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Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln

Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln

Titel: Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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sich an ihrem Missgeschick! Es wird sie aufrütteln, wie es nur Euer Wort vermag!«
    »Wenn du verteilen sagst, dann meinst du kostenlos , nicht wahr?«, hakte Franigo hoffnungslos nach, was der junge Student mit einem heftigen Nicken beantwortete.
    »Vielen Dank, Mesér, Euer Einsatz ist mit Sicherheit beispiellos. Wenn Ihr mich jetzt entschuldigen wollt?«, bat Franigo und lächelte gequält. Ich würde gern in Ruhe über den Frevel an meinem Werk trauern und sein Schicksal als kostenloses Büchlein für die Ungebildeten bedauern .
    Alserras verneigte sich tief und zog sich einen Schritt zurück. Doch bevor er ging, schaute er noch wie entrückt über Franigos Schulter zum Horizont.
    »Euer Name wird auf ewig in die Annalen unseres Volkes eingehen, Mesér. Ihr habt den Stimmlosen Eure Worte geschenkt, und ihre Schreie werden das Unrecht der Tyrannei hinwegfegen.«
    »Womit?«, erlaubte sich Franigo zu fragen.
    »Mesér?«
    »Die Géronaee haben Waffen, sie haben Kanonen, Gewehre und die Soldaten, diese einzusetzen. Außer diesen Schreien, von denen Ihr da sprecht, haben wir … was? Sicheln? Sensen?«
    »Wir haben die Kraft unseres Herzens und die Stärke unseres Glaubens. Die Einheit wird das stolze Hiscadi nicht vergessen, und niemand kann den Söhnen und Töchtern unserer Nation den Sieg nehmen. Ihre Kugeln sind wie warmer Wind für uns, denn unsere Rüstung ist die Gerechtigkeit!«
    Der Poet wollte darauf schon erwidern, dass solche warmwindigen Kugeln schon allzu viele Leben beendet hätten, aber er sah den Glauben in den Augen des jungen Mannes und wusste, dass keines seiner Worte etwas bewirken würde. Und Alserras war nicht allein; das ganze Lager war voll von Leuten
wie ihm, die glaubten, allein die Rechtmäßigkeit ihrer Sache würde ihnen den Sieg bescheren.
    Franigo hingegen hatte vor Gavere gekämpft. Die Bürger jener Stadt hatten sich gegen Sugérand und seine Steuern erhoben, und sicherlich war ihr Anliegen nicht weniger rechtmäßig als das der Hiscadi gewesen. Doch weder Gerechtigkeit noch Stolz hatten die Regimenter aufhalten können; selbst die dicken Mauern der Stadt hatten unter dem Beschuss der Kanonen nachgegeben. Und als die Regimenter nach der Belagerung siegreich einmarschiert waren, hatte man ihnen erlaubt zu plündern. Im Zweifelsfall würde Franigo auf die Macht des Eisens vertrauen und nicht auf Gerechtigkeit.
    Aber davon wollte Alserras nichts hören. Und der famose Rat, in den man ihn ja wohl soeben befördert hatte, würde es ebenso wenig hören wollen. Niemand um ihn herum wollte das, und Franigo wusste nicht einmal, ob er selbst es wollte.

SINAO

    Am schlimmsten war es, wenn sie allein war und die Herzschläge zählte, die vergingen, bis Manoel zurückkehrte. Die Lage hatte sich beruhigt; zumindest glaubte der junge Maestre das. Zwar waren noch immer thaynrische Soldaten in Lessan unterwegs, aber sie suchten nicht mehr aktiv nach ihnen. So schlich sich Manoel von Zeit zu Zeit nach draußen und versuchte, Neuigkeiten in Erfahrung zu bringen. Er hatte sein Aussehen an die Paranao angepasst und sich Kleidung von Sinaos Leuten besorgt, mit der er als einer der ihren durchgehen konnte. Seine von der Sonne braun gebrannte Haut kam ihm dabei zugute, und das zu Zöpfen geflochtene Haar versteckte er unter einem bunten Tuch. Zweimal hatte Sinao ihn begleitet, aber diesmal war Manoel wieder allein nach draußen gegangen. Er wollte für sie eine Arbeit auf einem der Schiffe im Hafen suchen. Ihm war nicht wichtig, was für ein Schiff das war oder wohin es fuhr. Wichtig war nur, dass es sie fort von Lessan brachte, fort von den Thayns und ihren Soldaten.
    Fort von den anderen Sklaven . Der Gedanke erschreckte Sinao, und er war nicht gut. Sie waren keine Sklaven mehr, und sie wollte die anderen nicht verlassen, aber die Blassnasen ließen ihr und Manoel keine Wahl.
    In der Einsamkeit ihres Verstecks zählte Sinao weiterhin anhand ihres Herzschlages die Momente, die verstrichen. Die
Zeit blieb von all ihren Sorgen ungerührt, jeder Moment kam und ging. Im Geist versuchte Sinao, sich vorzustellen, was Manoel gerade tat. Er war den Weg zum Hafen hinabgelaufen; sie konnte jeden Schritt vor Augen sehen. Er hatte mit den Arbeitern dort gesprochen, den Paranaos und den Blassnasen, die die Schiffe beluden. Armen Leuten, die harte Arbeit verrichteten.
    Er sollte längst zurück sein. Die Wege waren nicht weit, und Sinao wusste genau, wie lange ein Mann für sie brauchte, auch wenn er langsam ging. Sie

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