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Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln

Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln

Titel: Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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Stich, und seine Wangen waren mit Sommersprossen übersät. »Etwa zwei Meilen von hier entfernt. Einige einfache Hütten, aber auch … Ich weiß nicht, Thay. Eine Art großes Steingebäude. Es ist ziemlich … seltsam.«
    »Ein Steingebäude? Beschreiben Sie das genauer.«
    Der Mann suchte nach Worten. Sein Kamerad sprang für ihn ein: »So ein Ding, mehrere Stockwerke hoch, aus dicken Blöcken. Die Mauern sind wie riesige Treppen geformt. Ich habe so was noch nie zuvor gesehen, und wir haben es auch nur von Weitem angeschaut, weil da Wachposten waren.«
    »Die Leute der Compagnie?«, erkundigte sich Leutnant Fallton.
    »Ja. Sie haben ein Lager bei den Hütten. Dort stehen auch die Wagen. Es gibt zwei Feuerstellen. Und eine ganze Reihe Wachen.«
    »Konnten Sie eine Zahl an Feinden ausmachen?«
    »Es war zu dunkel, und wir konnten nicht näher heran. In den Hütten waren vielleicht auch noch welche.«
    Die beiden Offiziere befragten die Späher noch weiter nach Informationen, aber Sinao konnte den taktischen Erwägungen
nicht folgen. Für sie war nur wichtig, dass sie bald dort sein würden.
    »Wir marschieren weiter«, befahl Thyrane schließlich leise. »Und zwar im Eilmarsch. Wir müssen sie erreichen, bevor sie mit dem Pulver Schindluder treiben.«
    Sofort setzte sich der ganze Trupp wieder in Bewegung. Keiner sprach, während die Sonne langsam aufging und der Welt wieder Konturen gab. Wo die ersten Strahlen den feuchten Boden berührten, wallte Nebel auf.
    Noch bevor eine ganze Stunde vergangen war, erreichten sie eine große Lichtung im Wald.
    »Dort, Thay«, flüsterte einer der Späher und wies auf einen dunklen Schemen, der sich im Nebel erhob. Es war ein großes Gebäude, so hoch wie die höchsten Häuser auf Lessan und noch höher, und es wirkte viel massiver. Es bestand aus drei Stockwerken, jedes etwas kleiner als das darunter, so dass es sich nach oben verjüngte.
    Sinaos Blick wurde von den Fackeln angezogen, die im Nebel fahl schimmerten. Sie steckten auf langen Pfählen zwischen viel kleineren Gebäuden. Diese duckten sich im Schatten des Bauwerks, als fürchteten sie sich vor ihm.
    Die Präsenz des kaum zu erkennenden Gebäudes lastete unvermittelt auf Sinaos Geist, und ihr Herz schlug schneller. Ihre Hände waren schweißfeucht, und immer wieder glaubte sie in den Nebelschwaden Gestalten zu erkennen, Gesichter von Toten und seltsame, schattenhafte Kreaturen.
    Neben sich sah sie, wie der Admiral eine Pistole aus seinem Gürtel zog und sie langsam und methodisch lud.

JAQUENTO

    Er lief und lief und lief. Seine Verfolger waren ihm dicht auf den Fersen, er konnte ihren Atem beinahe im Nacken spüren. Er musste sie nicht sehen, um zu wissen, wer sie waren. Die Soldaten des Königs. Seine Hände ergriffen blindlings die eisernen Sprossen einer Leiter, er zog sich empor, kletterte hinauf, immer höher und höher, obwohl er nicht sehen konnte, wohin ihn die Leiter führen würde. Seine Verfolger waren nicht länger Menschen, sondern Schatten, ein Teil der Dunkelheit. Furcht ergriff Jaquento, zwang ihn, noch höher zu steigen. Schließlich zog er seinen Körper auf ein flaches Dach. Eine wundervolle Ruhe umgab ihn hier, eine friedliche Stille. Und dieses Mal, dieses eine Mal, hatte er sie wirklich abgehängt, die schattenhaften Verfolger, die seine Träume heimsuchten. Er wartete fünf, zehn, zwanzig Herzschläge lang, doch nichts geschah. Er war endlich frei und fiel zurück in einen tiefen, traumlosen, erholsamen Schlaf.
     
    Als er erwachte, fühlte er sich einen Moment lang vollkommen mit sich und der Welt im Einklang. Ihr warmer Körper lag an seinen geschmiegt da, die Sonne schien hell durch die Fensteröffnung, er war noch angenehm schläfrig, und von draußen konnte er das Zwitschern der Vögel hören. Vorsichtig, um Roxane nicht zu wecken, schob er sich mit einer Hand
die schwarzen Haarsträhnen aus der Stirn und streichelte mit der anderen die weiche Haut ihrer nackten Schulter. Sie schlief friedlich weiter, den Kopf auf seine Brust gelegt, und Jaquento wünschte sich für einen Augenblick, die Zeit anhalten zu können. Wenn sie aufwacht, wird sie vielleicht bedauern, was wir getan haben, dachte er wehmütig.
    In diesem Augenblick klopfte es an der morschen Holztür der Hütte, und die junge Offizierin schreckte hoch. Sie warf Jaquento einen verwirrten Blick zu, bevor sie sich rasch aufsetzte. Er fluchte leise und tastete mit der rechten Hand nach seinem Degen, den er gestern achtlos neben sich

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