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Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln

Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln

Titel: Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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war.
    »Das wäre nicht unmöglich«, erwiderte sie langsam.
    Er sog die Luft ein und lachte kurz. »Eure Höflichkeit ehrt Euch. Aber ich verstehe durchaus. Ein Mann meiner Position ist kaum der geeignete Gastgeber für eine Dame Eures Standes.«
    »Das ist nicht, was ich ausdrücken wollte, Capitane. Abgesehen davon, dass Ihr bald ein sehr reicher Mann sein werdet und ebenfalls von Stand, wenn Ihr dies wünscht, kann ich nicht stets so über meine Zeit verfügen, wie es mir beliebt.«
    Das Schweigen dehnte sich aus, trat zwischen sie beide, stieg aus dem Meer empor wie die kalte Gischt. Gerade als es ihr unangenehm wurde und sie sich entfernen wollte, wandte sich Deguay ihr zu. Im Schatten seines Hutes waren nur seine Augen zu erkennen, die ihren Blick fingen, leuchtend in der Dunkelheit.
    »Ihr fasziniert mich, Tareisa. Es ist lange her, dass mich eine Frau so in ihren Bann geschlagen hat. Eure Schönheit hat mich betört, wie sie vermutlich jeden Mann Corbanes betörte. Aber auch Euer Geist fasziniert mich, Eure Person. So sehr, dass ich mich mehr mit Gedanken an Euch beschäftige als mit der Sorge um mein Schiff und mein Wohlergehen und diese närrische Angelegenheit verfolge, obwohl ich nicht einmal weiß, worauf ich mich eingelassen habe.«
    Seine Worte wurden schneller, seine Stimme drängender. Er legte ihr die Hand auf den Arm, und sie spürte seine Finger, seinen festen Griff, die Unausweichlichkeit dieser Berührung.
    »Versprecht mir, dass Maillot nicht das Ende sein wird, Tareisa.«

    »Ich … Das liegt nicht in meiner …«
    »Versprecht es mir!«
    Sie konnte es ihm nicht verweigern, doch sie konnte das Versprechen auch nicht geben. Das Dilemma zerrte an ihr, ließ sie sogar für einen Moment die Nähe der Ladung vergessen. Sein Antlitz näherte sich dem ihren. Noch immer war ihr Blick von seinen Augen gefangen. Sie konnte das Verlangen in ihnen sehen, das seinen Widerhall in ihr fand. Es war, als beherrsche er sie. Sie schloss die Augen nicht, wandte sich nicht ab, löste sich nicht aus seinem Griff, obwohl ein Teil von ihr genau das wollte. Doch ein anderer Teil wollte es geschehen lassen.
    »Käpt’n?«
    Es war Rahels Stimme, die den Moment zerstörte und den Bann brach. Ein zorniger Ausdruck huschte über Deguays Gesicht, dann ließ er Tareisas Arm los und wandte sich um. Sie konnte seinen Atem hören, schwer und tief, aber als er sprach, klang seine Stimme so, als wäre nichts Ungewöhnliches geschehen.
    »Ja?«
    »Soll ich dich ablösen?«
    Die Frau trat aus dem Schatten der Segel in das Licht der kleinen Laterne. Ihre Miene war misstrauisch, und sie hatte die Hände auf die Hüften gelegt. Als sie Tareisa sah, verfinsterten sich ihre Züge zusehends.
    »Nein, danke, Rahel. Ich genieße die Ruhe.«
    Es war ein offenkundiger Wink, aber sie beschloss ebenso offensichtlich, ihn zu ignorieren. Ob sie weiß, dass er sie zurückgelassen hätte? Der feindselige Blick der dunkelhaarigen Frau erfasste Tareisa. Eifersucht ist ein sehr mächtiger Gegner. Ich tue gut daran, das nicht zu vergessen .
    Rahel wandte sich wieder Deguay zu, und die Narbe an ihrem Mundwinkel verlieh ihr ein spöttisches Aussehen. »Die
Ruhe, ja?« Als sie keine Antwort erhielt, fuhr sie fort: »Ich hab’ zwei Wachen mehr im Laderaum postiert. Nach den Problemen auf der Totwey dachte ich, dass es so besser ist.«
    »Ja, das war eine gute Idee.« Deguays Stimme schien bar jeden Gefühls.
    Sanft nickte Tareisa den beiden zu. »Ich bitte, mich zu entschuldigen. Es ist spät, und ich werde versuchen, ein wenig Schlaf zu finden.«
    Ohne auf eine Antwort zu warten, drehte sie sich um und ging. Sie nahm ihre Laterne und versuchte, ihren Abgang so wenig wie möglich wie eine Flucht aussehen zu lassen.
    In ihrem Geist kreiste die verräterische Frage, wie weit sie ohne die ungebetene Einmischung gegangen wäre. Dass ausgerechnet Rahel sie vor der Antwort bewahrt hatte, ließ die Maestra leise lachen.
    In ihrer Kabine verschloss Tareisa die Tür und legte den Riegel vor. In dieser Nacht aber fand sie weder Schlaf noch Antworten auf die Fragen, die sie quälten.

THYRANE

    Der Seewind war zu dieser frühen Stunde zwar frisch, aber dennoch angenehm. Die Sonne war gerade erst aufgegangen, und pünktlich mit dem Glasen hatte die Wache gewechselt. Thyrane drehte eine erste morgendliche Runde über das Deck der Imperial . Früher einmal war es dem Admiral schwergefallen, im Morgengrauen aufzustehen, doch einer der wenigen Vorteile des Alterns

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