Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln
Nebel, obwohl Anui bereits begonnen hatte, die Welt seiner Nachfahren zu erwärmen.
»Lassen Sie unsere Leute ausschwärmen«, befahl der Admiral. »Wir nehmen zunächst diese Hüttenanlage ein. Ich will kein Feuer ohne Befehl.«
Seine Order wurde weitergetragen, und die Soldaten bildeten einen großen Halbkreis mit Thyrane und Sinao im Zentrum.
»Vigoris?«, fragte der Admiral, aber Manoel schüttelte den Kopf.
»Nein, das Gegenteil. Es ist wie beim schwarzen Schiff. Aber viel weniger stark. Hier könnte ich Magie wirken, wenn es nötig ist.«
»Dann halten Sie sich bereit, denn es wird vermutlich nötig werden. Ich glaube kaum, dass die Compagnie sich ohne Gegenwehr ergibt.«
»Wir sind bereit, Thay«, stellte Leutnant Fallton fest, und Thyrane nickte. Er wies auf die Hütten und setzte sich in Bewegung. Jetzt hatte er die Schultern hochgezogen und lief geduckt.
Noch immer ertönte kein Laut, außer den Schritten der Soldaten. Kein Alarmschrei, kein Schuss, aber auch keine Worte, keine Gespräche. Sie erreichten die Hütten und fanden den Ort verlassen. Eine Feuerstelle glomm noch vor sich hin, eine andere war mit Wasser gelöscht worden. Überall gab es Spuren von Menschen, die vor Kurzem noch hier gewesen sein mussten, aber die Menschen selbst fehlten. Sinao spähte in eine der einfachen Holzhütten, die den Behausungen ihres Volkes so ähnlich waren, sah Decken auf dem Boden liegen und Fässer an den Wänden.
Plötzlich gab es einen dumpfen Knall.
»Eine Muskete«, stellte Thyrane fest. »Es kam von diesem … diesem Gebäude dort. Aber gedämpft, vielleicht aus dem Inneren. Leutnant, wir rücken weiter vor.«
Als sie den Platz zwischen den Hütten verließen, bemerkte Sinao, dass sie nun vom weichen Erdboden auf harten Stein traten. Vier Schritt hinter den Hütten war der Boden mit gewaltigen Steinquadern gepflastert. Sie staunte über die Ausrichtung der Steine, die absolut quadratisch waren und so fugenlos nebeneinander lagen, dass man nicht einmal ein Haar zwischen sie hätte stecken können.
»Keine Wachen außerhalb«, kommentierte Fallton. »Recht unbedacht, nicht wahr?«
»Abwarten, Leutnant. Ich bin mir nicht mehr sicher, was hier gespielt wird«, knurrte Thyrane. Er schlich weiter, doch in der gespenstischen Stille musste ihr Kommen gehört werden – all die Menschen, deren Sohlen auf den Steinen klackten, das leise Husten des jungen Spähers, selbst Sinaos eigener Atem.
Ihr Blick wurde von dem Gebäude angezogen, das sich mit jedem Schritt, den sie tat, höher vor ihr erhob. Vor ihnen tauchten zwei Steinsäulen aus dem Nebel auf, wie Pfosten eines Tores, durch das sie schreiten mussten. Es waren runde Säulen, die nichts stützten, um die sich jedoch in den Stein gemeißelte Wesen wanden, lange, geschmeidige Schlangen, die ineinander übergingen und alle die Säulen emporstrebten. An der Basis war der Stein in Form von zwei hockenden Wesen geschlagen worden, deren kleine, dicke Arme das Ganze stützten und hochhoben und deren breite Gesichter zu Fratzen verzerrt waren, mit dicken Mündern, aus denen sie lange Zungen streckten.
Ein Stöhnen erregte ihre Aufmerksamkeit. Bevor sie wusste, was sie tat, lief sie gebückt einige Schritte weiter, vorbei an den grässlichen Steingebilden. Erst jetzt bemerkte sie, dass das Gebäude in einer Mulde stand, in die zwischen den Säulen eine Treppe hinabführte. Die Wände der künstlichen Senke waren perfekte Steinstufen, jede höher als zwei Meter, aber ganz glatt behauen. Die Treppe, aus kleineren Stufen erbaut, führte direkt auf das Gebäude zu, dessen Basis in der Senke lag.
Und auf der Treppe lag eine Gestalt, regungslos, mit verdrehten Gliedern.
»Sin, was machst du?«, zischte Manoel, der ihr nachgelaufen kam. »Bist du verrückt? Die haben Gewehre!«
»Hier, sieh doch«, erwiderte sie tonlos und deutete auf die Gestalt. Manoels Augen weiteten sich, und er stieg vorsichtig sieben Stufen hinab. Sie spürte, wie die Vigoris sich um ihn zusammenzog, als er einen Zauber vorbereitete und sich langsam für die Macht öffnete. Die junge Paranao folgte ihm. Noch hing der Nebel an der Gestalt, färbte sie grau und nahm ihr die Konturen, aber dann erkannte Sinao einen Mann in der Uniform der Compagnie, der halb auf die Seite gedreht
auf den Stufen lag. Er stöhnte noch einmal leise. Unvermittelt wusste Sinao, dass von ihm keine Gefahr ausging, und sie sprang die letzten sechs Stufen hinab und kniete sich neben ihn.
Sofort stieg ihr der Geruch von
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