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Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln

Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln

Titel: Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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Fischer erwartungsvoll an, doch dieser schwieg standhaft und hielt sich an seinem Glas Rum fest, von dem er noch nicht gekostet hatte. Deguays Blick wanderte zu Tareisa, die fragend die Schultern hob, dann seufzte der Capitane.
    »Was wisst Ihr über die Unruhen im Süden?«
    »Ach so, die Schlacht und so, das meinst … meint Ihr.«
    Jetzt lehnte Deguay sich vor.
    »Welche Schlacht?«
    »Nun ja, die Schlacht, in der die Hiscadi den König besiegt haben, nech? Und dann hat der König die Generalstände einberufen, wegen neuer Steuern, für die Armee, wegen dem Krieg.«
    »Wegen welchen Krieges?«, fragte Tareisa gedehnt. Innerlich verfluchte sie wieder einmal ihre Situation. Abgeschnitten von der Welt, saß sie auf diesem Schiff fest, während sich in ihrer Heimat die unerhörtesten Ereignisse förmlich überschlugen.

    »Um Hiscadi zurückzuholen.«
    Das ergab Sinn, die nächsten Worte des Mannes allerdings nicht: »Aber die Stände ham die Steuern abgelehnt. Und die dritte Kammer wollte ein neues Wahlrecht einführen, heißt es. Soll nach Köpfen gehen, nech?«
    »Was, die Wahl der Delegierten? Nach Köpfen?«
    »Angeblich, weil die Hiscadi auch so was machen. Aber der König wollte das nich’ und hat die Generalstände aufgelöst. Aber die sind nich’ gegangen und haben sich Nationalversammlung genannt. Un’ die Armee … tjo, da ham einige Regimenter einfach ihre Offiziere abgesetzt und so.«
    Tareisa schwirrte der Kopf. Sugérand hat die Generalstände aufgelöst, aber die haben sich geweigert ? Sie versuchte, sich aus den einfachen Worten des Fischers zusammenzureimen, was wirklich vorgefallen war, aber es war ihr unmöglich.
    »Un’ die Regimenter haben die Nationalversammlung unterstützt, und jetzt is’ der König nich’ mehr der König.«
    »Was?«, riefen Deguay und Tareisa wie aus einem Munde.
    »Jetzt gibt’s’ne Verfassung«, erklärte Guiot mit einem selbstgefälligen Grinsen, aber wohl ohne zu verstehen, was das bedeutete.
    Tareisa hingegen verstand sehr wohl. Die Karten wurden gerade neu gemischt. Es wurde umso dringender Zeit, dem alten Mann zu bringen, was er begehrte.
    Während Deguay noch mit dem Fischer sprach, lief Tareisa an Deck. Einige Minuten lang ging sie ruhelos auf und ab, bis sie der Blicke der Besatzung gewahr wurde. Es gelang ihr, den inneren Tumult zumindest nach außen hin zu verbergen und sich ruhig an die Reling zu stellen. Aber auch ihre Gedanken rasten. Sie versuchte, den Sinn hinter all diesen Ereignissen zu erkennen oder wenigsten einen Faden zu finden, anhand dessen sie dieses Rätsel lösen konnte. Doch es wollte ihr nicht gelingen.

    »Was nun?«, erklang Deguays Stimme hinter ihr. Der Capitane hatte die Arme vor der Brust verschränkt. Anders als die Maestra schien er die Neuigkeiten weniger alarmierend zu finden.
    »Ich muss Kontakt aufnehmen«, erklärte Tareisa fest. »Es ist möglich, dass sich unsere Pläne ändern.«
    »Dann benötigt Ihr Abstand?«
    »Vom Schiff, ja. Ich brauche ein Boot, das mich an Land bringt. Vielleicht genügt es auch, wenn man mich einfach nur einige hundert Meter weit weg rudert.«
    »Ich werde es arrangieren. Aber …« Deguay sah sie an. »Falls in dieser Zeit ein Schiff der Thayns auftaucht, kann es sein, dass uns nicht genug Zeit bleibt, auf ein Boot zu warten.«
    Die Maestra nickte. Sie hatte nichts anderes erwartet.
    »Falls dies geschieht, und ich sage absichtlich falls «, fuhr der Capitane fort, »werde ich Euch so viel Zeit wie möglich verschaffen.«
    »Falls wir getrennt werden, segelt weiter nach Maillot, Capitane. Ich werde Euch dort treffen.«
    Sein Nicken kam langsam, aber inzwischen glaubte sie, dass er tun würde, was er sagte.
    Dann wandte er sich ab und befahl, ihr ein Beiboot zur Verfügung zu stellen.
    Es dauerte nicht lang, und Tareisa saß in dem schaukelnden Gefährt und blickte zurück zur Todsünde , die mit gerefften Segeln in der Bucht lag. Auch wenn es ihr schwerfiel, das Schiff, das nun so lange ihre Heimat gewesen war, hinter sich zu lassen, wuchs mit jedem Meter, den das Boot gutmachte, ihre Sicherheit. Eine Euphorie ergriff von ihr Besitz, denn sie spürte ihre Macht zurückkehren und den Einfluss der Ladung schwinden.
    Die Piraten beäugten sie misstrauisch, aber jetzt kümmerte sich die Maestra nicht mehr darum. Vielmehr schloss sie
die Augen und lotete die Tiefen der Vigoris aus. Noch spürte sie einen leichten Sog, doch es war zu wenig, um sie an der Erfüllung ihres Plans zu hindern. Sie sammelte

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