeiung? Oder eine Drohung? Solche Orakelsprüche scheinen gar nicht zu dir zu passen, Freund Pertiz. Hat Deguay dich gesandt, um mit mir zu sprechen?«
    »So wie Quibon? Nein«, erwiderte Pertiz lachend und schüttelte den Kopf.
    Jaquento schwieg. Sein heimlicher Verdacht hatte sich soeben bestätigt.
     
    Gerade war der letzte Rand der Sonne noch über dem Horizont zu sehen gewesen, dann verschwand sie endgültig. In diesem Moment erhellte ein kurzes, grünes Aufflackern den Himmel, als würde eine hellgrüne Flamme über ihn hinwegrasen. Neben Jaquento atmete Rahel scharf ein und fragte: »Hast du das gesehen?«
    »Das grüne Leuchten? In den alten Ländern erzählt man sich viele Geschichten darüber. Seit ich in der Sturmwelt bin, wollte ich es sehen.«
    »Wir nennen es

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