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Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln

Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln

Titel: Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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ergangen war. Doch um seine Augen lagen mehr Falten als früher, und der Blick des Poeten enthielt etwas, was Jaquento kaum deuten konnte.
    »Maurez, du alter Hund! Man sagte mir, du wärst tot und begraben. Und jetzt stehst du hier vor mir, tauchst einfach so auf, wie in einem schlechten Roman!«
    Maurez? , fragte Sinosh, aber Jaquento ignorierte ihn geflissentlich. Ebenso mied er die fragenden Blicke seiner Gefährten.
    »Können wir woanders hingehen?«, fragte er rasch. »Wo wir … ein wenig ungestörter sind?«
    Er blickte an Franigo vorbei zu der Menschenmenge, von der einige noch nicht das Interesse an ihnen verloren hatten. Offenbar genoss der Dichter hier einiges an Ansehen und Bewunderung.
    »Aber natürlich, gern«, versicherte Franigo. »Es gibt da eine vorzügliche Taverna, gleich hinter dem Tor. Exzellenter Wein aus der Gegend, wie du dich vielleicht erinnerst.«
    Mit einer ausladenden Verbeugung wies der Poet in Richtung
des Stadttores, dann setzte er sich an die Spitze ihrer Gruppe. Waren sie vorher nur langsam vorangekommen, wurde ihnen nun bereitwillig Platz gemacht, als wären sie die Herren der Stadt, die Einlass begehrten. Jaquento, der den schleppenden Schritt des Dichters betrachtete, fragte sich, welches Duell wohl die Schuld an dessen Hinken tragen mochte. Zweifellos ein Liebeshändel , schoss es ihm durch den Kopf. Der Poet war schon immer ebenso schnell mit der Klinge wie mit der Zunge gewesen und hatte eine Vorliebe für verheiratete Damen gepflegt.
    »Du reist in interessanter Gesellschaft«, stellte Franigo fest, während er immer wieder grüßend den Kopf neigte. »Würdest du uns bitte vorstellen? Auch wenn deine Kleidung einem Schweinehirten besser anstünde, glaube ich kaum, dass du deine Umgangsformen verlernt hast.«
    »Es ist viel Zeit vergangen«, erwiderte Jaquento leise. Laut erklärte er nach einem trockenen Räuspern: »Das ist Roxana, aus dem Norden.«
    »Hocherfreut, Meséra. Es ist mir eine Ehre, Eure Bekanntschaft zu machen, und, wenn ich so frei sein darf, auch ein besonderes Vergnügen.« Franigo verneigte sich tief und zog mit einer schwungvollen Bewegung den Hut. Fast hätte seine Nase den Boden berührt, und Jaquento war beinah geneigt, ihm den nötigen Stoß zu geben, um dafür zu sorgen.
    »Zu viel der Ehre«, entgegnete Roxane kühl.
    »Keineswegs, Meséra, keineswegs. Selten trifft man eine Frau, in der Schönheit, Anmut und Grazie derartig vereint sind. Ich wünschte, ich hätte meine Feder und Papier bei mir, damit ich die Worte, die bei Eurem Anblick durch mein Herz sprudeln, festhalten könnte. Und natürlich bin ich erpicht darauf zu hören, ob Euer Begleiter auch stets die Manieren eines Granden hat walten lassen, wie es ihm wohl anstünde.«

    Obwohl Jaquento den skeptischen Blick der Offizierin sah, mit dem Roxane Franigo betrachtete, stieg ihm die Hitze ins Gesicht, und er ballte die Faust.
    »Roxana und ich sind … nun ja«, erklärte er, was den Poeten wieder lächeln ließ, während Roxane empört einatmete. Er zwinkerte ihr zu und formte mit den Lippen das Wort »Tarnung«.
    »Du hattest schon immer einen bewundernswerten Geschmack«, flüsterte Franigo und schlug dem jungen Hiscadi auf die Schulter. »Und deine anderen Gefährten?«
    »Der Große ist Bihrâd; er stammt aus den Mauresken Städten. Und der schweigsame junge Mann ist Groferson.« Er zog das O in die Länge und sprach den Namen möglichst genuschelt aus. »Ein Seidenklöppler aus Gavere. Ein wenig kränklich, der Bursche, und ein Miesepeter.«
    »Es ist mir eine Freude«, erklärte Franigo ernsthaft.
    »Sie sprechen beide kein Hiscadisch.«
    »Oh. Das ist zu schade. Ich kann zwar ein paar Worte der Zunge, die sie in Gavere Sprache nennen, aber vielleicht versuche ich mich lieber nicht daran«, erwiderte der Poet zu Jaquentos Erleichterung. »Ich war dort im Krieg, weißt du, und ich glaube nicht, dass wir diese Geschichte aufwärmen sollten.«
    Nach einigen Momenten begann Franigo zu grinsen. Als Jaquento ihn fragend ansah, wies der Poet auf Sinosh. »Und das da? Oder willst du behaupten, dass du schon immer eine Echse auf deiner Schulter herumgetragen hast, und ich habe es nur einfach nie bemerkt?«
    »Das ist Sinosh. Er ist mir zugelaufen. Und jetzt werde ich ihn nicht mehr los«, erwiderte der junge Hiscadi finster, und zuckte dann zusammen, als Sinosh ihm seine winzigen Krallen in die Haut schlug.
    »Possierlich« war Franigos einziger Kommentar.

    Am Tor standen einige Soldaten,

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