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Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln

Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln

Titel: Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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reisen.
    »Wie sollen wir uns ausrüsten?«, erkundigte sich Groferton, der jetzt wacher schien.

    »Ich dachte, Ihr zaubert ein wenig auf dem Marktplatz, und wir lassen den Hut herumgehen …«
    »Außergewöhnlich amüsant«, unterbrach ihn Groferton brüsk. »Aber mein Talent liegt nicht darin, den Pöbel zu unterhalten, sondern im Schutz.«
    »Schutz?«
    »Von Schiffen, von Menschen, wovor auch immer. Darin habe ich ein gewisses Talent, und das habe ich im Dienste Ihrer Majestät stets aufopfernd eingesetzt!«
    Wenn noch mal jemand die verdammte Krone erwähnt, fange ich an zu schreien , dachte der Hiscadi zornig, doch bevor er etwas erwidern konnte, mischte sich Roxane ein: »Ich denke, Jaquento hat sich nur an einem Scherz versucht, Thay«, versuchte sie die Wogen zu glätten, und ein Lächeln spielte um ihre Mundwinkel.
    Sieh an, dachte Jaquento , es gibt sogar in der königlichen Marine Offiziere mit Humor .
    »Wie also dann?«, hakte Groferton nach.
    »Lasst das meine Sorge sein, Maestre«, erwiderte Jaquento ergeben. »Kümmert Ihr Euch um den Schutz, ich werde das nötige Geld beschaffen. Ich glaube, es ist für Euer Seelenheil besser, wenn Ihr nicht darin involviert seid.«
    Missmutig runzelte Groferton die Stirn, sagte aber nichts. Bihrâds Gesichtsausdruck war so schwer zu deuten wie eh und je, und Roxane schien sich mit dem Gedanken an Diebstahl abgefunden zu haben. Vermutlich redet sie sich ein, dass nun einmal Krieg herrscht und es nur Feinde trifft , dachte Jaquento amüsiert. Dann musste er daran denken, dass er wohl nicht einmal stehlen musste, um in Sargona ein kleines Vermögen zu erhalten, und sein Lächeln erstarb.
    Nein , schwor er sich. Eher fresse ich den Dreck der Straße .
    Mittlerweile hatten sie sich der Stadt genähert und sich in den Strom der Reisenden eingereiht, die auf das Tor zumarschierten.
Die Stadt musste eine große Anziehungskraft besitzen, denn es hieß, dass hier der Sieg errungen worden war, der Hiscadi die Freiheit beschert hatte. Hatte der Strom der Flüchtlinge aus Balcera von den Schrecken des Krieges gekündet, so war dieser Menschenauflauf hier ein Beweis für den taumelnden Triumph des Sieges. Jaquento konnte es spüren, und es war schwer, sich nicht mitreißen zu lassen. Die Verluste und Grausamkeiten waren vergessen, in diesen Tagen zählte nur das Jetzt, nicht das Vergangene. Menschen grüßten sich lachend auf dem Weg, fielen sich in die Arme, sangen gemeinsam Lieder. Sie passierten eine kleine Zeltgruppe, vor der Musiker spielten und einige Paare eine Tereda tanzten. Die Röcke flogen in bunten Kreisen, während die Männer sich mit flinken Schritten den Frauen näherten, nur um von ihnen in das uralte Spiel von Verlangen und Verheißung gezogen zu werden. Jaquento konnte sich gut an die Nächte erinnern, in denen er diesen Tanz getanzt hatte – an die Bälle mit ihren förmlichen Tänzen und an die Straßenmusiker, zu deren klagenden Weisen er das Feuer in sich entfesselt hatte -, und alles in ihm drängte, weiterzuziehen und diese Erinnerungen mit der Stadt hinter sich zu lassen.
    Ein Stück vor dem Tor hatte sich eine große Menschenmenge versammelt, die den Worten eines Predigers zu lauschen schien. Jaquento achtete nicht auf sie, denn sein Geist war in anderen Sphären gefangen. Wenigstens kommen die Massen uns zugute. So viele Menschen, da können wir unerkannt bleiben. Nur ein paar Gesichter unter vielen. Wer würde uns in diesem Trubel schon beachten ?
    »Maurez?« Es dauerte einige Momente, bis der junge Hiscadi seinen Namen erkannte. Der Ruf war über die Köpfe der versammelten Menschen hinweggehallt. Als Jaquento sich nach dem Rufer umsah, erkannte er, dass es kein Caserdote war, der dort auf der einfach gezimmerten Bühne sprach.

    »Franigo?«
    Unzählige Gesichter hatten sich ihm zugewandt, und die Aufmerksamkeit der Menschen legte sich wie ein unangenehm schwerer Mantel über Jaquento. Sein Blick huschte über die Menge, suchte nach Bekannten.
    Franigo war eben hinabgesprungen und lief durch die Masse, die sich bereitwillig vor ihm teilte. Schon erklomm ein anderer Redner die Bühne und hub zu einer feurigen Rede an, die nun die Aufmerksamkeit des Publikums auf sich zog. Dennoch starrten noch zu viele fragende Mienen zu ihnen herüber.
    Mit humpelndem Schritt kam Franigo näher, und ein breites Grinsen ergriff Besitz von seinem Gesicht. Sein Knebelbart war so dick wie früher, seine schwarze, elegante Kleidung kündete davon, dass es ihm gut

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