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Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln

Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln

Titel: Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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grub, erheiterte den Hiscadi, und er erwiderte Bihrâds Grinsen. »So muss es wohl sein, mein Freund.«
    Einen Moment herrschte Schweigen, dann setzte Jaquento sich unvermittelt wieder auf. Etwas war ihm bislang entgangen, doch jetzt wusste er plötzlich, was er vermisste.
    »Wo ist Sinosh?«

SINAO

    Die schweren Schritte verhallten in der Gasse unter ihnen. Sinao wagte kaum zu atmen, obwohl sie wusste, dass sie wohl weniger zu befürchten hätte als Manoel, wenn die Soldaten sie finden würden. Der junge Maestre hingegen lag entspannt auf dem Boden und blickte den Rauchkringeln nach, die er lässig in die Luft blies. Das Zimmer war nicht besonders groß, und es bot nicht einmal Platz für eine anständige Schlafstatt, aber Sinao war kaum Besseres gewöhnt, und Manoel schien die Enge nicht zu stören. Alles hier wirkte schäbig, der flache Tisch mit den vielen Flecken, die Truhe, aus der ein Brett herausgebrochen war, so dass man hineinsehen konnte, selbst wenn sie geschlossen war, sogar die Balken an der Decke, die der Rauch vieler Jahre fast schwarz gefärbt hatte.
    Unsicher ließ sich Sinao an der Wand hinabgleiten, zog die Knie unter das Kinn und schlug die Arme um die Beine. Jetzt sah Manoel zu ihr hinüber und lehnte sich auf die Ellenbogen.
    »Keine Sorge, Sin. Hier sind wir so sicher, wie man nur sein kann. Keiner hier mag die Thayns, und niemand wird uns verraten.«
    Eigentlich sollten die Worte sie beruhigen, doch stattdessen trieben sie Sinao die Tränen in die Augen. Alles hier erinnerte sie an ihr Leben als Sklavin; die ständige Furcht, die
Sorge vor Entdeckung, die Angst vor den Blassnasen. Gemeinsam mit Majagua hatte sie davon geträumt, dem allen zu entgehen, doch nun war alles gleich geblieben. Für mich gibt es keinen Frieden. Majagua ist tot, und ich werde immer eine Sklavin sein .
    »Da, sie sind schon wieder weg«, erklärte Manoel mit seiner vom Rauch schwerfälligen Zunge und legte sich wieder auf den Rücken. Tatsächlich waren die Geräusche verstummt, die von der Anwesenheit der Thayns gekündet hatten. Vermutlich hatten die Soldaten einfach einige Leute befragt und waren dann weitergezogen. Seit Tagen durchkämmten sie immer wieder die Stadt auf der Suche nach Seeleuten von der Windreiter , die ihnen bei dem Angriff entkommen waren. Piraten hatte Manoel sie genannt und dabei gelacht, als wäre es ein guter Scherz.
    »Warum hören sie nicht auf?«
    Manoel seufzte leise. Ein letzter Ring aus Rauch verließ seinen Mund und schwebte durch die Luft, so frei, wie Sinao niemals sein konnte. Dann robbte Manoel zur Wand und setzte sich mit dem Rücken daran gelehnt hin.
    »Weil sie wissen, dass wir Mojo haben. Ein Pirat mehr oder weniger in der Stadt würde die Thayns nicht stören. Alle werden sie sowieso nie fangen, denn für jeden, den sie in die Marine stecken oder aufknüpfen, wachsen zwei neue nach. Aber ein Maestre … das ist ein anderes Kaliber.«
    »Lass uns weggehen, ja?«
    »Müssen wir, Sin, müssen wir. Aber jetzt geht das nicht.«
    »Warum?«
    »Es liegt kein Schiff im Hafen, das uns irgendwie nützen kann. Wir können nirgends an Bord geh’n. Und ich würde wetten, dass die Rotröcke genau schauen, wer gerade anheuern will. Wir müssen abwarten, bis ihnen langweilig wird.«

    Zwinkernd hielt Sinao die Tränen zurück. Sie wollte nicht mehr weinen, nicht mehr an Majagua denken, an Hequia, an Tangye und an die dunklen Balken am Fort, wo so viele Paranao gebaumelt hatten, bis ihr Gesicht ganz dunkel geworden war. Trotzig zog sie die Nase hoch und sah Manoel herausfordernd an.
    »Wir könnten über den Berg gehen. Weg aus der Stadt.«
    Manoel nickte langsam, als würde er nachdenken. Schon schöpfte Sinao Hoffnung, doch dann antwortete er: »Im Hinterland gibt es auch nicht viel, was uns helfen könnte. Ein paar Plantagen. Wir würden Wochen brauchen und doch nirgends ankommen. Wir bräuchten Vorräte, die wir nicht haben, und hätten am Ende kein Ziel. Nein, das ist keine gute Idee.«
    »Aber hier rumzusitzen ist eine gute Idee, ja? Rumzusitzen und den Mist da zu rauchen, bis unser Herz leer und kalt wie Eisen ist?«
    Ihre Stimme war laut geworden, und sie funkelte den jungen Maestre wütend an. Es war, als flimmere die Luft zwischen ihnen, als würde sie heiß wie an einem Sonnentag.
    »Du hast recht«, bekannte Manoel plötzlich. »Aber es is’ verdammt langweilig, hier drin eingesperrt zu sein wie zwei Ratten im Käfig. Und eine Pfeife hilft, die Zeit zu überstehen. Hör mal.

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