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Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln

Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln

Titel: Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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roch ihren Schweiß, den Teer und die See. Ihre Finger fühlten den rauen Stoff der Jacken und das kalte Metall der Messer und Gewehre. Immer wieder wurde sie vom Schwanken des Bootes aus dem Gleichgewicht gebracht. Als es sieben Ruderschläge von der Imperial entfernt war, fiel das blasse Mondlicht auf sie, und helle Gesichter waren nun überall um Sinao herum, Antlitze des Krieges und des Todes, mit versteinerten Zügen und Augen, in denen man nichts lesen konnte. Es war der jungen Paranao, als stünde sie bereits inmitten von Toten. Mit zitternden Gliedern setzte sie sich neben Manoel in den Bug, wo Leutnant Lerrick angestrengt nach vorn starrte und sie gar nicht beachtete.
    Die Sekunden verstrichen eintönig, und Sinao zählte sie, mehr aus Gewohnheit denn aus Absicht. Sie wurden zu Minuten, die im Mondlicht an ihr vorüberzogen.
    »Ich hätte meine Pfeife mitnehmen sollen«, murmelte Manoel unvermittelt und seufzte. Es war der erste menschliche Laut, den sie hörte, seit sie in das Boot gestiegen waren, und Sinao hätte den jungen Maestre am liebsten umarmt. Doch Leutnant Lerrick fuhr herum und zischte: »Ruhe an Bord, verdammt. Das hier ist keine Spazierfahrt!«
    Beschwichtigend hob Manoel die Hände und zeigte sein Grinsen, helle Zähne im dunklen Gesicht.

    An Bord der Imperial wurde die Glasenglocke geschlagen, einmal. Doch erst bei sechs Glasen würden sie beginnen können, wozu man sie ausgeschickt hatte.
    Sinao versuchte, sich vom Murmeln des Meeres, vom Rauschen der Brandung und dem Schaukeln des Bootes ablenken zu lassen, doch ihre Sinne waren zu geschärft, ihr Geist zu sehr auf das Kommende fixiert, als dass es ihr gelingen mochte. Neben ihr hatte Manoel die Augen geschlossen, und man konnte fast meinen, dass der junge Maestre schlief, aber obwohl sein Atem gleichmäßig ging, wusste Sinao, dass es nicht die Atemzüge eines Schlafenden waren.
    Immer wenn die Schiffsglocke ertönte, horchte die junge Paranao auf, als wäre es möglich, dass sie sie einmal verpasst hatte und nun bereits die richtige Stunde gekommen war. Doch die Zeit war so unveränderlich wie immer.
    Die Menschen an Bord hockten alle gespannt auf den Bänken. Manchmal war ein Platschen zu hören, wenn einer sich in das Meer erleichterte, aber niemand sprach. Sie alle hatten weiße Tücher um ihren linken Arm gebunden, und es dauerte eine Weile, bis Sinao begriff, dass es ein Erkennungszeichen war, damit sie in der Dunkelheit Freund und Feind unterscheiden konnten.
    Als eine Laterne an der Reling der Fregatte auftauchte, die zweimal abgedunkelt wurde, war es fast eine Erlösung für Sinao. Alles erschien ihr im Augenblick besser als das Warten.
    »Riemen raus und los«, befahl Leutnant Lerrick. »Und ich will keinen Laut hören.«
    Das Boot schob sich durch das Wasser, wurde schneller und schneller. Weiße Gischt spritzte an Sinao vorbei. Neben ihnen fuhren die anderen Boote, ebenso dunkel und leise wie sie, dunkle Schemen auf dem Wasser, wie Haie, die ihre Beute suchten.

    Je mehr sich die Männer und Frauen in die Riemen legten, desto sicherer war Sinao, dass man sie entdecken musste. Zu laut war das Platschen der Riemen, das Geräusch des Bootes, das durch das Wasser pflügte, sogar ihr Atmen.
    Aber kein Schrei ertönte von der Ertraden , deren Rumpf von einigen Lichtern erhellt wurde, als habe das Holz eine Aura. Dann drückte Manoel ihre Hand. »Sei bereit und mach alles so, wie ich es dir gezeigt habe.«
    »Ja«, wisperte sie und suchte in sich nach dem Portal, nach der Öffnung für die Vigoris, der sie Form und Wirkung geben musste. Das Linienschiff wurde größer und größer, und es schien Sinao, als rasten sie unerklärbar schnell auf ihren Feind zu. Schon erhob es sich über ihnen, eine schwimmende Festung aus Holz, bestückt mit tödlichen Kanonen und voller Soldaten.
    »Jetzt.«
    Durch ihre Hand spürte Sinao, wie Manoel sich öffnete. Sie fühlte die Vigoris um sich herum, nahm den Strom wahr, der aus ihm floss, gebündelt von seinem Geist und mit Gestalt versehen. Sie tat es ihm gleich, so gut sie konnte. Die Macht drohte sie zu überwältigen, aber sie konzentrierte sich, stemmte sich gegen den Rausch und den Strudel und öffnete sich nur so weit, wie sie es wagte. Es war ein überwältigendes Gefühl, als ihr die Magie gehorchte. Der Zauber nahm um sie herum Gestalt an, allein durch die Kraft ihres Willens, ermächtigt durch die Vigoris, die sie in die Welt entließ. Es war nur eine einfache Konstruktion, ein simples

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