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Sturmwelten 01

Sturmwelten 01

Titel: Sturmwelten 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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euch Boote geben oder euch auf einer Insel, die wir passieren, an Land setzen. Ihr könnt aber auch an Bord dieses Schiffes bleiben und bis zum nächsten Hafen mitfahren. Dies alles könnt ihr tun, und wir werden euch Nahrung und Vorräte mitgeben und euch helfen, so gut wir können.«
    Es fiel Jaquento schwer, sich der Eindringlichkeit in Deguays Stimme zu entziehen. Für einen Moment hatte der junge Hiscadi das Bild Corbans vor Augen, der durch das zerfallende, dekadente Reich seiner Feinde reiste und seine Getreuen allein mit der Kraft des Wortes um sich versammelte, bis er eine Armee hatte, die sogar nach seinem Tode seine Botschaft in alle Himmelsrichtungen trug.
    Wieder machte Deguay eine Pause. Er schaute in die Runde, ließ seinen Blick schweifen, sah den Männern und Frauen, die sie soeben vor einem grauenvollen Los bewahrt hatten, fest in die Augen.
    »Oder ihr könnt bei uns bleiben«, sagte er langsam und gewichtig. »Wir werden dieses Schiff übernehmen, und dafür können wir freie Leute gebrauchen, die sich uns anschließen und mit uns fahren wollen! Bei uns gibt es keine Sklaven! Wir beugen vor niemandem das Knie! Und wir töten Sklavenhändler, wo wir sie finden. Schließt euch uns an, und ihr könnt Rache nehmen.«
    Während er noch sprach, packte er den Kapitän am Kragen und riss ihn mit einem Schwung nach vorn. Entsetzt schrie der Mann auf, als er die knapp drei Meter hinabstürzte und mit dem Kopf voran auf dem Deck aufschlug.
    »Das ist der Mann, der euch verkaufen wollte! Er gehört euch! Tut mit ihm, was ihr für richtig haltet!«
    Zufrieden lächelnd, wandte sich Deguay ab. Jaquento war wie erstarrt und blickte ungläubig hinab auf das Hauptdeck, wo Capitane Loress stöhnend seinen blutenden Schädel hielt. Rasch bildete sich ein Kreis um ihn, der zunächst Abstand hielt, doch dann kamen die ehemaligen Sklaven immer näher. In ihren Mienen zeigte sich die Angst, die ihnen dieser Mann eingeflößt hatte, aber der Ausdruck wandelte sich schnell zu blankem Hass. Und dann sprang der erste Mann vor und packte den Hals des Géronay. Andere folgten ihm, und schon bald konnte Jaquento nichts mehr außer wogenden Leibern erkennen, unter denen der Capitane begraben wurde. Es gab keinen Schrei, nur dieses furchtbare Wogen. Irgendwann ließen sie endlich von dem geschundenen Leib ab, der in einer sich langsam ausbreitenden Blutlache dalag, den Kopf unnatürlich verrenkt, die Augen blicklos in den Himmel gerichtet.
    »Das sollte uns ein paar neue Rekruten beschert haben«, erklärte Deguay Jaquento gleichmütig. Dann hob er die Stimme: »Schmeißt den Kadaver über Bord.«
    Mit einem höflichen Lächeln wandte er sich wieder an die Besatzung der Wyrdem . »Und ihr?«
    Unter seinem Blick kauerten sich die Gefangenen noch enger zusammen. Deguay schwieg lange, während er sie musterte. Keiner wagte zu sprechen, bis er über die Schulter wies.
    »Mach ein Boot klar, Pertiz. Wir setzen sie auf der Insel aus.«
    »Aye. Was sollen wir ihnen mitgeben?«
    Die Frage schien den Kapitän zu erstaunen, und er schüttelte den Kopf. »Mitgeben? Die können froh sein, dass sie ihre Haut behalten dürfen. Sie nehmen mit, was sie am Leib tragen, mehr nicht.«
    »Aye«, erwiderte Pertiz leise und rief einige der Piraten zu sich. Als Deguay Jaquentos Gesichtsausdruck sah, wies er auf das Hauptdeck: »Das sind Sklavenhändler, Freund Jaquento. Ließen wir sie an Bord, würden die Sklaven ihre Peiniger umbringen. Und der Capitane … nun, irgendetwas mussten wir den Sklaven geben.«
    »Man könnte ihnen dennoch ein paar Vorräte mitgeben oder ein Boot dalassen.«
    »Wir brauchen alle Boote. Und wir werden selbst nicht genug zu beißen haben, wenn die Sklaven volle Rationen bekommen sollen. Wer soll hungern, Jaquento? Wir oder die?«
    Darauf wusste der Hiscadi keine Antwort, oder zumindest keine Antwort, die ihm selbst gefiel.
    »Keine Sorge«, erklärte Deguay in versöhnlicherem Tonfall. »Die Inseln liegen an einer Handelsroute. Hier kommen oft Schiffe vorbei – Frachter der Compagnie, der Thayns, Schiffe der ganzen verfluchten Marine. Und es gibt auf dem Eiland genug Nahrung, Früchte, Fische, was auch immer. Eigentlich tun wir ihnen einen Gefallen.«
    Das Lachen des Kapitäns klang echt, doch in Jaquentos Ohren schien es ihn zu verhöhnen. Aber was habe ich eigentlich erwartet? Immerhin bringt er sie nicht einfach um, so wie ihren Kapitän.
    »Beeil dich, Pertiz«, rief Deguay seinem Offizier hinterher, bevor er sich an

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