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Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln

Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln

Titel: Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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waren die Boote in Rauch gehüllt, dann donnerte erneut eine Kanone der Festung. Diesmal schlug das Geschoss durch die Takelage der Windreiter , zerfetzte Taue und ließ Holzstücke durch die Luft regnen.
    »Die fetten Dinger da schießen die Reiter zu Klump«, zischte Manoel mit unverhülltem Zorn in der Stimme. »Verdammt, wenn ich doch nur an Bord wäre!«
    Bevor Sinao fragen konnte, was er in dem Fall denn hätte tun wollen, senkte sich die Flagge ihres Schiffes. Eine eigentümliche Stille hielt Einzug, als warte alles nur darauf, dass wieder die Kanonen sprächen. Doch stattdessen gingen die Ruderboote ungehindert längsseits, und die Soldaten strömten an Bord.
    »Verfluchter Dreck!«, platzte es aus Manoel hervor. »Scheiß Thayns mit ihrer verfluchten Marine!«
    Er hatte die Zähne gefletscht und schlug mit der bloßen Faust gegen die ohnehin schon mürbe Mauer, so dass Staub herabrieselte. Immer weiter fluchte er, bis Sinao ihn packte und hinter das Haus zog. Schritte näherten sich, schwere Schritte. Verursacht von Stiefeln wie die der Aufseher, und die junge Paranao hatte gelernt, dieses Geräusch zu fürchten.
    Manoel blickte sie empört an, da sie ihn gegen die Wand presste, doch er schwieg, als er die Schritte ebenfalls hörte. Atemlos und dennoch sicher, dass ihr Keuchen sie verraten würde, duckte Sinao sich in das bisschen Schatten, das ihnen
die Mauer bot. Die Straße hinauf rannten ein Dutzend Soldaten in den roten Röcken der Thayns, neben ihnen zwei Männer in schwarzen Gewändern.
    »Sind Sie sicher, Thay?«, schnaufte einer der Rotberockten, der seine Muskete im Laufen schwenkte, als wolle er seinen Nebenmann niederstechen.
    »Ja, Leutnant. Es kam von oben. Der Major hat es ebenfalls gesehen.«
    Der Sprecher, ein noch junger Mann mit kantigen Gesichtszügen, trug ein langes Gewand, wie ein unförmiges, schwarzes Kleid. Schweiß lief ihm über das Gesicht, doch seine Miene war entschlossen.
    Sinaos Herz schlug so laut, dass sie es in jedem Finger und jedem Zeh spüren könnte. Sie atmete nicht, hatte es einfach vergessen. Dann verschwanden die Soldaten hinter dem nächsten Haus und ließen sie und Manoel zurück.
    »Zwei Caserdote«, murmelte der junge Maestre. »Die meinen es ernst.«
    »Was ist denn passiert?« Sinao verstand die Welt nicht mehr. »Warum greifen die Thayns uns an? Wir haben ihnen doch geholfen.«
    Tränen stiegen ihr in die Augen, als sie an die befreiten Sklaven im hölzernen Bauch der Windreiter dachte.
    »Ich weiß nicht, aber diesen Uniformierten kann man nie trauen. Lass uns von hier verschwinden, bevor sie oben kehrtmachen.«
    Sinao dachte an die junge Frau mit dem Tuch vor der Brust. Ob sie den Soldaten wohl verraten wird, dass sie uns gesehen hat? Oder ob die Paranao hier besser gegen die Aufseher bestehen als wir auf Hequia?
    Von dem Gedanken getrieben, folgte sie Manoel, so schnell sie konnte. Bei jedem Schritt hatte sie das Gefühl, als würden sich die Gewehrläufe der Soldaten schon auf sie richten.

JAQUENTO

    Schmerzen drängten sich hinter seiner Stirn zusammen, als er erwachte. Fluchend richtete er sich langsam auf, ohne die Augen zu öffnen. Er war an Bord eines Schiffes, so viel konnte er spüren. Der schwankende Untergrund, der salzige Geruch der Luft und das Knarren der Planken um ihn herum waren unmissverständlich. Ein Schiff, das konnte sowohl Gutes als auch Schlechtes bedeuten. Einen Moment lang genoss er noch die Unsicherheit des Augenblicks; dass ihm gefallen würde, was er sehen musste, wenn er die Lider hob, war unwahrscheinlich. Eine vage Erinnerung an Soldaten, die ihn verhafteten, sorgte dafür, dass er sich nicht nach weiterer Erkenntnis sehnte.
    »Willkommen zurück«, erklang Bihrâds tiefe Stimme. »Das muss schmerzhaft sein.«
    Vorsichtig nickte Jaquento, während er zögernd die Augen öffnete. Zum Glück war es dämmrig, und kein grelles Licht fachte die Pein weiter an.
    »Was, bei allen Geistern der Tiefe … Oh.«
    Die Erinnerung kehrte mit einem Schlag zurück. Der Admiral, die Soldaten. Roxane. Der Gewehrkolben.
    »Verfluchte, dreckige Marine«, entfuhr es ihm. »Wo sind wir?«
    Eigentlich war die Frage überflüssig. Sie befanden sich in einem kleinen Raum an Bord eines Schiffes. Jaquento kannte
jede Ecke der Windreiter , und dies war nicht sein Schiff. Also blieb als Möglichkeit nur ein Kriegsschiff. Die Einheit verdamme mich, dachte er. Die legendäre Gastfreundschaft der Marine und die unangenehme Aussicht, bald von der Rah zu

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